GB-Daniela Hillbricht
„Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf.“
Petrus hat gelernt, daß er als Jude eigentlich nicht bei Nichtisraeliten einkehren sollte. Aber schon Jesus hat sich zu Sündern an den Tisch gesetzt. Nicht um zu provozieren, sondern um zu zeigen, daß Gottes Liebe weiter geht als unsere menschlichen Vorstellungen. Und daran denkt Petrus hier, wenn er sagt: „Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf.“
Bevor Petrus das Haus von Kornelius betritt hat er einen Traum, in dem er eine Stimme hört:
„Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht unrein.“ Er kann das noch nicht gleich einordnen, aber als er zu Kornelius kommt, der ihm als gottesfürchtiger Mensch vorgestellt wird, merkt er, was es bedeutet: nämlich einen Menschen nicht nach seiner Herkunft zu beurteilen. Weil „Gott niemanden wegen seiner Herkunft bevorzugt oder benachteiligt“, soll er es auch nicht tun. Er sagt zu Kornelius, der sich ihm bei der Begrüßung zu Füßen wirft: „Steh auf, auch ich bin ein Mensch.“ - und eigentlich sagt er damit alles, was wichtig ist, wenn wir uns als Menschen begegnen: Wir sind Menschen! Darauf sollten wir sehen.
Und das Schöne daran ist, daß Petrus nicht etwa jemand ist, der von Anfang an diese Weisheit in sich trägt, sondern, daß er das auch lernen muss. Er setzt sich mit seinen eigenen Vorstellungen auseinander, und lernt weitherziger zu denken, er lernt mit Gottes Perspektive auf seine Mitmenschen zu sehen: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ (1.Sam 16,7)
Vielleicht können wir uns mit dieser Geschichte auch selbst etwas barmherziger ansehen: Wir dürfen uns selbst den Raum geben, zu lernen, wenn wir anderen Menschen begegnen. Wir haben unsere Vorstellungen, und manchmal passen andere Menschen nicht hinein. Aber das ist der Zeitpunkt, unsere Vorstellungen zu hinterfragen: Wenn Gott diesen anderen Menschen genauso - wie mich - als etwas Wunderbares, Kostbares, Einmaliges geschaffen hat: Gibt es einen Weg, wie ich das in meine Vorstellung integrieren kann? Ich glaube, der Weg ist das Kennenlernen. Mach Dich auf den Weg, wie Petrus, lerne diesen Menschen kennen, und Du wirst etwas erfahren von einem Menschen, der Dir begegnet, Du wirst vielleicht - indem Du ihn kennenlernst - verstehen, warum er Dir fremd war. Und Du wirst vielleicht verstehen, warum Gott beiden, Dir und dem Anderen, einen Platz in dieser Welt gegeben hat.
Lasst uns hinausgehen in die Weite unserer Landschaft - und damit immer ein bisschen auch in die Weite der Liebe unseres Gottes, die jeden Menschen meint. Dabei können wir lernen, wie wir den Kreis unserer Vorstellungen immer ein bisschen weiter ziehen können.
Herzliche Grüße,