Titel Logo
Mittelahr Bote
Ausgabe 38/2022
Aktuelles
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Ahrbrücker fürchten neue Hochwasserschäden

Auskunft in Ahrbrück gaben (v.r.) Thomas Weimer, Anja Toenneßen, Joachim Gehrke und Walter Radermacher.

Umsetzung der Schutzmaßnahmen geht vielen zu langsam. Neue Bürgerdialoge starteten

AHRBRÜCK. TW. Eine neue Serie von Bürgerdialogen zum Thema Hochwasserschutz im Ahrtal startete in Ahrbrück. Dort waren knapp zwei Dutzend Einwohner zum Gespräch mit der zuständigen Dezernentin der Kreisverwaltung Ahrweiler, Anja Toenneßen, dem Hochwasserexperte und Abteilungsleiter bei der SGD Nord Joachim Gerke, Thomas Weimer vom Verbindungsbüro im Ahrtal und Ortsbürgermeister Walter Radermacher gekommen. Die Besucher trugen ihre Sorgen, Fragen und auch Lösungsansätze vor. Dabei wurde häufig moniert, dass mittlerweile viel Zeit seit der Flut ins Land gegangen sei und sich wenig in Sachen Hochwasserschutz tue. Bei den Bürgern war deutlich die Angst vor neuerlichen Hochwasserereignissen zu erkennen, die aufgrund noch nicht erfolgter Schutzmaßnahmen neue Schäden auslösen könnten. Auch die in weiten Teilen nicht erfolgte Umsetzung nach den Ereignissen von 2016 ortsbezogen entwickelter Maßnahmenkataloge für die Ahr und ihrer Nebenflüsse wurde moniert. Unisono machten Gehrke und Toenneßen klar, dass die Gesamtbetrachtung der Ahr und ihrer Nebenflüsse notwendig sei, dass man aber auch die gleichen Probleme wie die Privaten bei der Suche nach Planern und Gutachtern habe und dass man mit der Dauer der Erstellung von Konzepten nicht zufrieden sei, aber letztendlich nicht schneller handeln könne. Für den Herbst würden von den Büros, die sich mit der Gewässerentwicklung der Ahr befassen, erste Zwischenergebnisse erwartet, auf deren Basis man auch mit ersten Maßnahmen starten könne. Hier appellierten die Vortragenden an die privaten Ahranlieger, sich gegenüber den Ideen kooperativ zu zeigen. „Geld und der Umsetzungswille sind da, aber wir müssen auch einen Rückhalt haben,“ machte Joachim Gerke klar, dass man in Ortschaften mit Umsetzungsproblemen sicherlich später starten werde als dort, wo es einen Konsens mit allen Beteiligten gebe. Betreffend Planungen früherer Jahre führte Gehrke aus, dass hier nicht in der Gesamtschau betrachtet wurde und er in der Summe aller Pläne beispielsweise nur eine Handvoll Retentionsflächen gefunden habe. Viel zu wenig also.

Das Auditorium konnte weitere Fragen beantworten oder zur Klärung aufnehmen. Dass das weitere Abtragen der riesigen Erdwälle bei Kreuzberg gestoppt wurde, lag an der fehlenden Finanzierungszusage, sagte Anja Toenneßen auf Nachfrage. Hier sei aber eine Lösung gefunden, da das Gros des Unrats aufgrund Anordnungen der Kommunen erfolgte.

Bei der Frage nach der Zukunft der Ortsbrücke über die Ahr in Ahrbrück, die für viel Leid und Schaden sorgte, sei eine Entscheidung in Kürze zu erwarten. Ein anderer Besucher fragte nach dem Sinn, Stromkästen im Haus in höheren Etagen anzubringen, wenn die Verteilerkästen und Zuleitungen ebenerdig erfolgten. Und als ein Landwirt wissen wollte, wie mit seinen Flächen im Tal, bei denen Helfer den Boden verdichtet, große Mengen Mutterboden abgetragen und Parzellenmarkierungen entfernt worden, umzugehen sei, erhielt er die Antwort, die Wiederherstellung würde nur zu 80 Prozent bezuschusst, oder aber er müsse die Verursacher finden und auffordern, die Kosten zu übernehmen. „Dann bleibt die einst schöne Wiese eben unansehnliches Ödland“, so die erste Reaktion.