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Mittelahr Bote
Ausgabe 42/2023
Aktuelles
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Projekt MemoriAHR – Weg der Erinnerung für die Zukunft vorgestellt

Ortsbürgermeister Guido Schmitz hieß die Arbeitsgruppe willkommen

Annette Holzapfel und Andreas Schmickler präsentierten die Stelen am "Weg der Erinnerung für die Zukunft"

KESSELING.OC. Am 11. Oktober stellte die Arbeitsgruppe „MemoriAHR – Weg der Erinnerung für die Zukunft – im Ahrtal“ ihr Projekt vor. Der geplante Erinnerungsweg soll vom Ursprung der Ahr in Blankenheim bis zur Mündung in den Rhein in Sinzig führen und sowohl die Erinnerung an die Ereignisse der Flutnacht vom 14./15. Juli 2021 bewahren als auch die unglaubliche Hilfsbereitschaft, Zusammenarbeit und Eigenorganisation bei der Bewältigung der Katastrophe abbilden. Nach Schilderung von Annette Holzapfel, Gründerin der inzwischen 28 Personen umfassenden Initiative, soll das vorbildgebende Projekt zweispurig umgesetzt werden. Zum einen besteht es aus einer digitalen Plattform mit einem Archiv von Zeitzeugenberichten, Texten und Dokumentationen der beteiligten Orte und Menschen im Flutgebiet. Zum anderen plant man eine Visualisierung entlang der Ahr anhand quadratischer Stelensäulen mit Informationstafeln, die über einen QR-Code mit der digitalen Plattform verbunden sind. Hier sollen unterschiedlichste Zielgruppen (Touristen- und Schulgruppen, Helfer, Bevölkerung) die Möglichkeit erhalten, Informationen zur Geschichte des jeweiligen Ortes, zum Flutereignis und übergeordneten Themen zu bekommen.

Bei der Präsentationsveranstaltung hieß Guido Schmitz, Ortsbürgermeister Kesseling, zunächst die Anwesenden willkommen und erläuterte kurz die Historie des kleinen Örtchens an einem Seitenarm der Ahr. Annette Holzapfel beschrieb im weiteren Verlauf ihre Gedanken nach der Flut und schließlich die Gründung der Arbeitsgruppe bereits ein Vierteljahr nach der Katastrophe. Inzwischen wird die Initiative aus Ehrenamtlichen zeitweise von bis zu 74 Beteiligten unterstützt, seit März 2022 hat das Projekt mit dem Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration (MFFKI) Rheinland Pfalz einen wichtigen Partner erhalten. Mit Dr. Kai Sprenger, bis vor Kurzem im Kultusministerium Mainz, arbeite man „Hand in Hand“. Seit Beginn wird das Projekt jedoch aus der betroffenen Bevölkerung heraus entwickelt und von Ehrenamtlichen getragen. Im Folgenden schilderten drei anwesende Zeitzeugen ihre Motivation für die Mitarbeit bei diesem sinnvollen Projekt: Edyta Bertram, die das „bunte Haus“ in Dernau bewohnte, beschrieb noch einmal anschaulich ihre Erlebnisse in der Flutnacht. Ihr sei wichtig, den Weg der Erinnerung gemeinsam aufzubauen. Angelika Furth, die über ein Jahr im Versorgungszelt gearbeitet hat, findet Zeitzeugeninterviews, Dokumentation, Bilder „authentischer als alles andere“. Sie sei froh, dass alle Stelen im Aufbau seien und die ganze Region mitmacht. Siegfried Müller, Ortbürgermeister Pomster am Trierbach, „weiß, was die Feuerwehren und Hilfsorganisationen in dieser Nacht geleistet haben“ und appelliert an die Verantwortlichen, „nicht mehr um jedes Paar Gummistiefel feilschen zu müssen“. Darüber hinaus wurden Auszüge aus drei weiteren Zeitzeugeninterviews von der digitalen Plattform abgespielt. Utz Kastenholz, war 37 Jahre Filmemacher SWR und hatte die Idee, Zeitzeugeninterviews aufzunehmen. Bereits 30 Minuten, nachdem er entsprechende E-Mails versendet hatte, bekam er die erste Zusage, subjektive Erlebnisse von direkt Betroffenen einzufangen. Die Ergebnisse werden auf der digitalen Plattform sichtbar sein.

Andreas Schmickler erläuterte die Beschaffenheit der Stelen anhand einer kurzen Präsentation. Diese sind 70 cm breit und etwa 240 cm hoch, aus wetterfestem Cortenstahl und zeigen an der Oberseite eine Bruchkante, welche das Ahrgebirge darstellt. Sie sollen in Würfelform aufgestellt werden. Für die Finanzierung der Herstellung der 32 Stelen war schnell ein Sponsor gefunden, dessen Beteiligung jedoch von einigen Ortsgemeinden konträr gesehen wird. Daher beschloss man, die Finanzierung (in etwa € 3.000/Stele) durch die Ortsgemeinden selbst vornehmen zu lassen. „Hier stehen noch einige Zusagen aus“, so Holzapfel. Die Erstellung der digitalen Plattform trägt das o. g. MFFKI, ebenso drei grafische Entwürfe der Stelen/Tafeln. Der Abschluss der schrittweisen Realisierung des Gesamtprojektes wird für 2025 angestrebt. Eine ähnliche Plattform „Gegen das Vergessen“ gibt es in Nordrhein-Westfalen bereits unter der www.140721.de auf Initiative von Klaus Jansen, Swisttal, der ebenfalls anwesend war und den Zusammenhalt der betroffenen Orte an der Ahr lobte: „So eine Einigkeit gibt es in NRW nicht“.