Bruder Gabriel - franziskanisch unterwegs mit seinem Wohnmobil
Waren (bedi). Wenn Bruder Gabriel an seinem Basisort Waren Station macht, parkt er das „rollende Kloster“ hinter dem katholischen Gemeindehaus. Der Franziskaner öffnet die Tür des Fiat-Wohnmobils, das er im November bekommen hat, nachdem das Vorgängerauto nicht mehr den TÜV passierte. „Das Mobil ist für mich Lebensraum, Arbeitsplatz, Rückzugsort, Beichtstuhl und Vorratskammer“, sagt der 61-jährige. In einer Nische über dem Fahrersitz schläft er, wenn er unterwegs ist. Im hinteren Teil des Fahrzeugs können weitere zwei Personen übernachten - wie Kirchenmitarbeiter, die Gabriel begleiten. Dusche und Toilette gibt es auch. Aber in der Regel nutzt der Bruder die sanitären Einrichtungen in den Gemeindehäusern, wo er sein Mobil abstellt, oder nächtigt auf Campingplätzen. Im Warener Gemeindehaus hat er ein kleines Zimmer. Während des vergangenen Jahrs besuchte er mit dem „rollenden Kloster“ so unterschiedliche Orte wie das Fusion-Festival in Lärz, den Campingplatz Ecktannen in Waren, die Städte Neustrelitz und Feldberg, Dörfer im Klützer Winkel, das Neubaugebiet Rostock-Evershagen und den Strand in Warnemünde.
Seit vier Jahren bereist Bruder Gabriel die Lande, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Damit handelt er im Sinne des Ordensgründers Franziskus. „Er war sehr volksverbunden. Diesem Beispiel möchten wir Franziskaner folgen und zu den Leuten hingehen.“Sein Projekt heißt „Franziskanisch unTerwegs“. Gabriel wuchs ursprünglich als Andreas Zörnig in Rüdersdorf bei Berlin in einer vielköpfigen katholischen Familie auf. Er entschied er sich früh, Ordensbruder zu werden. Seine religiöse Ausbildung begann er 1989 im Eichsfeld. „Dabei lernt man unter anderem, was man über den Orden selbst, seine Traditionen und wichtige Gebetsformen wissen muss.“ Zehn Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Bereits bei seinem Ordenseintritt hatte er sich den Ordensnamen Gabriel ausgesucht, der nun neben seinem Taufnamen Andreas und seinem Nachnamen im Ausweis steht. In den Jahren nach der Weihe arbeitete Bruder Gabriel als Jugendpfarrer und als Gefängnisseelsorger. „Als Seelsorger wusste ich natürlich nie, was für ein Mensch mich hinter der jeweiligen Zellentür erwarten würde.“ Die Idee zu „Franziskanisch unTerwegs“ kam ihm in dieser Zeit. Gabriel schrieb ein Konzept für sein Projekt und 2021 ging es los.
Der Bruder geht gezielt auf die Menschen zu und spricht sie an. „Um das Eis zu brechen, lasse ich sie zum Beispiel eine meiner Segenskarten ziehen.“ Die meisten Leute erzählten gern über sich selbst, hat Gabriel erfahren. Derzeit seien viele Menschen ratlos, welchen Politikern sie überhaupt noch vertrauen können. Aber grundsätzlich wollten sie vor allem über ihre eigene Lebensgeschichte reden, über die Brüche darin, über ihr Verhältnis zu anderen Familienmitgliedern, berichtet Bruder Gabriel. Bei dieser Reflexion fänden sie oft zu Gott.