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Mittelahr Bote
Ausgabe 49/2023
Aktuelles
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Modellbauer halten das Ahrtal vor der Flut in Erinnerung

Hans- Jürgen Schick (r.) führt Fachgespräche übers Basteln mit den Gleichgesinnten aus Laupheim.

Bei der ersten Ausstellung in Dernau aber waren Bahnen aus Schwaben die Hingucker

DERNAU. TW. Unter Freunden des Modellbaus von Eisenbahnen kennt man sich, nicht nur von gemeinsamen Auftritten auf Modellbahn-Ausstellungen. Und so war es für einige Clubs und Freunde der Modelleisenbahnfreunde Bad Neuenahr-Ahrweiler (MEF) selbstverständlich, die erste Modellbahnausstellung nach der Flutkatastrophe mit eigenen Anlagen zu bereichern – und das ohne Kostenerstattung. Zur Ausstellung hatte die MEF am ersten Adventwochenende ins Dernauer Bürgerhaus eingeladen, wo es jede Menge leuchtende Kinderaugen gab. Auch von denen, die längst erwachsen sind, aber beim Blick auf die kleinen fahrenden Züge wieder zu Kindern werden.

Hans Jürgen Schick, der MEF-Vorsitzende, kennt die Modellbauer, ist Mitglied in mehreren Clubs und ließ seine Kontakte spielen, um den Besuchern eine große Vielfalt des Eisenbahn-Modellbaus zu zeigen. Die Gastgeber selbst zeigten auch Anlagen, nämlich die, die die Katastrophe mehr oder weniger unbeschadet überstanden haben. Denn auch bei den Ahrtaler Bastlern rauschte die Flut rund einen Meter hoch durch die Vereinsräume in Dernau. Aber nicht alles ging verloren. Auch nicht ein Blick auf eine komprimierte Landschaft mit Höhepunkten der Ortschaften Walporzheim, Marienthal und Ahrweiler. Da war dann vieles noch zu sehen, was die Flut im Juli 2021 unwiederbringlich zerstört hat.

„Wir wollen so die Erinnerung ans Ahrtal vor der Katastrophe aufrechterhalten“, so Schick. An der Modulanlage, die sich beliebig mit Stücken von rund 1,20 Meter verlängern lässt, bauen vor allem die Jugendlichen Modellbauer des Clubs in ihrer Freizeit weiter. Ein halbes Dutzend Nachwuchsbastler weiß der MEF in seinen Reihen. Derweil lassen die älteren Bastler zwei Brücken, die einst westlich von Rech Eisenbahn und Fahrradweg führten, wieder auferstehen. Das Modell wurde im Rohbau präsentiert, da warten noch unzählige Stunden Arbeit auf die Ahrtaler Bastler. Denn es wird möglichst alles von Grund auf gebastelt: Bäume, Landschaften, Häuser, Weinberge.

Wie diese Bastelarbeiten in Perfektion entstehen, zeigten Heiko und Andrea Jeutter aus dem baden-württembergischen Schwendi. Sie basteln jedes Fahrzeug, jeden filigranen Baum, sogar einen Baukran aus Gips, Dosenblech, Garn oder Plastik mithilfe von medizinischen Gerätschaften selbst. Das gilt auch für weitaus kleinere Darstellungen, als das weit verbreitete Maß 1:87, besser bekannt als H0. Wesentlich kleiner sind Anlagen in „Spur Z“, was dem Maßstab 1:220 entspricht. Für dieses Maß mutet die gezeigte Anlage des Modelleisenbahnclubs Laupheim schon riesig an. Insgesamt 50 Meter Schienen wurden verbaut, in großen Schleifen fahren etliche Züge, verschwinden in Tunnels und kommen dort wieder ans Tageslicht, wo es der Besucher kaum vermutet. „In HO würde diese Anlage das halbe Bürgerhaus füllen“, erklärte Hans Jürgen Schick. Hingucker waren aber auch die H0-Anlagen der Modellbahnclubs aus Pfullendorf oder dem Maifeld. Und auch die Arbeit von Wolfgang Monschauer, der mit Patina und allerhand Farben neue Züge alt aussehen ließ, weckte großes Interesse.