Stefan (l.) und Spender Marcel.
Bericht in der Grafschafter Zeitung, 2013 / KW 18, S.50f.
Es ist inzwischen 10 Jahre her, seit Stefan M., damals in der Grafschaft wohnend, die für ihn lebenswichtigen Stammzellen bekam. Er berichtet: „Es war Mittwoch, 24. April 2013, gerade lief Dortmund gegen Real Madrid im Krankenhaus-Fernseher, da ging die Tür auf und sie kamen ganz unscheinbar in einem kleinen Beutel und wurden mir über den Tropf verabreicht: die Stammzellen. Das war meine Chance zum Weiterleben. Seit diesem Tag darf ich meinen zweiten Geburtstag feiern.“
Was war passiert? Im Alter von 25 Jahren erkrankte Stefan M. an Blutkrebs. Die Diagnose erhielt er am 13. März 2013: MDS (Myelodysplastisches Syndrom). Das ist eine Blutkrankheit, die zur Folge hat, dass die lebenswichtige Produktion von roten Blutkörperchen zum Stillstand kommt. Die roten Blutkörperchen sind für den Sauerstofftransport im Körper zuständig. Die Überlebenschance wurde bei dem jungen Mann als sehr schlecht eingestuft. Deshalb kam für ihn nur eine Stammzelltransplantation in Frage.
Seine Freunde sowie Kameraden und Kameradinnen der Freiwilligen Feuerwehr suchten einen Weg, ihn in dieser schwierigen Situation zu unterstützen und organisierten deshalb im April 2013 eine Typisierungsaktion in Grafschaft-Ringen unter dem Motto „Gemeinsam für Stefan und andere“. Die Grafschafter Zeitung (18/2013), herausgegeben vom LINUS WITTICH Verlag, berichtete damals darüber. Durch den Einsatz von vielen helfenden Händen war die Typisierung ein voller Erfolg: Rund 700 neue potenzielle Spender wurden in die Datei bei der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) aufgenommen. Stefan M. zur damaligen Aktion: „Die riesige Bereitschaft zu helfen war größer als es das Wort Danke“ jemals ausdrücken kann. Es war für mich und meine Familie kaum in Worte zu fassen. Leider war es mir aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich an der Aktion teilzunehmen. Das Risiko einer Infektion war viel zu hoch.“
In sämtlichen Spenderdateien wurde nach einem genetischen Zwilling gesucht und nach langer Suche gab es tatsächlich einen Treffer. Damit gab es für Stefan M. überhaupt die Möglichkeit, der Krankheit den Kampf anzusagen und die Behandlungen anzutreten. Eine Genesung stand in weiter Ferne. Höchste Vorsicht war geboten: „Um den Erfolg nicht zu gefährden, haben sich für mich in dieser Zeit kaum Kontaktmöglichkeiten ergeben. Der Heilungsprozess nahm zwei Jahre in Anspruch. Mein Ziel war, wieder an einem normalen Leben teilnehmen zu können. Zwei Jahre, die mich geprägt haben.“
Grundsätzlich darf in den ersten Jahren zwischen Spender und Empfänger kein Kontakt erfolgen. Nach dieser Zeit und der Zustimmung des Spenders, durfte der inzwischen Geheilte seinen Lebensretter Marcel kennenlernen. „Er hat mir durch seine Spende die Chance auf ein zweites Leben geben. Marcel wohnt im Bundesland Sachsen-Anhalt und hatte sich bereits vor meiner Erkrankung typisieren lassen. Mit Marcel habe ich nicht nur meinen Blutszwilling kennengelernt, sondern einen sehr guten Freund gewonnen. Wir sind im regelmäßigen Kontakt und haben uns bereits mehrmals getroffen.“
Wie sieht Stefans Leben aktuell aus? Er ist immer noch Firmenkundenberater bei einer Bank, allerdings nicht mehr vor Ort in Bad Neuenahr. Die Liebe seines Lebens hat ihn in die Pfalz geführt. Er ist verheiratet und glücklicher Vater von zwei Töchtern. „Diese Chance auf ein zweites Leben ist nicht nur meinem Stammzellspender zu verdanken, sondern allen Personen, die mich unterstützt und an mich geglaubt haben. Deshalb geht ein ganz besonderer Dank an meine Eltern und meine Familie, an meine Freunde, die Kameraden und Kameradinnen der Freiwilligen Feuerwehr, meine ehemaligen Kollegen und all die Menschen, die mich in der Zeit unterstützt haben.“
Auch als Genesener vergisst Stefan M. nicht, dass derzeit viele andere Menschen mit dieser Diagnose zurechtkommen müssen: „Jetzt in diesem Moment kämpfen gerade andere Menschen hier in Deutschland und weltweit gegen Blutkrebs. Laut DKMS erhält in Deutschland alle zwölf Minuten ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs, weltweit alle 27 Sekunden. Viele davon sind ebenfalls auf eine Stammzellspende angewiesen. Damit auch sie die Chance auf ein zweites Leben haben, wäre es toll wenn viele andere sich in der Knochenmarkspenderdatei registrieren würden.“ Einfach ein Registrierungsset bei der DKMS bestellen und mit einem Stäbchen einen Abstrich im Mund machen. Weitere Infos unter: www.dkms.de/aktiv-werden/spender-werden.
Stefan M. meint abschließend: „Womöglich kannst auch du Lebensretter sein, also leg los!“