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Müritz Tipp
Ausgabe 4/2024
Wat dei Lüd weit'n willen
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Die Leute sind am Platt interessiert

Günter Lachmann weiß, dass heute auch Gäste aus Röbel und sogar aus Neubrandenburg angereist sind. „Man sieht: Die Leute sind interessiert am Platt“, freut er sich.

Mindestens einmal jährlich lädt das Malchower Museum „Kiek in un wunner di“ zum Plattdeutschen Nachmittag mit Günter Lachmann ein. Am 24. Februar war es wieder soweit. „Plattdeutsch ist doch die zweite Amtssprache in Mecklenburg-Vorpommern. Aber wir sprechen sie viel zu wenig!“ meinte Lachmann kurz vor dem Ende der kurzweiligen Stunde, die vor allem dem Werk Rudolf Tarnows gewidmet war.

Malchow (bedi). Über zwanzig Zuschauer sitzen dicht gedrängt im historischen Klassenzimmer des „Kiek in un wunner di“ in Malchow. Die meisten Gäste - alles Erwachsene - haben sich in die alten Schulbänke gezwängt. Für die anderen hat Museumsleiterin Martina Kurtz Stühle in den Durchgang zum Nachbarraum gestellt. „Wenn ich Sie so sehe, kann ich es mir kaum noch vorstellen, dass wir in den 1950-er Jahren, als ich in die dritte Klasse ging, mal über 50 Schüler in einem Raum waren“, so begrüßt Günter Lachmann sein Publikum kurz nach 14 Uhr. Martina Kurtz verabschiedet sich, nachdem sie einige einleitende Worte gesagt hat. „Ich werde aber von draußen gut zuhören, ob auch genügend gelacht wird.“ Diese Sorge ist beim Plattdeutschen Nachmittag mit Günter Lachmann unberechtigt. Der Malchower, der sich intensiv dem plattdeutschen Kulturerbe widmet und sich vor allem auf die Rezitationen der Werke Rudolf Tarnows spezialisiert hat, ist ein begnadeter Vorträger und Unterhalter. „Über dreißig Gedichte von Tarnow habe ich im Kopf, kürzere, aber auch viele lange“, sagt er nach der Veranstaltung. Wie immer hat er eine handschriftliche Liste der Werke mitgebracht, die für die Rezitation in Frage kommen. „Daraus wähle ich spontan während der Veranstaltung die passenden aus. Groß vorbereiten tue ich mich nicht“, erzählt Günter Lachmann. Obwohl er bereits über achtzig Jahre alt ist, rezitiert er alles aus dem Gedächtnis und untermalt seine Worte mit Gesten und Mienenspiel. „Ich spreche frei, weil ich den Kontakt zum Publikum halten möchte. Wenn ich vorlesen würde, ginge das nicht so gut.“

Als Einstieg gibt Günter Lachmann - natürlich auf Platt - eine knappe Einführung zu Leben und Werk Rudolf Tarnows. Danach stellt er in loser Folge ein rundes Dutzend Gedichte vor, die fast alle von Tarnow stammen. Die Verbindung von einem zum anderen schafft er durch ein paar launige Bemerkungen über das Leben damals und heute. Ein besonderer Lacherfolg ist die Geschichte vom Köster Klickermann, einer der Lieblingsfiguren Rudolf Tarnows, und dem Globus. Darin überlegen die handelnden Personen, ob es nicht einen mecklenburgischen Globus für diejenigen geben solle, die hier wohnen und sich vor allem mit ihrer Heimat beschäftigen wollen. Das Publikum scheint zum großen Teil des Plattdeutschen mächtig zu sein und folgt Lachmanns Vortrag begeistert. Erst gegen Ende der einstündigen Vorstellung holt der Künstler seine Liste hervor. „Alles kann ich ja nun auch nicht im Kopf haben.“ Als Kind habe er immer nur Platt gehört und es habe ihm gut gefallen, begründet Günter Lachmann seine besondere Beziehung zu dieser Sprachvariante. „Es ist ja eigentlich die zweite Amtssprache hier. Aber wir sprechen sie viel zu wenig!“ Zumindest während des Plattdeutschen Nachmittags in Malchow sorgen Lachmann und Autor Rudolf Tarnow dafür, dass ausreichend Platt „geschnackt“ wird.