Interkulturelle Begegnungen schaffen
Es war ein spontanes Treffen. Bekannt waren nur der Zeitpunkt und der Ort: Betzdorf - im Nah dran. Und doch füllte sich der Raum rasch mit rund fünfzig Menschen, gerade genug Platz für all jene, die gekommen waren. Menschen muslimischen Glaubens, christlich Glaubende, Vertreter der Orthodoxie und solche, die keiner Religion angehören. Sie alle waren da, Seite an Seite, offen für Begegnung.
Der Abend begann ebenso spontan wie berührend: Ein kleines Mädchen stimmte den alten wie neuen Klassiker „O Tannenbaum“ an, ein zarter Auftakt, der im begeisterten Applaus der Anwesenden endete. Ebenso unvermittelt wuchs auf den provisorisch vorbereiteten Tischen ein Buffet heran, das in Farben, Düften und Geschmäckern eine kulinarische Reise um die Welt versprach. Auch die Gespräche entwickelten sich spontan, persönlich, neugierig, hin und wieder nach Worten suchend. Wie erklärt man etwa das Wort „fremd“?
Dann wandte sich die Runde den großen Fragen des Advents zu: Was bedeutet diese Zeit den Christen? Was geschah am 24. Dezember? Und was hat es mit den berühmten Königen auf sich? Die Antworten, manchmal vielleicht nur Versuche, kreisten immer wieder um ein Wort, das sich festsetzte: Hoffnung.
Es entstand die Einsicht, frei nach Kleist abgewandelt, dass der Eingang zum Paradies verschlossen scheint und wir wohl eine Reise um die ganze Welt antreten müssen, um vielleicht einen Hintereingang zu finden. Eine Reise, die vor allem eines verlangt: zuzuhören, wenn Kulturen einander begegnen. An diesem Abend wurde diese Aufgabe spürbar. Eine Aufgabe, die uns alle betrifft. Und so wurde dieser Abend zu einer wahrhaft interkulturellen Begegnung.