Waren (bedi). Waren begrüßte am Abend des 7. November in der Marienkirche einen bekannten und engagierten Streiter für den Frieden: Dr. Eugen Drewermann, Jahrgang 1940, Theologe, Psychoanalytiker und Schriftsteller von internationaler Reichweite, der unter anderem im Jahr 2007 den Erich-Fromm-Preis für sein friedenspolitisches Wirken erhielt. Eingeladen hatte ihn die Initiative „Menschlich Stark Miteinander“ aus Waren. Der Vortrag hatte zahlreiche Zuhörer in die Kirche gelockt. Nach einleitenden Worten eines Kirchenratsmitglieds und von Markus Häcker und Carmen Janecke von „Menschlich Stark Miteinander“ hielt Eugen Drewermann ein eindrucksvolles Plädoyer für die Verständigung zwischen den Menschen. „Es braucht Mut, in Zeiten wie diesen für den Frieden einzutreten“, rief er ins Rund der Kirche. Drewermann sprach frei, deutlich und mitreißend, offenbarte ein profundes Wissen natürlich in theologischen Fragen, aber auch der Geschichte, der Philosophie, der Literatur und psychologischer Prozesse. Er zitierte unter anderem Mahatma Gandhi, der 1947 sagte: „Ihr irrt euch, wenn ihr glaubt, der Frieden käme aus den Mündungsrohren von Kanonen.“
Der Theologe spannte den Bogen von Martin Luther King und seinem Engagement gegen den Vietnamkrieg, Jitzhak Rabins Einsatz für eine Einigung zwischen Palästinensern und Israelis, den er nicht lange überlebte, zum Schicksal Jesus´. „Alle, die sich in der Geschichte gegen den Krieg und für den Frieden eingesetzt haben, lebten gefährlich“, schlussfolgerte er.
„1989 lag der Frieden auf unserem Tisch - was haben wir daraus gemacht?“ fragte er, auch mit Blick auf den Ukrainekonflikt. Als Kenner psychologischer Beeinflussung erläuterte er einen der Gründe dafür, dass die Menschheit sich immer wieder in Kriege hineinziehen lässt, die eigentlich nicht in ihrem Interesse sind: Der militärische Drill und die Manipulation, die aus normalen Menschen Soldaten machen, Befehlsempfänger. „Stahlhelm auf den Kopf und aufhören zu denken“, so beschrieb er dies. Das Rezept dagegen zumindest für den Gläubigen: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen, wenn er sagt: Du sollst nicht töten!“
Eugen Drewermann drückt sich immer noch mit einer beeindruckenden Vehemenz und Sprachgewalt aus, trotz seiner 83 Jahre. Seine Thesen sind gleichzeitig aktuell und zeitlos. Das Publikum in der Warener Marienkirche dankte ihm für seinen Vortrag mit langem Applaus, viele Zuhörer standen dabei auf, um ihm Respekt zu erweisen. Der Redner seinerseits würdigte die Aufnahme durch die Warener als „großes Geschenk“.