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Aktuelles aus der VG Betzdorf-Gebhardshain, Ausgabe Betzdorf
Ausgabe 2/2024
Stadt Betzdorf
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Betzdorfer Geschichte e.V.

Der alte Bahnübergang an der Wilhelmstraße auf einer Ansichtskarte (gelaufen 1913).

… erinnert an die „Glück-Auf-Schranke“ an der Wilhelmstraße (Teil 2, Nr. 231)

Schon 2008 haben wir in dieser Reihe einen Artikel dem „schienengleichen Bahnübergang“ an der Wilhelmstraße gewidmet. Anhand der vorliegenden historischen Ansichtskarte bietet sich allerdings eine Fortsetzung an.

Die Brücke steht, nach dem Kriege ertüchtigt und modernisiert, noch heute am gleichen Ort. Nur der Verkehr biegt heute kurz vor den Gleisen nach links auf den Busbahnhof ab, nach rechts erreicht man die Siegstraße. Die Schrankenanlage existiert nicht mehr und jenseits davon mündet heute die B62 von ihrer Überführung in einem Kreisel in die Wilhelmstraße. Ganz links ist der Fachwerkbau des Bahnwärterhäuschens zu erkennen, daneben erhebt sich imposant die Löwen-Apotheke, zwischenzeitlich stand hier das AKA-City-Kaufhaus.

Schon 1912/13 wurde ein Bahnprojekt zur Überführung der Wilhelmstraße entworfen, mit dem Ziel der Anlage des Bahnhofs in der späteren Ladestraße und dem Wegfall des Bahnüberganges. Im Ersten Weltkrieg scheiterte die Ausführung, die Schranken blieben und mündeten in etwa 120 Schließungen am Tag in den 1960er-Jahren. Setzt man für jede Schließung durchschnittlich 5 Minuten an, ergab dies 10 Stunden, die die Schranken die Wilhelmstraße jeden Tag abriegelten.

1962 ersetzte die Bahn in einem ersten Schritt das Bahnwärterhäuschen durch den Posten 122 neben dem Kiosk von Blumen-Gdanitz. Nach Bereitstellung von 5,2 Millionen DM für das Überführungsbauwerk im Bundeshaushaltsplan (1963) erfolgte im Okt. 1971 der Baubeginn im Rahmen der Stadtsanierung. Wirtschaftsminister Heinrich Stolkenbrink gab das Bauwerk im Mai 1976 dann frei.

Das alles kann man auf der alten Ansichtskarte noch nicht erkennen, damals gab es keinen hektischen Verkehr auf der Brücke, man lehnte sich an das eiserne Geländer, führte seinen Hund spazieren und stoppte für den Fotografen sogar das Pferdefuhrwerk. Jede Epoche hatte sicherlich Nachteile, aber irgendwo auch seine Vorteile. (GB)