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Müritz Tipp
Ausgabe 8/2024
Regionales/Aktuelles
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Ein verlängertes Wohnzimmer

Hier entsteht Fensterdeko

Waren (-lke). Die zwei wundervoll dekorierten Schaufenster in der Friedensstraße fallen auf. Stoffelefanten, Taschen, Deko und vieles mehr werden zum Verkauf angeboten. Von innen hat man einen schönen Blick nach außen, andersrum ist beim Blick von außen die Diskretion gewahrt. Die „Tagesgruppe im zweiten Lebensraum“ des Diakoniewerkes Kloster Dobbertin mit ihren Räumen in Waren ist hier zu finden. Pro Jahr ist etwa jeder dritte Mensch in Deutschland von einer psychischen Erkrankung betroffen. Aber diese psychischen und seelischen Beeinträchtigungen sind eben nicht so deutlich sichtbar wie z.B. ein gebrochenes Bein. Und so geraten Betroffene immer stärker in eine Spirale aus Passivität, Selbstverachtung, Vereinsamung und immer stärkerem Zurückziehen aus dem öffentlichen Leben. Dem Stigma, das den Betroffenen anhaftet, will man etwas entgegensetzen. Seit Januar 2022 bieten 5 Mitarbeiter als pädagogische Fachkräfte mit den unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen den zur Zeit 11 Teilnehmern „ein verlängertes Wohnzimmer“. Hier finden sie einen Ort der Begegnung und des Austausches, hier entwickelt sich Gemeinschaft. Fähigkeiten und Fertigkeiten können ausgelotet werden, um Interessen zu erkunden und Talente, die vielleicht sogar im Verborgenen schlummerten, zu entdecken. Ergotherapeutische Angebote im kreativen Bereich vermitteln Erfolgserlebnisse, denn das liebevoll entstandene Produkt wird zum Verkauf angeboten. Außerdem bietet die praktische Beschäftigung die Möglichkeit des „Abschaltens“, des „Ausbruchs aus dem Gedankenkarussell“. Training für das häusliche und alltägliche Leben, Aufbau einer Tagesstruktur und Vorbereitung auf das Berufsleben sowie Praktika im Müritzeum gehören ebenso zum Programm. Jeder Tag beginnt mit einer Gesprächsrunde. „Hier gelingt vieles so gut, weil unser buntes multiprofessionelles Team jedem einzelnen die Möglichkeit bietet, den zu ihm passenden Ansprechpartner zu finden“, erklärt uns Herr Haugwitz, der besonders im Bereich Holzwerkstatt Anleitung geben kann. Die Ziele, die sich jeder einzelne setzt, werden gemeinsam mit dem Sozialamt erarbeitet. Unterstützung bekommt die Einrichtung vom sozialpsychiatrischen Dienst und von der Klinik in Röbel. Gute Kontakte bestehen auch zu der „besonderen Wohnform“, in der Menschen mit psychischen Erkrankungen ein Zuhause finden können. Der Aufenthalt in der Gruppe variiert, von einem Monat bis zu zwei Jahren. Aber auch gemeinsam Höhepunkte im Jahr zu feiern und ganz viel Spaß mit Wohlfühlgarantie kommen nicht zu kurz. Hier wird das umgesetzt, was auf dem Flyer zu lesen ist: „Wir machen es uns zur Aufgabe, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in unsere Mitte zu holen!“