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Aktuelles aus der VG Betzdorf-Gebhardshain, Ausgabe Betzdorf
Ausgabe 5/2023
Stadt Betzdorf
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Betzdorfer Geschichte e.V.

Die Geschwister Neef haben sich auf der 1921 gelaufenen Ansichtskarte vor dem Anwesen ihres Vaters Fritz dem Fotografen gestellt.

… erinnert an die Neef’sche Milchkuranstalt (Nr. 219)

Viele, viele alte Ansichtskarten zeigen, wie unser Betzdorf früher aussah. Meist wurden Gesamtansichten, Straßen, Straßenzüge oder einzelne Häuser abgebildet. Nicht selten kamen dabei Personen auf das Bild, zufällig oder vom Fotografen platziert, manchmal auch montiert. Sehr häufig waren Geschäftsleute die Auftraggeber zum Druck dieser Ansichtskarten. Da liegt es nahe, dass Geschäftsinhaber oder deren Angehörige werbewirksam auf diese Weise verewigt wurden. Es lohnt sich also manchmal, sich mit Details dieser Karten zu beschäftigen!

„Milchkuranstalt“ - ein Begriff, den man heute so nicht mehr kennt. Gemeint war damit tatsächlich eine Kur mit Molke. Das Verfahren, damit eine Diät durchzuführen, stammte ursprünglich aus der Schweiz, wo es heute noch Milchkuranstalten gibt. Allerdings handelt es sich mittlerweile meist um Gaststätten, die unterschiedliche Milchprodukte anbieten - genau wie Fritz Neef im Anfang des letzten Jahrhunderts. Von „Kur“ war spätestens nach dem ersten Weltkrieg keine Rede mehr: Neben Molke, Milch, Sahne und Butter waren Kaffee und Kuchen angesagt!

Neef baute sein schmuckes Fachwerkhaus im Jahre 1907 am Ufer des Imhäuserbach, direkt an der Grenze zwischen Betzdorf und Alsdorf. Von Beruf war er Melker, er wusste also, was er anbot. Seine Töchter Hanni und Martha, die vermutlich auf der abgebildeten Werbekarte zu sehen sind, führten die Milchbar, erweiterten das Sortiment und nannten die Wirtschaft bald „Kaffee zum Imhäusertal“. Martha lernte in Heidelberg Hans Buchenscheit kennen und lieben, zahlte nach ihrer Hochzeit ihre Schwester aus und das Paar nannte das Lokal ab 1923 „Café Buchenscheit“.

Das Café hatte sich von Anfang an einen guten Namen erworben, bot man doch ab 1932 Waren aus eigener Backstube an. Auf der Karte von 1921 kann man erkennen, dass von Anfang an auf Etikette geachtet wurde: Nanni und Martha erwarteten ihre Gäste u.a. an säuberlich gedeckten Tischen im Außenbereich. Zum Glück fuhren damals noch nicht sehr viele Motor-Fahrzeuge auf den staubigen Straßen…(GB)