Malchow (bedi). Über zu viel Freizeit kann sich Carolin Schelonka nicht beklagen: Die 36-jährige Malchowerin ist als selbstständige Physiotherapeutin täglich zu Hausbesuchen unterwegs, hat eine vierjährige Tochter und übt mehrere Ehrenämter rund um die Inselstadt aus - vom Volksfestverein über den Katastrophenschutz bis zu Miteinander in Malchow. Dennoch wendet sie wöchentlich drei bis fünf Stunden auf, um das Leben von Menschen mit Beeinträchtigung in ihrer Heimatstadt zu verbessern. „Beruflich und privat komme ich viel mit Leuten in Kontakt. Eine ehemalige Nachbarin, die auf den Rollator angewiesen ist, klagte darüber, dass sie damit auf einigen von Malchows Gehwegen schlecht vorwärts kommt“, erzählt Carolin Schelonka. Das Schicksal dieser Frau brachte sie dazu, sich bei der lokalen Politik für eine Lösung dieses und ähnlicher Probleme zu engagieren: Sie bewarb sich auf die ausgeschriebene Stelle als ehrenamtliche Behindertenbeauftragte und setzte sich gegen mehrere Mitbewerber durch. Die Stadt Malchow verlängerte ihre vierjährige Amtszeit bereits zweimal.
Carolin Schelonka sieht sich als Anlaufstelle für Menschen mit Beeinträchtigung und als jemand, der sowohl ihre Klientel als auch die Behörden versteht und zwischen beiden vermittelt. „Meist werde ich angesprochen, ob ich bei einem Problem helfen kann. Dann schaue ich, ob ich es selbst löse, oder vermittle jemanden, der es kann.“ Die Leute suchen zu vielfältigen Themen ihren Rat: wollen wissen, wo der nächste Pflegestützpunkt ist, wie man einen Schwerbehindertenausweis beantragt, welche geschützten Werkstätten oder Behindertenwohngruppen in der Nähe zu finden sind, welchen Pflegedienst oder Therapeuten man ansprechen kann. „Oft geht es auch um barrierefreie Zugänge oder barrierefreie Wohnungen.“ Sie recherchiert dann und findet zum Beispiel heraus, welche Gewerke man kontaktieren muss, um einen Weg barrierefrei zu machen. Eng arbeitet Carolin Schelonka mit dem Behindertenverband Müritz und seiner Vorsitzenden Hanni Rossek zusammen. Wenn das Thema es erfordert, vertritt sie es in den entsprechenden Ausschüssen der Stadt Malchow. „Die Kommunikation mit den Ämtern der Inselstadt klappt sehr gut.“
Wenn sie Menschen erfolgreich zur Seite stehen konnte, motiviert sie das. „Schule ich Leute zum Beispiel zu medizinischen Hilfsmitteln, die sie nutzen können, und sie wissen dann gut darüber Bescheid, freut mich das.“ Frustriert ist Carolin Schelonka, wenn Menschen sofort Hilfe brauchen, das aber nicht möglich ist - weil beispielsweise gerade keine barrierefreie Wohnung zu haben ist. „Und dann gibt es Dauerbrenner wie den Zustand mancher Straßen und Fußwege. Da hilft nur Dranbleiben!“