Kugel mit Geheimnis
Malchow (bedi). Der Künstler Sieghard Dittner wäre im Sommer 2024 hundert Jahre alt geworden. Seinen Nachlass besitzt die Stadt Malchow. Kurz vor dem hundertsten Geburtstag Dittners begann eine Gruppe im „Förderverein Kulturzentrum Kloster Malchow e. V.“, gemeinsam mit dem Kunstmuseum das Material zu sichten, zu erfassen und aufzuarbeiten. Kopf der „positiv Verrückten“, wie es Bürgermeister René Putzar formuliert, der Dittner-Arbeitsgruppe, ist Ulrich Stienen. Noch. Denn am 28. Oktober übergab er, der über drei Jahre die Gruppe der Ehrenamtlichen geleitet hatte, den Staffelstab an Ramona Stein. Bei der Veranstaltung dazu im großen Saal des Rathauses Malchow zog er ein Resümee seiner über dreijährigen Tätigkeit: „Wir haben eine Schneise ins Erbe Dittners geschlagen.“ Die Forschungsergebnisse kann man im Museum betrachten, aber auch in einem Geburtstagskatalog. „Dieser wird demnächst in einer ergänzten Version erscheinen, weil wir fortlaufend Neues herausgefunden haben“, erzählte Ulrich Stienen.
Nicht nur die Erkenntnisse über Sieghard Dittner wachsen ständig an, sondern es steigt auch die Zahl der möglichen Exponate - durch Schenkungen. So übergab dieses Jahr zum Beispiel ein Spender ein Skatspiel mit Sagenfiguren aus Mecklenburg an das Museum, die der Künstler entworfen hatte. Auch eine Reihe Zeichnungen, die im Handdruckverfahren hergestellt wurden, ein abstraktes Werk und die Grafik einer alten Frau sind nun neu im Besitz der Einrichtung. Die Geber wollen meist anonym bleiben. Besonders wichtig für Ulrich Stienen ist eine Kugel aus Keramik: Vier Exemplare davon schuf Dittner nach der Raumfahrt Sigmund Jähns und seines sowjetischen Kollegen Waleri Bykowski. Ihre Namen sind darauf zu lesen. „Dittner wurde damals beauftragt, ein Kunstwerk zu schaffen, um sie bei ihrer Tour durch die DDR öffentlich ehren zu können“, berichtete Ulrich Stienen. „Es gibt sogar ein Foto von der Übergabe der Kugel in Neubrandenburg.“ Und ein Vorentwurf zu der Kugel läge bereits im Museum.
Generell sei es wichtig, dass der Museumsbestand Dittners Schaffen über Jahre und Genres hinweg repräsentiere: „Hier in Malchow fehlen jedoch die Werke aus den 1950-er Jahren. Falls uns jemand etwas aus dieser Zeit zukommen lassen möchte, könnten wir im Gegenzug Artefakte aus unserem Fundus anbieten“, sagte Stienen. Vor allem Kartenspiele, illustrierte Tiergeschichten oder Plakate aus den 80-ern seien mehrfach vorhanden.
Ulrich Stienen und seine Mitstreiter haben unzählige Stunden in Dittners Nachlass investiert. Er selbst beendet dieser Tage seine Forschungsarbeit vor Ort, weil er ins Ausland ziehen wird. „Ich bleibe aber natürlich im Hintergrund erhalten.“ Zu Beginn des kommenden Jahres wird Stienen seine Dokumentation zu Sieghard Dittner offiziell an die Stadt Malchow übergeben. „Meines Wissens hat sich bisher keiner so detailliert mit dem Werk dieses Künstlers befasst“, lobte René Putzar. Doch auch Nachfolgerin Ramona Stein hat eine besondere Beziehung zu Dittner: Sie wohnt in dem Gebäude, wo er und seine Ehefrau Vilja lange zu Hause waren, und kümmerte sich um den Teil des Nachlasses dort.