Titel Logo
Mittelahr Bote
Ausgabe 42/2023
Aktuelles
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Weg der Erinnerung für die Zukunft

Treffen der AG "Weg der Erinnerung" in Kesseling



Erinnerung an die Flutkatastrophe vom Juli 2021 – Leid der Betroffenen und Umgang mit der Krise sollen nicht vergessen werden

AHRTAL. Ein „Weg der Erinnerung für die Zukunft - MemoriAHR“ soll bald vom Quellort Blankenheim bis zur Ahrmündung bei Sinzig durch das Ahrtal führen und an die Flutkatastrophe erinnern, die die Menschen in der Region in der Nacht vom 14. auf den /15. Juli 2021 traf. Der Weg solle helfen zu verhindern, dass die Toten und das Leid der Betroffenen vergessen werde, sagte Annette Holzapfel, Initiatorin des Projekts, bei einer Präsentation am 11. Oktober 2023 im Alten Pfarrhaus in Kesseling. Der Weg könne ein Denkmal für die zerstörerische Gewalt der Natur sein sowie die überwältigende Solidarität und Hilfsbereitschaft, die die Tal-Bewohner in den Tagen, Wochen und Monaten danach bei der Bewältigung der Katastrophe selbst geleistet und beim Wiederaufbau erfahren haben.

Einen „Blick in die Zukunft“ wagen die Ehrenamtler*innen, die das Projekt voranbringen, indem sie die in jeder Hinsicht bewundernswerten Leistungen der Zivilgesellschaft hervorheben. Seit einem ersten Treffen in kleiner Runde am 6. Januar 2022 wird an der Umsetzung ihrer Projektidee gearbeitet. 28 Frauen und Männer, die nahezu ausnahmslos aus dem Flutgebiet stammen, brachten sich zunächst in die Weiterentwicklung der Idee ein. Inzwischen sind mehr als 100 Personen beteiligt, und die Arbeitsgruppe ist auf 31 Personen angewachsen. Im Januar 2022 begannen die Aktiven mit der Arbeit. Sie nahmen Kontakt zu den Ortsbürgermeister*innen und Ortsvorsteher*innen der von der Flut betroffenen Orte auf. Auch die Gemeinden Blankenheim und Grafschaft beteiligen sich an dem Erinnerungsprojekt.

Seit dem 18. März 2022 wird die Gruppe vom Landesministeriums für Familie, Frauen, Kultur und Integration (MFFKI) unterstützt.

Der Filmemacher und Journalist Utz Kastenholz führte 23 Interviews mit insgesamt 28 Zeitzeugen, die von der Arbeitsgruppe ausgewählt wurden. Themen dieser Gespräche sind unter anderem der Verlust von Familienmitgliedern und Freunden sowie von Wohnung, Haus und Eigentum. Außerdem drehen sich die Interviews um die mentale Bewältigung der Katastrophe sowie um die Rollen von Helfern, Rettern und Hilfsorganisationen. Ihm sei es „darum gegangen, Stimmen sowie subjektive und persönliche Erlebnisse einzufangen“, sagte Kastenholz in Kesseling. Die entstandenen Interviews verstehe er dabei „nicht als Dokumentation, sondern als O-Ton-Archiv.“

Die Interviews können, so der Plan, über QR-Codes an den stählernen Stelen abgerufen werden, die entlang des Erinnerungsweges aufgestellt werden sollen. Über diese Codes haben Handy-Nutzer dann auch Zugriff auf die vom MFFKI zu erstellende digitale Themenseite mit den Zeitzeugeninterviews und ergänzenden Informationen, etwa zur Geschichte der Hochwasser im Ahrtal, über die Situation nach der Flut und zu Leuchtturmprojekten, die infolge der Flut entstehen.

Zielgruppen des Erinnerungsweges sollen die Bevölkerung der Region und ihre Nachkommen sein, Fluthelfer und Touristen, aber auch Schulklassen, so Annette Holzapfel.

Team-Mitglied Andreas Schmickler (Kirchdaun) sagte bei dem Treffen im Kesselinger Tal, die 32 Stelen sollten je 2,30 Meter hoch werden und auf 70 mal 70 Zentimeter großem quadratischem Grundriss stehen. Sie seien innen hohl und mit einem Beton-Fundament geplant. Als Material empfiehlt er wetterfesten Cortenstahl. Die Kosten von Arbeit und Material würden sich auf rund 3.000 Euro je Stele belaufen. Weg und Website würden allerdings „nicht auf einen Schlag, sondern schrittweise realisiert“, erläuterte Initiatorin Annette Holzapfel, die hoffte, dass das Projekt im Jahr 2025 abgeschlossen werden kann.