Kurt Salterberg als Besucher des Raiffeisenmarkts im Frühsommer.
Kurt Salterberg aus Pracht hat am 8. Januar seinen 100. Geburtstag gefeiert. Der Mann, der wegen seiner Rolle beim Stauffenberg-Attentat auf Adolf Hitler (er ließ als Wachsoldat den Attentäter passieren) bundesweit bekannt wurde, hat in seiner Heimat aber ganz andere bleibende Spuren hinterlassen.
Der 100-Jährige, der fit genug ist, um vergangenen Sonntag mit einer großen Gästeschar Geburtstag zu feiern, hat sich in vielen Rollen um das gesellschaftliche Leben in der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) verdient gemacht. Er war viele Jahre Ortsbürgermeister seiner Heimatgemeinde Pracht, war die treibende Kraft bei der Gründung der Heimatfreunde im Hammer Land und machte sich um den Aufbau des Raiffeisenmuseums, des Hauses der Heimatfreunde und des Puppenstubenmuseums verdient.
Unermüdlich spulte er Kilometer ab und führte Gespräche, um immer neue sehenswerte Exponate für die Ausstellungen zu bekommen, führte den Verein auch als Vorsitzender. Im Jahr 2000 nahm er den Raiffeisen-Ehrenpreis der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) entgegen. In der Ehrenordnung für diesen erst dreimal vergebenen Preis heißt es: „Persönlichkeiten, die durch besondere und herausragende Leistungen auf wissenschaftlichem, kulturellem, politischem, sportlichem oder sozialem Gebiet hervorgetreten sind und dadurch das Ansehen der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) gefördert haben, können mit dem Raiffeisen-Ehrenpreis ausgezeichnet werden.“ Salterberg wurde die Auszeichnung als Vertreter der Heimatfreunde zuteil.
Ehrenvorsitzender ist Kurt Salterberg auch beim Imkerverein Hamm (Sieg) und Ehrenmitglied bei einigen weiteren Vereinen sowie auch Träger von Verdienstmedaillen und Orden. Bei Veranstaltungen in der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) - so beispielsweise dem Raiffeisenmarkt im vergangenen Sommer oder der Einweihung des Raiffeisenatriums am Museum - ist er immer noch ein gern gesehener Gast, mit dem man sich wegen seines wachen Geistes gern unterhält.
Überregional beeindruckte er schon seit Jahren mit seinen Vorträgen über seine Rolle beim Attentat auf Hitler. Er hielt sie vor Verbänden, in Schulen, in der Erwachsenenbildung, bei Gedenkstätten… Salterberg verstand es, die Ereignisse in der „Wolfsschanze“ sachlich, aber dennoch interessant zu schildern und seine Rolle als Soldat der Nazizeit weder zu beschönigen noch sich als jugendliches Opfer darzustellen. Stets im kompletten Anzug mit Krawatte hielt er noch mit mehr als 90 Lebensjahren zwei Vortrags-Stunden mit anschließender Fragerunde im Stehen durch.
100 Jahre in geistiger Regsamkeit und immer noch Teil des gesellschaftlichen Lebens - so ein Glück ist nicht jedem vergönnt. Aber „Glück“ war nicht immer der Begleiter von Kurt Salterberg. Im Krieg wurde er schwerstverwundet, seine Frau verstarb schon vor 20 Jahren, auch sein Sohn, eines von zwei Kindern, starb viel zu früh. Sein typisches Lächeln - etwas schelmisch, aber auch ein bisschen melancholisch - ist ihm trotzdem geblieben. (Silvia Patt)