Weinfest in Mayschoß. "Fest der 1000 Lichter" hieß es am vergangenen Samstag in Mayschoß.
MAYSCHOSS. TW. Im Weinort Mayschoß ist wie in fast allen an der Ahr gelegenen Ortschaften auch knapp dreieinhalb Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe noch vieles im Argen, manches in der Planung und noch längst nicht alles im Neuaufbau. Bestes Beispiel ist die jüngst abgerissene Fassade der Winzergenossenschaft, ein bislang besonders prägendes Element der Dorfansicht. Noch liegt vieles in Trümmern. Aber neben dem Wiederaufbau von Straßen, Häusern und sonstiger Infrastruktur gilt es in Mayschoß auch, den Tourismus wieder auf die Beine zu stellen. Neben dem Weinbau ist es das wichtigste Zugpferd des Dorfs.
Schon kurz nach der Flut starteten Gemeinden an der Ahr zu Wandertagen für den Wiederaufbau und nutzten die unzerstörten Touristenpfade auf den Höhen. Schon damals zeigte sich, dass man bei aller persönlichen Betroffenheit der Einwohner schnell wieder an alte Zeiten anknüpfen möchte. Dazu gehört auch das Weinfest. Das wurde vor der Corona-Pandemie und der Flutkatastrophe in Mayschoß und dem benachbarten Altenahr besonders groß gefeiert, nämlich an allen Wochenenden im Oktober und manchmal auch noch an einem weiteren Wochenende Ende September.
Mayschoß ist im Wiederaufbau seines Tourismus schon ein ganzes Stück vorangekommen und auf einem guten Weg. „Dennoch ist noch vieles provisorisch“, sagt Mirco Burkardt, der Vorsitzende des örtlichen Verkehrsvereins mit dem schönen Namen „Heimat & Tourismus Weinort Mayschoß e.V.“ Das ist umso verständlicher, als es den Protagonisten immer noch und sicherlich auch noch lange um den Aufbau der privat betroffenen Häuser und Grundstücke, der Gewerbebetriebe und der damit verbundenen Arbeitsplätze sowie der kommunalen Infrastruktur gehen wird. Da steht die Vereinsarbeit im Tourismus nicht unbedingt an erster Stelle im Tagesablauf jedes einzelnen.
Aber sie mühen sich redlich und müssen dabei auch feststellen, dass sich der Tourismus im Tal mit der Pandemie rapide gewandelt hat. Die Zahl derer, die zum Schunkeln und zum erhöhten Weinverzehr anreisen, nimmt mehr und mehr ab. „Wer an der Ahr war und weiß, dass er da war, war nicht an der Ahr“, war das Sprichwort vor allem im vergangenen Jahrhundert. Das sagt vieles, wie es auch der Abfluss mitten auf der Tanzfläche im Partykeller des nun abgerissenen Winzervereins tat. Der Wandel geht hin zum Wandertourismus. Mit der Pandemie und dem damit verbundenen Abstandsgebot entdeckten die Menschen aus dem großen Einzugsgebiet des Ahrtals die vielen schönen Wanderrouten auf den Höhen der Weinberge. Die Winzer erkannten das früh und schlugen hier und dort ihre Buden auf, um ihre Produkte und manch leckere Ahrtaler Spezialität anzubieten. Die Ortschaften Altenahr, Mayschoß, Rech und Dernau taten sich zusammen, bündelten ihre Ressourcen und rufen seither immer wieder gemeinsame Wanderevents aus. Aktuell ist es seit September der Wanderherbst, der viele Freizeitsuchende ins Tal der roten Traube lockt. Und dort sind es nicht nur Rotweinwanderweg und der Ahrsteig, die gesucht werden. Auch die vielen Wege darüber und darunter erfreuen sich großer Beliebtheit. Es sind neue Ziele, die die Menschen im Rahmen ihrer Erholungssuche gesucht und gefunden haben.
Nun stand das dritte Wochenende im Reigen des Mayschosser Weinfestes an. Es war ein ganz besonderes Fest, nämlich das mit dem größten Aufwand für die Gastgeber im Ort. Das „Mayschosser Fest der 1.000 Lichter“ gab es vor der Pandemie schon. Der Name blieb erhalten, aber am Gesicht des Festes hat sich einiges getan. So gab es kein Feuerwerk mehr, dass einst Höhepunkt am Samstagabend war. „Ob das Feuerwerk jemals wiederkommen wird, wissen wir nicht“, sagt Mirco Burkardt. Feuerwerke finden mittlerweile nicht mehr durchgängig Zuspruch. Da seien die Umweltkriterien, die ebenso gegen ein Feuerwerk sprechen, wie die Kosten, so der Tourismusvorsitzende. Nach wie vor aber sollten die Weinberge leuchten. Besagte rund 1.000 Lichter wurden ab dem Nachmittag in Form von Flammschalen überall dort in den Weinbergen platziert, wo sie aus dem Ort heraus zu sehen sind. In erster Linie war es die örtliche Feuerwehr, die die Touristiker unterstützte, die Flammschalen austeilte und am Abend entzündete. Dann wurde es rund um den Waagplatz so richtig gemütlich. Dort war im Gegensatz zu früheren Jahren keine Schunkel- oder Ballermann-Musik zu hören. Dafür spielten „Rio 5“ moderne Tanzmusik. Und auch die Busladungen an „Sauftourismus“ wurden nicht mehr in Mayschoß abgeladen und am späten Abend wieder nach Hause gekarrt. „Das brachte neben Umsatz viel Ärger und Arbeit“ erinnert sich Mirco Burkardt. Wer zum Weinfest von Altenahr oder Dernau nach Mayschoß will, der nimmt in der Regel den Linienbus oder Schienenersatzverkehr.