Waren (bedi). Die letzte Veranstaltung des Stadtführer-Kurses bot den Teilnehmern noch einmal viel Lernstoff: Kerstin Dolata, ehemalige Lehrerin am Warener Richard-Wossidlo-Gymnasium, führte die Gruppe durch die Schule, zeigte Archiv, Aula und Bibliothek. Die Frauen und Männer, von denen rund die Hälfte plant, selbst bald Gäste durch Waren zu geleiten, konnten sich ein Bild von der traditionsreichen Einrichtung und ihrem Namensgeber machen und - mittlerweile aus der Fachperspektive - beobachten, wie eine Führung gestaltet wird. Zuvor hatten Steffi Rüthnick, Leiterin der Außenstelle Waren der Volkshochschule Mecklenburgische Seenplatte, und Cornelia Runge, Leiterin der „Waren (Müritz)-Information“, die tolle Zusammenarbeit aller Beteiligten bei diesem Projekt gelobt. Dies schloss die Interessengemeinschaft der Stadtführer ein, die sich ebenfalls beteiligt hatte. Dreizehn Teilnehmer waren im Oktober gestartet - zwei brachen ab, einer kam hinzu. Zwölf blieben dabei. Sechs meldeten sich zur Prüfung. Zwei weitere denken darüber nach. Die restlichen Teilnehmer hatten den Kurs nur aus allgemeinem Interesse an Warens Stadtgeschichte belegt oder wurden nicht zur Prüfung zugelassen, weil sie die relativ strenge Anwesenheitsquote nicht erfüllt hatten. „Aber alle loben den Kurs: was ihnen geboten wurde, was sie über die Stadt gelernt haben, wie sie sich in der Gruppe zusammenfanden“, sagte Cornelia Runge. Sie freut sich sehr, dass sich jetzt ein großzügiger Nachwuchs-Pool für die ehrenamtlichen Stadtführer in Waren gebildet hat. In einigen Jahren könnte man die Schulung wiederholen. „Das Organisationsmodell hat sich bewährt.“
Bernd Ahlf stand an diesem Abend in der Wossidlo-Schule ein wenig mehr im Mittelpunkt als sonst. Denn der gebürtige Hamburger, der seit vier Jahren in Waren wohnt, war als erster ins kalte Wasser gesprungen: Er absolvierte am 28. April ab 11 Uhr seine Prüfungs-Stadtführung. Nun konnte er den anderen sein Zertifikat zeigen und ihnen Tipps geben. Nachdem er unzählige Stadtführungen als Gast begleitet hatte, erarbeitete sich Bernd Ahlf für den großen Tag eine Route vom Markt zur Marienkirche, zum Hafen, der ihn besonders fasziniert, zur Georgenkirche und zur Steinmole. „Ich bin die Strecke mehrmals abgelaufen, damit ich mit der vorgegebenen Zeit von zwei Stunden hinkomme. Aber es lässt sich natürlich nicht kalkulieren, wie lange man braucht, alle Fragen der Gäste zu beantworten“, erzählte Ahlf. Am Ende musste er die Route ein wenig abkürzen - die Flexibilität dazu erwarb er in der Ausbildung. „Bernd Ahlf hat die Leute geführt wie ein alter Hase“, lobte Cornelia Runge. Sie begleitete die Runde gemeinsam mit zwei altgedienten Stadtführern - gewissermaßen als Prüfungskommission. Die acht Gäste wussten übrigens nicht, dass sie an diesem Tag ein Neuling führte. Bernd Ahlf ist nun als Stadtführer bei der „Waren (Müritz)-Information“ gelistet und wird bald zum ersten Mal Touristen in Eigenregie durch Waren führen.