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Müritz Tipp
Ausgabe 4/2024
Wat dei Lüd weit'n willen
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Goethe is platt

von Detlev Kunter

As mien Frühjohrsmäudigkeit an'n gröttsten wier, harr ick 'n eigenordigen Drom: Johann Wolfgang Goethe keem up Pingsturlaub von Weimar an dei Müritz - genauer secht, na Woren.

Un hei güng ganz allein spazifizieren - ahn Fru von Stein un dei lütte Vulpius. Ok Lotten wier in Weimar bläben. Miteins lannte hei in dei Goethestraat un hoechte sick sihr, dat Woren sonne poetische Stadt wier. Hei güng wieder un bleef vör ein grote Schaul stahn: dat Wossidlo-Gymnasium. Wossidlo? Den'n Mann kennte hei nich. Wat harr dei in sien Straat tau säuken. Hei wull doch man glieks up't Rathus gahn un sick erkunnigen. As hei so in Gedanken wiederlopen wier, keek hei nich schlecht, as hei nu noch 'ne Wossidlostraat funnen harr. Dei müßt ja woll 'ne bedüdende Persönlichkeit sien.

Johann Wolfgang wier noch bie't Grüweln, as hei luthals anfüng tau lachen. In disse Wossidlostraat geef't doch wohrhaftig 'ne Goetheschaul. Harr dat 'n deiperen Sinn? Hei winkte son lütten Butscher, dei grad oewern Schaulhoff düüste, tau sick ran un stellte em dei Fraach.

„Dat weitst Du nich, Unkel?“, säd dei lütt Pfiffikus. „Wi hemm' lihrt, dat Goethe sihr berühmt wäst is, man blots, hier versteiht em doch keiner. Wi schnacken ja all' platt. Un Wossidlo wiest uns, wat Goethe sien Geschichten un Riemels in uns' Sprak bedüden.“

„Dat's 'n Ding! Sech mi eins 'n Bispill!“

„Na, Unkel, Du kennst doch woll den'n berühmten Satz ut den'n 'Götz von Berlichingen'?“

„Un wie heit dei nu up platt?“

Dei Jung griente: „Du kannst mi mal an'n Noors licken!“, harr't secht un rönnte, as wier dei Leibhaftige hinner em her, taurüch in dei Schaul.

„Du büst ja 'n ganz Fixen. Oewer wenn Du jeden Urlauber so tau narren hest, ward keiner mihr kamen.“

Dei Angelägenheit harr em mäud makt. Hei güng in't Hotel un lechte sick up sienen west-östlichen Diwan schlapen.

Mi hett dei Goethebesäuk in Woren so upwäuhlt, dat ick upwakt bün un den'n Drom nu nich tau Enn' bringen kann. Un dorüm weit ick nich, ob Goethe un Wossidlo villicht nich doch noch gaude Frünn' worrn sünd.

Das Richard-Wossidlo-Gymnasium (in der DDR: Erweiterte Oberschule) wurde 1982 von seinem Stammsitz für zwanzig Jahre in die Goethestraße verlegt. Das Gebäude der früheren Goetheschule, das sich in der Wossidlostraße befand, gehört inzwischen zum Gebäudekomplex des Gymnasiums.