So in etwa muss es ausgesehen haben, als der Reichskanzler Otto von Bismarck für ein paar Stunden in Betzdorf gestrandet war und sich für eine relativ kurze Zeit im Betzdorfer Bahnhofs-Restaurant niederließ. Er war im Jahre 1899 auf der Reise von Köln nach Gießen, als die ziehende Lok einen Defekt hatte und repariert werden musste. Das örtliche Ausbesserungswerk hatte schon damals einen hervorragenden Ruf und so konnte die Reise bald weitergehen. Bismarck nutzte die Zeit für ein ausgiebiges Frühstück im Wartesaal I. Klasse.
Dabei war das Vorhandensein einer solchen Gaststätte nicht selbstverständlich: Der Betzdorfer Gemeinderat hatte 1863 die Konzession im Bahnhof abgelehnt, weil die umliegenden Gaststätten angeblich ausreichend in der Lage wären, durchreisende Gäste zu versorgen. Trotzdem gab es bald einen bewirtschafteten Wartesaal, später bekannt durch die allseits beliebte Wirtin Elise Ohligschläger.
Aber nicht nur Reisende kehrten hier ein, auch eingesessene Bürger schnupperten gerne den „Duft der weiten Welt“, lag Betzdorf doch an internationalen D-Zug-Strecken wie Luzern-Norddeich oder Wien-Ostende. Auswärtige Gäste berichteten immer von hier oft unbekannten und interessanten Dingen.
Vorliegender Karte fehlt übrigens eine Ecke, weil ein Sammler irgendwann die Briefmarke herausgeschnitten hat. Schade. (GB)