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Stapelholm-Kurier
Ausgabe 6/2024
Allgemeine Mitteilungen
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Moses sagte: Fürchtet euch nicht. Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute errettet. (Ex, 14,13

Da macht Moses es sich doch ganz schön einfach, finde ich.

Als könnte man einfach die Hände in den Schoß legen und dabei zuschauen, wie Gott unsere Probleme und Nöte einfach aus der Welt schafft?!

Das kommt mir zumindest in meinem Leben, in meinem Alltag oftmals ganz anders vor. Weiten wir unseren Blick dann noch über uns selbst hinaus auf unsere Mitmenschen, ja gar in die Welt, so scheint dieser Bibelvers schon fast absurd. Die Nachrichten erzählen uns, wie furchtbar alles ist und dass wir sowieso nicht mehr zu retten sind. Wir sehen und hören von Katastrophen, surfen uns durch apokalyptische Newsfeeds und trauen uns schon fast gar nicht mehr die Zeitung aufzuschlagen.

Und doch, so sagt mir mein Gefühl, könnte etwas dran sein, an Moses Worten.

Kennen Sie diesen einen stillen Moment, in dem Ohnmacht, Verzweiflung, Trauer, Wut oder Hoffnungslosigkeit einen fast zu Boden ringen?

Es ist dieser Zustand, in dem kein Licht, keine Freude und kein Glück mehr ist.

Für mich sind dies Zeiten in meinem Leben, in denen ich fast verschwinde, mich zurückziehe und es mich nur noch in meiner reduziertesten Form gibt. Die Welt muss draußen bleiben.

Dann, fast unmerklich, aber doch beharrlich und fühlbar, schleicht sich etwas in mein Herz und meine Seele zurück: Hoffnung, Vertrauen, Zuversicht, Freude, Glück, Liebe.

Wie kann das sein? Wo kommt das alles her?

Ich denke an Worte wie Durchhaltevermögen, Resilienz, freue mich über meine Zähigkeit, klopfe mir auf die Schulter für meinen langen Atem - und doch frage ich mich: habe ich das ganz alleine geschafft?

„Das letzte Bisschen kommt von oben.“, heißt es doch, oder? Und dieses letzte Bisschen ist das, was Vollständigkeit ausmacht, das, was auf keinen Fall fehlen kann, das, was heil macht.

Während ich also „stehengeblieben“ bin, äußerlich und auch innerlich, hat Gott den Weg zu mir gefunden und mich wieder „heil gemacht“ - mich errettet.

Vermutlich teilt Gott nicht das Wasser für Sie oder erscheint Ihnen in einem brennenden Dornbusch, aber, so glaube ich, Gott macht sich bemerkbar und streckt seine Hand nach uns aus, wenn wir das Gefühl haben, nicht mehr zu können, wenn wir kurz davor sind, alles hinzuschmeißen und aufzugeben.

Dieser Glaube an „das letzte Bisschen“ möge Sie durch alle Tage, die dunklen und die hellen, tragen und Sie ein bisschen „vollständiger“ machen.

Es grüßt Sie herzlich

Sabrina Jürgens
im Namen unserer Kirchengemeinde Stapelholm