Der Walporzheimer Ortsbeirat und Stadtrat Werner Schüller (2.v.l.) ließen sich von Ortsvorsteher Gregor Sebastian (2.v.r.) die verschiedenen Varianten erläutern.
Bald muss dieses Schild wohl erneuert werden, denn ganz Marienthal soll zu Dernau gehören.
WALPORZHEIM. TW. Für das kommunalrechtlich geteilte Örtchen Marienthal gab es den nächsten zur Einheit unter der Verwaltung der Verbandsgemeinde (VG) Altenahr. Im benachbarten Walporzheim plädierte der Ortsbeirat einstimmig für eine Gebietsänderung und sprach sich genauso einstimmig für eine von drei derzeit auf dem Tisch liegenden Varianten aus.
Der von der Flutkatastrophe so stark gezeichnete 100-Seelen-Ort Marienthal ist zur Hälfte zur Kreisstadt als Teil des Ortsbezirks Walporzheim zugehörig, zur Hälfte gehört er zu Dernau in der VG Altenahr. Die Grenze bildet der Hubach. Die Folge: auf der einen Seite werden die Mülltonnen an anderen Tagen geleert, als auf der anderen Seite. Kommunale Abgaben fallen je nach Rathaus unterschiedlich aus und natürlich gibt es auch links andere Ansprechpartner bei den Verwaltungen, als rechts. Immerhin: sollte es einmal brennen, rückt die Feuerwehr aus Dernau an, egal auf welcher Seite. Zudem hat man eine einheitliche Postleitzahl und eine einheitliche Vorwahl. Die Teilung des Dorfes hat historische Gründe: Westlich des Baches herrschten die Saffenburger und Aremberger Herren, links das kurkölnische Ahrweiler.
Spätestens in der Nachbearbeitung der Flutkatastrophe wurde klar: der Verwaltungsaufwand ist zu hoch, es muss eine einheitliche Lösung her. In einer Befragung der Bevölkerung sprach sich eine große Mehrheit dafür aus, dass der Ort künftig zu Dernau und damit zur Verbandsgemeinde Altenahr gehören soll. Einstimmig brachte die Ortsgemeinde Dernau einen entsprechenden Antrag ein, der Verbandsgemeinderat votierte ebenso einstimmig, man trat an die Kreisstadt heran. Diese ließ ihrerseits „ihre“ Marienthaler noch einmal abstimmen. Von den 47 neuerlich befragten Einwohnern Bad Neuenahr-Ahrweilers im Ostteil Marienthals nahmen 37 an der Abstimmung teil, 29 sprachen sich für Dernau aus, fünf waren dagegen. Eine satte Mehrheit, doch wo soll die neue Grenze verlaufen?
In Dernau wurde eine neue Grenze nur rund um die Marienthaler Bebauung gezogen, 2,1 Hektar Land würden demnach umgeschrieben. Das war dem Altenahrer Rat nicht weit genug gedacht, er bezog einen Teil der Weinberglandschaft aus der Lage Trotzenberg mit ein, weil dort im Rahmen des neuen Nahwärmenetzes eine Photovoltaikanlage entstehen soll. Und die möge doch bitte auf Gebiet des Ortes stehen, die Erweiterung kletterte auf 6,8 Hektar. Im Bad Neuenahrer Rathaus ist man unterdessen sogar bereit, 13,7 Hektar abzutreten. Hintergrund ist hier die bessere Aufteilung des künftigen Gebiets für Betriebshof-Tätigkeiten, wie die Straßenreinigung. Zudem käme man einem Grundbesitzer entgegen, der dann künftig nur eine Kommune als Ansprechpartner hat. Für diese dritte Variante votierte der nur mit vier Mitgliedern angetretene, aber beschlussfähige Walporzheimer Ortsbeirat einstimmig. Nun müssen die Verwaltungen noch einmal die beste Lösung beraten, auf Kreisstadt-Seite bedarf es der Zustimmung des Stadtrats, ehe man den gemeinsamen Willen der SGD-Nord vortragen wird.