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Mittelahr Bote
Ausgabe 5/2023
Aktuelles
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Holocaust-Gedenktag auf dem Jüdischen Friedhof in Dernau

Helmut G. Schmidt (re.) überreichte Avadiey (mi.) eine Tora aus dem Jahr 1862

Zum Holocaust Gedenktag am 27. Januar 2023 war auch Avadislav Avadiev (li.) aus Koblenz angereist

SPD Ortsvereine Kalenborn und Mittelahr luden am 27. Januar ein

DERNAU.OC. "Wir wollen bei uns im Ahrtal die Erinnerungskultur pflegen, jährlich am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des KZ Auschwitz", so die ausrichtenden SPD Ortsvereine Kalenborn und Mittelahr. „Wir dürfen solche Greueltaten, wie sie derzeit in der Ukraine passieren, nicht zulassen und müssen uns dafür stark machen, alle Menschen so anzunehmen, wie sie sind“ erklärte Dr. Sigrid Dehmelt, Vorsitzende des SPD Ortsvereins Kalenborn. Nachdem in den vorangegangenen zwei Jahren die Veranstaltung pandemiebedingt nur eingeschränkt stattfinden konnte, fand sie in diesem Jahr wieder öffentlich auf dem Jüdischen Friedhof in Dernau statt. Dieser Friedhof, der heute zur jüdischen Kultusgemeinde Koblenz gehört, ist als ältester Jüdischer Friedhof im Ahrtal ein geschütztes Kulturdenkmal und ein Ort mit besonderer Ausstrahlung. Avadislav Avadiev, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, las auf dem Friedhof aus der Tora, Alexandra Tschida, stellvertretende Vorsitzende des Bürgervereins der ehemaligen Synagoge Ahrweiler und Opernsängerin, bereicherte die Veranstaltung mit hebräischen und deutschen Liedbeiträgen. Dehmelt freute sich auch, Verbandsgemeindebürgermeister Dominik Gieler, den Dernauer Ortsbürgermeister Alfred Sebastian sowie Matthias Bertram, Dernauer Urgestein und Heimatforscher, begrüßen zu dürfen. Von Bertram weiß man, dass die Jüdische Gemeinde Dernau seit 1609/1619 belegt ist. Schon 1434 finden sich in einer „Judensteuerliste“ des Reichserbkämmerers Konrad v. Weinsberg Hinweise, dass Juden in Saffenburg/Dernau gewohnt bzw. sich aufgehalten haben. „Um 1850 waren in Dernau fast fünf Prozent der Einwohner jüdischen Glaubens. Sie hatten ihre eigene Synagoge/Bethaus, eine Schule und einen Lehrer. Die Leiter der Gemeinde kamen meist aus den Familien Heymann und Bär. Ab 1843 zogen im Rahmen der größeren Liberalisierung und auf Grund besserer Geschäftsmöglichkeiten mehr und mehr der Dernauer Juden nach Ahrweiler. Um 1862, mit dem Tode des Familienoberhauptes Marc Heymann, kam es zur Gründung einer jüdischen Gemeinde Ahrweiler/Dernau. In Dernau selbst wohnten um 1900 lediglich noch ein Prozent der Bewohner jüdischen Glaubens.“ Nach verschiedenen Wortbeiträgen überreichte Helmut G. Schmidt, Journalist und Verleger aus Burgsaht, Avadiey eine Tora aus dem Jahr 1862 als „Grundstein“ für den Wiederaufbau der Synagoge in Koblenz. Im Verlauf des Nachmittag gab es Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch. Mit dem Anzünden von Kerzen auf den Gräbern fand die Gedenkstunde einen stimmungsvollen Ausklang.