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Mittelahr Bote
Ausgabe 28/2023
Aktuelles
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Talkrunde "Innovativ fahren statt verfahren" in Dernau

Zahlreiche Interessierte kamen zur Talkrunde nach Dernau

Harald Distler (Automobilbranche): "Wir machen alles mit, aber bitte nicht einseitig"

MIT* der CDU/CSU lud zum Talk mit hochkarätigen Gästen

DERNAU.OC. Am vergangenen Mittwoch, 05.07.2023, veranstaltete die *Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung, MIT, Kreisverband Ahrweiler und Koblenz-Montabaur, im Culinarium der Dernauer Dagernova eine hochaktuelle Talkrunde zum Thema Technologieoffenheit "Innovativ fahren statt verfahren" mit Experten der Automobilindustrie, der Wissenschaft und der Politik. Erörtert werden sollten kontroverse Fragen im Hinblick auf Entwicklungspotenzial, politische Reglements und Zukunftserwartungen - sowohl von Privatpersonen als auch deutscher Unternehmen. Elmar Lersch, Kreisvorsitzender MIT Ahrweiler, eröffnete die Expertenrunde mit der Begrüßung von Herrn Prof. Dr. Dr. Franz J. Schneider (MIT Ahrweiler),

Dr. jur. Helmut Martin/ MdL Rheinland-Pfalz, Sprecher Ausschuss Wirtschaft und Verkehr, Dr.-Ing. Bastian Lehrheuer/RWTH Aachen, Ludger Haas/Verkaufsleiter BMW Baum Bad Neuenahr-Ahrweiler, sowie Harald Distler/Mercedes Benz KBM Neuwied. "Ich habe mir gerade erst einen Diesel gekauft und kein E-Auto - ich bin da eher konservativ" eröffnete Lersch zunächst die Gesprächsrunde und übergab die Moderation an Prof. Dr. Dr. Franz J. Schneider. Mit der "Gretchen"frage, ob der Klimawandel anthropogen (will sagen: menschengemacht) oder natürlich ist, stieg dieser in die Diskussion ein.

"An dieser Fragestellung sollten wir uns nicht abarbeiten" - war die Meinung des nachfolgenden Redners, Dr. Martin. Seiner Meinung nach sind erneuerbare Energien (inklusive Wasserkraft und Biomasse) DIE Chance für Deutschland - es gelte die Wertschöpfung im Land zu halten und die Abwanderung von Produktionsstätten zu stoppen.

„Der Klimawandel ist real, wir müssen etwas tun" räumte der Vertreter der Wissenschaft, Dr. Lehrheuer, zu Beginn seiner Präsentation jegliche Zweifel beiseite. Dabei müsse Deutschland sowohl Wertschöpfung als auch KnowHow einbringen. Er sieht großes Potenzial darin, erneuerbare Energien aus ertragreichen Regionen der Welt zu beziehen. Am Beispiel des Pilotprojektes "Haru Oni" in Chile zeigte er die Möglichkeit des Imports von Energie durch flüssige Kraftstoffe auf. Mit Windenergie hergestellte CO2 neutrale e-Fuels aus Wasser und Kohlendioxid könnten den Betrieb von Ottomotoren sicherstellen. Darüber hinaus sei bereits ein Dieselkraftstoff auf Basis erneuerbarer Ressourcen entwickelt, den wir in unseren derzeitigen Autos fahren könnten - mit deutlicher Reduzierung der Russemissionen. CO2-neutrale Kraftstoffe seien von entscheidender Bedeutung.

Im Anschluss an die informativen Präsentationen der verschiedenen Gesprächsteilnehmer ging Schneider auf einige im Vorfeld eingereichte Fragen aus der Bevölkerung ein. So wurde die Frage, ob die Politik mit der Automobilindustrie kommuniziere mit "Ja" beantwortet, der Verband der deutschen Automobilindustrie, VDA, fordere jedoch: "Politik muss Ziele erreichbar machen, eine Umsetzbarkeit muss möglich sein".

Interessant war die Argumentation zur Frage nach dem Batterierecycling: Während Distler berichtete, dass sich seine Firma dafür einsetze, alte E-Automobilbatterien in Häusern als Energiespeicher einzusetzen (aufzubrauchen), berichtete Dr. Lehrheuer, dass ihm bereits drei StartUps in Aachen bekannt seien, die sich auf das Thema Batterierecycling spezialisiert hätten - eines davon sei bereits nach München abgewandert. Im Folgenden richtete er seine Bitte eindeutig an die Politik: "Deutschland darf sich den Entwicklungsvorsprung nicht nehmen lassen! China entwickelt zwar auch E-Mobilität, setzt jedoch auch auf die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren. 2025 ist so nah, dass wir es nicht schaffen, Lithium in ausreichender Menge aus der Erde zu holen, um die Bedarfe zu decken".

Sicher wird dieses hochbrisante Thema noch einige Diskussionsrunden nach sich ziehen, eine Patentlösung war am Mittwochabend in Dernau nicht in Sicht.