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Müritz Tipp
Ausgabe 7/2025
Regionales/Aktuelles
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Den Wald nicht gestalten, sondern begleiten!

Knut Sturm gestaltete den Vortrag



Karow (bedi). Die Naturparkverwaltung hatte in ihrer Einladung Knut Sturms Vortrag als öffentlich deklariert. Doch es war zu spüren, dass neben einigen Gästen vor allem fachkundiges Publikum im Veranstaltungsraum des Karower Meilers saß. Kein Wunder, bildete doch der Vortrag den Schlusspunkt eines Tages, an dem bereits die Mitgliederversammlung des Fördervereins des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide und eine Exkursion zum Serrahn stattgefunden hatten. Knut Sturm referierte am 5. April ab 17 Uhr zum Thema „Der Dauerwald als Waldretter und Universalgenie für den Klimaschutz!?“ Er ist Referatsleiter für Klimaschutz, Naturschutz und Forsten im Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommerns und hat sich vertieft mit naturnaher Waldnutzung beschäftigt.

„Wir haben eine Waldkrise“, leitete Sturm seine Präsentation ein. Das liege unter anderem daran, dass man stets denselben Denkweisen folge, aber dennoch eine Veränderung erwarte. „Wald lässt sich nicht bauen!“ fasste der Experte eine seiner Thesen zusammen. Dass dies den Widerspruch vieler Förster hervorrufe, dessen sei er sich bewusst. Doch an mehreren Beispielen aus der Forschung zeigte Knut Sturm: In vielen Fällen gedeiht der Wald langfristig besser und ist auch widerstandsfähiger und belebter, wenn man ihn sich selbst überlässt: So sei die Artenvielfalt auf ehemaligen Waldbrandflächen größer, wenn man das Gebiet ruhen lasse, als wenn man es beräume, pflüge und aufforste, wie meist üblich. Auch bei Borkenkäferbefall empfehle sich das Beräumen nicht unbedingt, da man dabei zwar dem Käfer, mehr aber noch seinen Fressfeinden zu Leibe rücke. Knut Sturm plädiert also für einen möglichst naturnahen Wald, der alle nötigen Entwicklungsstufen von der Pionierphase bis zur Alters- und Zerfallsphase durchlaufen darf. Der sogenannte Dauerwald sei recht nahe an diesem Ideal, weil er im Vergleich zum reinen Nutzwald mehr Phasen abdecke. Als Maßnahmen schlägt er vor, Totholz weitgehend liegenzulassen, auch nicht alles hinaus zu räumen, was als Brennholz dienen könnte, den Boden durch Moor-Renaturierung zu schützen und Holz generell nur in bestimmten Abständen zu rücken, wenn möglich mit Pferden. „Kahlschläge, Monokulturen, exotische Baumarten, Dünger und Pestizide, Entwässerungen, Harvestereinsatz... diese Sachen sollte man vermeiden.“ Es gehe darum, den Wald nicht zu gestalten, sondern zu begleiten. Langfristig könne auch ein solcher Wald genügend Holz liefern, aber eben nicht kurzfristig. So müsse man auch über eine andere Holznutzung nachdenken, bei der weniger des wertvollen Stoffes verbrannt werde.