Nicht mal ein Jahr Bauzeit, da konnte die Straße wieder eröffnet werden.
So sah es nach der Flut aus: ein tiefer Krater und unterspülte Häuser.
ALTENAHR. TW. Exakt 428 Tage, nachdem die Flutkatastrophe im Ahrtal die B267 hinter dem Tunnel Altenahr unterbrach, ist der Wiederaufbau an diesem neuralgischen Punkt beendet. Die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt betonte bei einem gemeinsamen Termin zur Wiederöffnung mit Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, das Zusammenspiel von schlanken Verfahren, innovativen Bauweisen und hochqualifizierten Ingenieuren.
In Altenahr hatte die Flut am Abend den 14. Juli und in der darauffolgenden Nacht den aus dem Jahr 1834 stammenden Engelsley-Tunnel fast bis unter die Decke geflutet. Der reißende Strom zerstörte in der Folge Straße und Unterbau auf beiden Tunnelseiten. Bilder des rund zehn Meter tiefen Kraters auf der Ostseite des Altenahrer Tunnels mit unterspülten Häusern auf beiden Seiten gingen um die ganze Welt. Noch nie hatte das Wasser im Tunnel auch nur ansatzweise eine solche Höhe erreicht, auch wenn die Ahr bei großen Hochwasserlagen immer wieder die „Abkürzung“ durch den Tunnel nimmt. Allerdings waren bei der Hochwasserkatastrophe im Jahr 1910 ähnliche Straßenschäden entstanden und große Teile des befestigten Wegs weggespült worden, wie Bilder aus dieser Zeit zeigen.
Der Tunnel bildet die einzige Möglichkeit, im Tal von Mayschoß oder Reimerzhoven weiter in Richtung Oberahr zu fahren. Nun war diese Verbindung unterbrochen, Reisende mussten spätestens ab Dernau über die Höhen der Grafschaft und den Roßberg zurück ins Ahrtal fahren. Umgekehrt galt dieser Umweg von 17 Kilometern ebenso.
Jetzt lobten Politiker und Baufachleute vor allen Dingen das Tempo, in dem der neuralgische Punkt wiederhergestellt wurden. „So schnell wie hier wird nirgendwo anders gebaut“, freute sich Staatssekretär Luksic. Immerhin fahren täglich 5.500 Fahrzeuge durch den Altenahrer Tunnel. Die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt betonte, dass für das Ahrtal die Baurichtlinien, insbesondere das Vergaberecht, geändert wurden. Die Wiederherstellung der B267 beim Altenahrer Tunnel ist laut Luksic als Vorbild für den Bund zu werten. Verbandsbürgermeister Dominik Gieler nahm den Ball hinsichtlich der geänderten Voraussetzungen gerne auf und mahnte an, dass der Tunnel nur eine von rund 2.600 Maßnahmen der kommunalen Infrastruktur an der Ahr sei. „Diese Erleichterungen brauchen wir auch anderer Stelle“, so Gieler hinsichtlich offensichtlich viel zu früher Rückkehr zur „bürokratischen Normalität.“
Am Freitag galt es aber erst einmal, die Fertigstellung der wichtigen Straße zu feiern. Dabei wurde von Vertretern aus Politik und Gesellschaft das obligatorische Band in den Landesfarben durchschnitten. Hier mussten zuvor 24.000 Tonnen Material wieder eingebaut werden, berichtete Ministerin Daniela Schmitt. Es wurde Hand in Hand gearbeitet, daher galt ihr Dank vor allem dem heutigen Verbandsbürgermeister Dominik Gieler und Ortsbürgermeister Rüdiger Fuhrmann. Gielers Vorgängerin am Fluttag, die heutige Landrätin Corinna Weigand, die sich erst am Folgetag der Flut ein Bild der großen Zerstörung machen konnte, sprach von der Wichtigkeit, die der Tunnel mit der Straße für das Tal haben. Sie bildeten die Hauptschlagader für das mittlere Ahrtal. „Es ist wichtig, dass diese Maßnahme vor der Hauptsaison fertig geworden ist“, betonte auch Bürgermeister Gieler.
„Wir haben hochqualifizierte Ingenieure, die mit viel Engagement an den Wiederaufbau herangehen. Wir sehen, wozu sie in der Lage sind, wenn wir sie entfesseln“, sagte Schmitt, und ergänzte: „Mit der Freigabe des Tunnels bei Altenahr schließen wir eine Lücke, die sinnbildlich für die Katastrophe stand, aber auch eine entscheidende Lücke im Straßennetz der Ahr.“ Die durchgehende Befahrbarkeit der B 267 gebe vielen Menschen ein Stück Alltagsmobilität zurück, erspare teils weitläufige Umfahrungen.
Die Kosten für die Wiederherstellung der bei der Flutkatastrophe am 14./15. Juli 2021 zerstörten Infrastruktur im Ahrtal betragen laut Luksic zwei Milliarden Euro. Davon entfallen 1,3 Milliarden Euro auf die Wiederherstellung der Schieneninfrastruktur. 650 Millionen kostet die Herstellung zerstörter oder beschädigter Straßen. Weite 40 Millionen fließen in die Wasserstraßen. Es sind unter anderem 70 Kilometer Straßen, 100 Brücken und 90 Stützbauwerke betroffen. Die Arbeiten an der B267 bei Altenahr haben 2,4 Millionen Euro gekostet. Durch die Hochwasserkatastrophe wurde der Bereich hinter dem Tunnel komplett zerstört und das Gelände bis auf den Felsen, in einer Tiefe von mehr als 10 Metern freigelegt. Nachdem zunächst aufwendige Sicherungsmaßnahmen durchgeführt wurden, konnte mit der Verfüllung des Bereiches begonnen werden. Auch die zerstörten Ver- und Entsorgungsleitungen mussten in diesem Abschnitt komplett neu verlegt werden. Die erschwerte Zuwegung zur Baustelle durch die vielen Baumaßnahmen der Versorgungsträger, der Gemeinden sowie von Privathauhalten machten einen besonderen Abstimmungsaufwand notwendig.