Daniela Hillbricht
"Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?"
Die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus hatten gerade die schwersten Tage ihres Lebens durchlebt. Der, auf den sie all ihre Hoffnung gesetzt hatten - Jesus - war gekreuzigt worden. Ihre Träume lagen in Scherben, ihre Herzen waren erfüllt von Trauer und Enttäuschung. Inmitten dieser Hoffnungslosigkeit begegnet ihnen Jesus, doch sie erkennen ihn zunächst nicht. Erst als er mit ihnen spricht, ihnen die Schrift auslegt und schließlich das Brot bricht, öffnen sich ihre Augen - und sie erinnern sich: „Brannte nicht unser Herz in uns?“ Dieser Augenblick ist von tiefer Bedeutung: Die Jünger spüren, dass ihr Herz bereits während des Gesprächs mit Jesus innerlich berührt war. Seine Worte hatten etwas in ihnen entfacht - Hoffnung, Liebe und neues Leben.
Auch wir erleben Momente der Enttäuschung, des Zweifels und der Unsicherheit. Manchmal durchschreiten wir dunkle Zeiten und fragen uns, wo Gott ist. Doch gerade in diesen Momenten ist Jesus oft an unserer Seite - selbst wenn wir ihn nicht sofort erkennen. Woran orientieren wir uns, wenn wir entscheiden müssen, was für uns wahr, bedeutend und wichtig ist, insbesondere auf Wegen, die uns von unserem Zentrum fortführen - „auf dem Weg nach unserem Emmaus“? In unserer heutigen Zeit steht oft das Ideal im Vordergrund, stets gelassen zu bleiben. Doch gerade das Kriterium „brannte nicht unser Herz“ dient als innerer Maßstab unserer geistigen und seelischen Existenz. Keine geistige Systematik kann das Fehlen innerer Ergriffenheit ersetzen. Letztendlich geht es immer um Liebe!
Ich bin überzeugt, dass diese Geschichte auch unsere Geschichte werden kann. Sie lädt uns dazu ein, das, was uns am Herzen liegt, selbst in schwierigen Situationen nicht zu verlieren. Die Hoffnungen, die wir vielleicht resigniert begraben haben, können wieder an Bedeutung gewinnen. In jedem Fall hätten wir dann jenen an unserer Seite, der sich durch Vertrauen und Hingabe in unserem Leben offenbart. In der Begegnung mit ihm und im Teilen dessen, was uns bewegt, kann Veränderung geschehen und Hoffnung Früchte tragen.
Nachdem die beiden Jünger Jesus erkannt hatten, eilten sie noch am selben Abend zu ihren Freunden, um ihnen von ihm zu berichten. Denn sie wussten: Jesus lebt! Bis heute machen Menschen diese Entdeckung - und erkennen, wer Jesus wirklich ist.
Es grüßt Sie herzlich im Namen der Kirchengemeinde Stapelholm