Alfred Sebastian schilderte Merz die Situation in Dernau
DERNAU.OC. Unmittelbar vor dem ersten Jahrestag der Flutkatastrophe im Ahrtal kam der Bundesvorsitzende der CDU, Friedrich Merz, ins Ahrtal. In Begleitung von Mechthild Heil, MdB, Andrea Lindholz, MdB, Alexander Throm, MdB, Detlef Seif, MdB, Petra Schneider, MdL und Horst Gies, MdL, traf er zunächst in Rech Verbandsgemeindebürgermeister Dominik Gieler und den Dernauer Bürgermeister Alfred Sebastian. Letztere schilderten Merz eindringlich den Stillstand beim Wiederaufbau, der seit sechs Monaten an der Ahr herrscht. Bestürzt äußerte Merz sein Entsetzen und erkundigte sich nach den Argumenten der Landesregierung, in deren Zuständigkeitsbereich der Aufbau falle. „Eine Krisendemenz ist absolut inakzeptabel“ äußerte Lindholz und bat die Bürgermeister, weiterhin Impulse in Richtung Berlin zu richten. Gieler konnte ganz pragmatisch einige Beispiele aus seiner eigenen Erfahrung vorbringen. So sei beispielweise an eine Erstattung für sein Grundstück nicht zu denken, die Preisentwicklung der Baustoffe habe sich vervielfacht und mittlerweile frage jeder Handwerker, ob und wie man versichert sei. Sebastian machte seiner Verärgerung Luft: „Bisher wurden nur Provisorien geschaffen, keine endgültigen Maßnahmen, Null!“ Im Weiteren übernahm Sebastian die Ortsführung in Richtung Dernau. Hier waren Stationen u. a. das Senioren-Containerdorf und das Johanniterzelt. Merz nutzte während des Rundgangs auch spontane Begegnungen mit der Bevölkerung zum kurzen Austausch und erkundigte sich nach der Meinung der Anwohner.
Am frühen Abend begab er sich dann in den Saal des Restaurants Culinarium der Weinmanufaktur Dagernova, wo er mit anhaltendem Applaus begrüßt wurde. Hier berichtete er zunächst von den vielen Begegnungen des Nachmittages und forderte: „Wir werden aufhören müssen, jedem alles zu versprechen. Die Bevölkerung ist im Kopf weiter als die Politik. Ich bin entsetzt, wie wenig hier nach einem Jahr geschehen ist – das ist eines entwickelten Landes wie der Bundesrepublik Deutschland unwürdig! Wir werden alles tun, um Menschen wie Ihnen in solch einer Notlage zu helfen!“ Im Verlauf des Abends beantwortete Merz noch vier Fragen aus der Bevölkerung, driftete aber leider schnell von der Ahr ab in Richtung Partei- bzw. Bundespolitik. Dies – so muss ehrlicher Weise erwähnt werden – aufgrund zweier Fragen aus dem Publikum zu dem CumEx-Skandal und zur Beendigung des Krieges in der Ukraine. Zu letzterer gestand Merz, dass er „zum ersten Mal in seiner politischen Karriere vor einer Frage stehe, die er nicht beantworten könne“. „Man muss sie stoppen, sonst geht es weiter“, so sein Tenor. Thematisch an die Ahr kehrte man erst zurück, als das Wort an Zeliha Atac, eine Betroffene aus Bad-Neuenahr und Helferin in einem Versorgungszelt ging. In einer glühenden Rede schilderte sie ihre Situation und ihre Verzweiflung über die Schließung des Versorgungszeltes zum 31. Juli 2022. „Die Bevölkerung möchte mit der Politik reden können.“ Sie selbst hätte unzählige Versuche bei der Landrätin, Cornelia Weigand, unternommen, fühle sich aber stets von „oben herab“ behandelt und abgeblockt. In Richtung Merz lobte sie: „Dass Sie hier mit uns reden – das hätte ich auch von anderen Politikern erwartet!“ Merz war indes der Meinung, dass es an der Ahr doch Bürgermeister gäbe, die mit sich reden lassen (wie Gieler und Sebastian). „Er kenne keinen Politiker, der sich einem Gespräch in solch einer Situation verschließt.“ Bleibt zu hoffen, dass er hier nicht enttäuscht wird.