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Mittelahr Bote
Ausgabe 45/2023
Aktuelles
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Aktuelles MUSS

Der Weinbaupräsident der Ahr, Hubert Pauly, ist mit dem Ergebnis der Traubenlese 2023 mehr als zufrieden.

Dernau, die größte weinbautreibende Gemeinde im Ahrtal.

Gute Voraussetzungen für hohe Qualitäten

AHRTAL. Die Weinlese im Anbaugebiet an der Ahr ist abgeschlossen und lässt die Ahrwinzer auf einen hervorragenden Jahrgang 2023 hoffen. Die Gesamterntemenge wird den Schätzungen des Weinbauverbandes Ahr zufolge bei rund 480 ha Ertragsrebfläche auf 41.000 hl veranschlagt. Damit liegt die Ahr knapp 5 Prozent unter dem Vorjahresergebnis (Ernte 2022: 43.000 hl), aber immer noch erkennbar über der Menge aus dem schwierigen, von der Jahrhundertflut geprägten Jahr 2021 (38.000 hl). Der Weinbaupräsident der Ahrregion Hubert Pauly ist mit diesem Ergebnis und mit Blick auf einen vielversprechenden Ahr-Jahrgang 2023 mehr als zufrieden. „In den Weinkellern reifen hervorragende Ahrweine heran, auf die wir gespannt sein dürfen“, lautet seine Prognose. „Der Spätburgunder wird kein leichter Wein, sondern kraftvoll, füllig und ausdrucksstark“, charakterisiert der Präsident die erwarteten Eigenschaften des jüngsten Jahrgangs. Das Weinjahr 2023 war von einer weitgehend stressfreien Vegetationsperiode gekennzeichnet. Wie im Vorjahr konnten an der Ahr in den Wintermonaten Januar bis März verhältnismäßig milde Temperaturen gemessen werden. Die Niederschläge fielen in diesem Zeitraum für die Jahreszeit leicht unterdurchschnittlich aus. Das Frühjahr präsentierte sich vergleichsweise kühl und bot die im langjährigen Mittel entstandenen Durchschnittstemperaturen. Dafür gab es reichlich Niederschlag. Die aus den vergangenen Jahren beinahe gewohnte Frühjahrstrockenperiode fand nicht statt. Somit war die Grundlage für eine gute Wasserversorgung der Rebstöcke entlang der Saison – trotz einer kurzen Trockenphase im Hochsommer - bis hin zur Lese geschaffen. Die Hoffnungen der Ahrwinzer auf eine - im Mehrjahresvergleich - Ertragshöchstmenge erfüllten sich aufgrund der unbeständigen, kühl-feuchten Augustwetterlage jedoch nicht ganz. Der Pilzbefall mit Peronospora nahm zu und konnte aufgrund der nahenden Weinlese nur noch bedingt bekämpft werden. Es zeichnete sich ab, dass die vorausgesagten hohen Qualitäten nur mit einer konsequenten Aussortierung befallener Trauben zu sichern waren. Damit verbunden war ein deutlich höherer Aufwand an Handarbeit während der Lese in den Steillagen. Ähnlich wie im Herbst 2022 startete die Lese an der Ahr auch in diesem Jahr zwei Wochen vor dem langjährigen Mittel und zunächst mit den früheren Sorten Anfang September. In dieser Zeit begünstigte eine niederschlagsfreie Witterung die zügige Lese und garantierte die sehr guten Qualitäten bei den Sorten Rivaner, Dornfelder und Frühburgunder. Die Leitsorte der Region, der Spätburgunder, konnte an der Ahr in der letzten Septemberdekade und in der ersten Oktoberwoche, bei zumeist sonnigem Altweibersommerwetter, in der Lesephase nochmals täglich sowie deutlich an Mostgewicht zulegen. Vielversprechend verlief bei den späteren Rebsorten die Rieslingernte. Der Rieslinganbau spielt an der Ahr nur eine nachrangige Rolle, profitierte aufgrund des hinteren Erntezeitpunktes jedoch enorm von der guten Herbstwitterung. „Die regenreiche Phase im August konnte den Rieslingtrauben wegen ihrer späteren Reife wenig anhaben. Der Reifeverlauf war optimal. Wir sprechen an der Ahr schon von einem Rieslingausnahmejahr“, berichtet Weinbaupräsident Hubert Pauly erfreut. Nach wie vor sind die Ahrwinzer mit dem Wiederaufbau der Flutschäden vom 14./15. Juli 2021 befasst. Die Bestockung der in der Flachlage verloren gegangenen Weinbergflächen schreitet je nach Standort mit unterschiedlicher Geschwindigkeit voran. „Die in den Winzerorten Mayschoß, Rech und Dernau flutbedingt initiierten Flurbereinigungsverfahren sind inzwischen auf einem guten Weg“, zeigt sich Hubert Pauly optimistisch. „Wir erwarten, dass die Neuanlagen im Frühjahr 2025 endlich gepflanzt werden können. Dies ist zwingend erforderlich, um den betroffenen Weinbaubetrieben in den Flachlagen Perspektive und Einkommenssicherheit bieten zu können. Darüber hinaus benötigen wir den Weinbau in den unteren Lagen auch, um die Attraktivität der Weindörfer entlang des Ahrlaufs weiter zu heben. Der Tourismus ist für unsere Weinbaubetriebe nach wie vor eine sehr bedeutende Säule, wenn es um den Absatz unserer Weine geht“, macht der Weinbaupräsident deutlich.