Dr. Stefanie Nacke fand nach der Flutkatastrophe in Kalenborn eine vorübergehende Heimat für ihre Praxis.
Neuer Raum für die praktische Ausbildung von Pflegekräften: Uwe Szymanski und die Mitarbeiterinnen der Sozialstation Adenau-Altenahr freuen sich über die Erweiterung des Außenstützpunkts in Hönningen.
In Kalenborn errichtete action medeor zusammen mit Apotheker ohne Grenzen einen Gesundheitscontainer, in dem eine Arztpraxis und eine Apotheke Platz fanden.
AHRTAL. Ein Jahr nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal zieht das Medikamentenhilfswerk action medeor eine erste Bilanz der Hilfe. Angesichts der Zerstörung traf man bei action medeor im Juli 2021 schnell die Entscheidung, zum ersten Mal in der Geschichte des Hilfswerks in Deutschland tätig zu werden. Für die „Notapotheke der Welt“, die üblicherweise in Schwellen- und Entwicklungsländern tätig ist, eine Zäsur.
Einmal entschieden, ging jedoch alles ganz schnell: Bereits wenige Tage nach der Katastrophe waren Helferinnen von action medeor in den Hochwassergebieten, um erste Hilfsgüter zu verteilen. Kurz danach ging eine erste große Hilfslieferung mit über 40 Paletten im Wert von mehr als 100.000 Euro ins Ahrtal, um das medizinische Übergangslager in Bad Neuenahr mit Wasserentkeimungstabletten, Ausrüstung und medizinischem Material zu versorgen.
Parallel zu den ersten Nothilfemaßnahmen hat sich action medeor am Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur beteiligt. Die Flut hatte Arztpraxen, Apotheken und Senioreneinrichtungen zerstört, es mussten also schnelle und zugleich funktionierende Übergangslösungen gefunden werden, um die Menschen medizinisch und pharmazeutisch zu versorgen.
In Kalenborn hat action medeor zusammen mit Apotheker ohne Grenzen eine Containeranlage aufgebaut, in der eine Arztpraxis und eine Apotheke untergebracht wurden. Beide hatten ihre ursprünglichen Standorte unmittelbar an der Ahr und wurden durch das Hochwasser zerstört. Durch die Unterbringung im Container konnte die hausärztliche und pharmazeutische Versorgung für viele tausend Menschen im Ahrtal nach der Flut schnell gesichert werden.
Für andere hingegen war mit einem Mal kein Platz mehr: Kinder und Senioren hatten ihr Lebensumfeld praktisch komplett verloren, viele mussten umziehen, Dorfgemeinschaften und Freundeskreise lösten sich auf. Aus diesem Grund hat action medeor mehrere Hilfsangebote entwickelt, die sich gezielt an Kinder und ältere Menschen richten. So werden beispielsweise die Seniorennachmittage des Maternus-Pflegedienstes in Rech unterstützt. Teilnehmen können Seniorinnen und Senioren mit und ohne Pflegegrad, Transport und Verpflegung werden durch action medeor finanziert. Für viele Senioren in der Region sind die wöchentlichen Treffen inzwischen ein wichtiger sozialer Treffpunkt geworden, für manche sogar die einzige Möglichkeit, sich mit früheren Nachbarn und Freunden auszutauschen.
In Hönningen wurde mit Containern ein Übergangs-Stützpunkt für die Sozialstation Adenau-Altenahr errichtet. Durch den neuen Stützpunkt in Hönningen wurden Fahrtzeiten verkürzt, zudem finanzierte action medeor ein neues Fahrzeug.
Die Hilfsmaßnahmen, die action medeor im Rahmen der Not- und Übergangshilfe umgesetzt und eingeplant hat, summieren sich bislang auf rund 1,5 Millionen Euro. Weitere rund 1,5 Millionen Euro sollen in den kommenden Monaten in Projekte zum Wiederaufbau fließen. Finanziert wurden die Hochwasserhilfen komplett mit Spendengeldern, unter anderem aus dem Bündnis Aktion Deutschland Hilft. Bis 2023 wird der Wiederaufbau im Ahrtal mindestens andauern.
[Quelle: Pressemeldung Deutsches Medikamenten-Hilfswerk action medeor]