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Mitteilungsblatt Hamm Sieg
Ausgabe 18/2023
Kirchliche Nachrichten
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Geistlicher Impuls der Woche

Jakob antwortete: Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn (1. Mose 23,27)

In seinem Buch „Gottesdienst als Gemeindeaufbau“ berichtet der ehemalige Heidelberger Theologe Christian Möller unter dem Titel „Der Segen als Pointe des Gottesdienstes“ über einen Taubstummen, der mit seiner Frau jeden Sonntag zum Gottesdienst kommt, obwohl er kein Wort versteht und kein Lied mitsingen kann. Gefragt, warum er dennoch komme, antwortet seine Frau, er warte immer auf den Augenblick, da der Pfarrer die Hände zum Segen erhebt. Dann weiß auch er, dass er gesegnet wird. „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn.“ Es hätte auch sein Wort sein können.

Jakob hatte seinen Bruder um den Segen durch den Vater Isaak betrogen. Auf der Flucht vor seinem Bruder muss er nun erleben, dass sich Gottes Angesicht verfinstert hat. Es wird Nacht. Er wird von einer unbekannten Gestalt angefallen. Jakob nimmt den Kampf auf. Er ringt mit dem Unbekannten. Und er macht das Ringen zu einem Kampf um Gottes Segen: „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn.“

Jakob „gewinnt“ den Kampf, doch eine Behinderung bleibt zurück. Aber: Er bekommt den Segen. Er weiß, dass er Gott begegnet ist. Gottes Angesicht leuchtet wieder. Und ich höre Jakob von ferne singen mit Christian Knorr von Rosenroth (EG 450):

„Morgenglanz der Ewigkeit,

Licht vom unerschöpften Lichte

schick uns diese Morgenzeit

Deine Strahlen zu Gesichte

und vertreib durch Deine Macht

unsre Nacht.“

In so vielen Gottesdiensten habe ich die Hände zum Segen erhoben. Und ich frage mich: „Wer bin ich denn, dass ich …?“, und dann sagt die alte Dame im Altenheim beim Verabschieden: „Der Segen ist das Wichtigste in Gottesdienst. Den nehme ich jetzt mit auf mein Zimmer. Der reicht für die ganze Woche.“

Und ich nehme den Auftrag, den Gott Aaron und seinen Söhnen, und den er mir aufgrund dieser Verheißungen durch meine Kirche gegeben hat, Mensch im Auftrage Gottes zu segnen, gerne wahr.

Mit diesen Andachtsworten grüßt Sie

Ihr Pfarrer Dr. Michael Klein