v.l.n.r.: Torsten Koplin (Die Linke), Johannes Arlt (SPD), Enrico Schult (AfD) und Björn Eckardt (dieBasis) stellten sich den Fragen des Jugendbeirates und des Publikums
Björn Eckhardt (dieBasis) hat das Wort, rechts im Bild: Sabrin Akkad und Alicia Ahlgrimm vom Jugendbeirat Röbel
Um die hundert Gäste zeigten sich interessiert in der Aula des BGZ Röbels
Röbel (at). Am 11. Mai wählt der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte einen neuen Landrat. Im Vorfeld stellten sich vier der fünf Kandidaten – Johannes Arlt (SPD), Björn Eckardt (dieBasis), Torsten Koplin (Die Linke) und Enrico Schuldt (AfD) – am 30. April den Fragen des Jugendbeirats Röbel im Begegnungs- und Grundschulzentrum. CDU-Kandidat Thomas Müller war verletzungsbedingt verhindert. Bürgermeister Matthias Radtke und Moderatorin Ute Küchel begrüßten zahlreiche Gäste, die trotz des Feiertagsvorabends zu der vom Bündnis Weitblick und dem Jugendbeirat Röbels initiierten Veranstaltung gekommen waren.
Sabrin Akkad und Alicia Ahlgrimm vom Jugendbeirat Röbel eröffneten die Diskussion mit je drei Fragen zu Bildung, Digitalisierung und Mobilität. Jeder Kandidat hatte eine vorgegebene Redezeit für seine Antwort.
Beim Thema digitale Ausstattung von Schulen herrschte Einigkeit: Digitalisierung bleibt unerlässlich – jedoch sei das Geld knapp. Koplin verwies auf das Investitionsprogramm im Landkreis, das auch Mittel zur Digitalisierung vorsieht. Schuldt forderte mehr Unterstützung vom Land, gerade bei Wartung und Support. Die Digitale Landesschule dürfe nur Ergänzung bleiben – das Hauptproblem bleibe der Lehrermangel. Koplin entgegnete, dass über 1.000 neue Lehrer im letzten Jahr eingestellt wurden – ein Aufwärtstrend.
Unterschiedlich fielen die Meinungen zur Beteiligung Jugendlicher an digitalen Projekten aus. Eckardt sieht angesichts der Strukturvorgaben wenig Spielraum, zeigte sich aber offen. Schuldt verwies auf Mitsprachemöglichkeiten über Schulkonferenzen. Arlt merkte an, dass im Landkreis bisher keine Jugendkandidatur existiert – obwohl gesetzlich vorgesehen. Das müsse sich ändern. Koplin sprach sich dafür aus, die Jugend aktiver einzubinden und von ihr zu lernen – besonders in einem Flächenland wie M-V.
Beim Thema Mobilität trafen die Jugendlichen ins Schwarze. Zwar gibt es rund 2.000 km Radwege, doch sie reichen bei weitem nicht aus – weder für Alltag noch Tourismus. Im letzten Jahr wurden nur 11 km neu gebaut. Die Anbindung der alten Bahnstrecke zwischen Plau und der Müritz sei in Vergessenheit geraten, kritisierte der ehemalige Bürgermeister von Röbel. Koplin sieht in der geplanten Straßensanierung für 12 Mio. Euro eine Chance, die Radwege einzubeziehen. Arlt warnte vor Vereinsamung durch schlechte Mobilität, sprach sich für ein 29-Euro-Deutschlandticket auch in den Ferien aus und forderte mehr Rufbus-Angebote. Eckardt warb für autonome Busse nach Vorbild anderer Länder.
Auch Themen wie Windkraft, Abwanderung junger Menschen und Unternehmensnachfolge wurden diskutiert. Alle Kandidaten stehen grundsätzlich hinter erneuerbaren Energien – fordern aber maßvolle Planung. Der Bürger sollte mitentscheiden dürfen und jedes Land nur so viel Energie produzieren sollte, wie es selbst verbraucht. Achtsamkeit bei der Flächenvergabe und der Schutz des Klimas im Interesse zukünftiger Generationen wurden als zentrale Anliegen hervorgehoben. Alle Kandidaten versicherten, im Falle einer Wahl die volle Legislaturperiode zu absolvieren. Besonders in den freiwilligen Aufgaben eines Landrates – etwa in Kultur, Tourismus oder altersgerechter Entwicklung – sehen sie großes Potenzial zur Gestaltung.
Anders als bei so manchem Kanzlerduell erlebte das Publikum einen kurzweiligen Abend mit einer respektvollen und sachlich-kritischen Diskussion.