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Mittelahr Bote
Ausgabe 36/2022
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Kirchsahr und Binzenbach haben wieder eine Straße

Zur Schere griffen Vertreter aus Politik und Gesellschaft, darunter Verkehrsministerin Daniela Schmitt (5.v.l.).

Die Straße ist freigegeben, das Band durchschnitten.

Viel los beim Straßenfest.

In Rekordzeit wurde die zerstörte L77 durch die beiden nach der Flut nicht erreichbaren Orte wiederhergestellt

KIRCHSAHR. TW. Das die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr nicht nur im Ahrtal, sondern auch an ihren Nebengewässern große Schäden anrichtete, blieb seinerzeit zunächst unbemerkt. Da sowohl die L76 von Kreuzberg aus in Richtung Nordrhein-Westfalen, als auch die vor Binzenbach in Richtung Kirchsahr abzweigende L77 zerstört waren, waren die beiden Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Es dauerte eine ganze Woche, ehe sich Helfer mit schwerem Gerät und geländegängigen Fahrzeugen den Weg nach Kirchsahr und Binzenbach bahnen konnten. Umso schneller funktioniert seither der Wiederaufbau. Am Sonntag konnte die in einer Bauzeit von weniger als einem Jahr neu errichtete L77 ihrer Bestimmung übergeben werden. In Binzenbach wurde daher ein großes Straßenfest gefeiert, dass seinem Namen alle Ehre machte.

Zur Einsegnung durch Pastor Gisbert Stenz und der Durchtrennung des obligatorischen schwarz-rot-goldenen Bandes hatte sich eine illustre Schar von Gästen aus Landes- und Kommunalpolitik eingefunden, an der Spitze die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt. Wie alle anderen, die ans Mikrofon traten, dankte Schmitt vor allem einem Mann, nämlich Ortsbürgermeister Stefan Zavelberg. Der hatte nach der Flut alles stehen und liegen lassen, inklusive des eigenen Unternehmens, und mit familiärer Rückendeckung und einem tollen Team um sich herum den Wiederaufbau betrieben. „Wir haben jetzt wieder eine Straße“ sagte Zavelberg nun stolz und machte klar, dass es auf dem Weg bis zum Tag der Einweihung so manch dickes Brett zu bohren gab. Letztendlich sei der Bau aber tatsächlich eine in weiten Strecken unbürokratische Maßnahme gewesen, nach der sich der Ortsbürgermeister bei einer nach seinen Worten „fantastischen Dorfbevölkerung“ bedankte, die Tag für Tag von frühmorgens bis spätabends Lärm und Staub ertragen musste. Dafür hat man nun eine moderne Durchgangsstraße geschaffen. Zavelberg frotzelte noch ein wenig: „Vor der Flut sah die Straße auch nicht anders aus als nach der Flut. Aber das Warten von 50 Jahren auf eine neue Straße hat sich gelohnt.“

Verkehrsministerin Schmitt, die sich im Anschluss an die feierliche Übergabe gerne ein Glas des neu gebrauten Sahrbachbräus aus der künftigen Dorfbrauerei schmecken ließ, lobt auch die großartige Leistung des Landesbetriebs Mobilität (LBM). Die für den Wiederaufbau verantwortliche Staatssekretärin Nicole Steingaß sieht in der neuen Straße eine erste große Maßnahme des Wiederaufbaus und eine wichtige Investition für ein zukunftsfähiges Ahrtal. Landrätin Cornelia Weigand erinnerte noch einmal an ein unbegreifliches Maß der Zerstörung durch den kleinen Sahrbach. Auch sie bezeichnete die Bauzeit von weniger als einem Jahr als „unglaubliche Leistung“ und als Zeichen, dass der Aufbau in vollem Gange sei.

Die rund zwei Kilometer lange Straße verläuft entlang des Sahrbaches, einem der Zuflüsse der Ahr. Die Kosten für die Erneuerung der rund zwei Kilometer langen Strecke mit den jeweils rund 450 Meter langen Ortsdurchfahrten betragen insgesamt 3,1 Millionen Euro und werden durch den Aufbaufonds zur Flut getragen. Nun geht es an anderen Baustellen weiter, auch die L76 ist schon sehr weit. Die nächste Freigabe der B9 in Sinzig sowie des Tunnels bei Altenahr stehen kurz bevor. Schon Mitte September können diese wichtigen Verkehrsstellen nach den aktuellen Planungen für den Verkehr freigegeben werden.