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Mitteilungsblatt Hamm Sieg
Ausgabe 29/2023
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Einfühlsame Grenzgänger bei „open arts“

Jaspar Libuda mit seinem fünfsaitigen Kontrabass. Foto: Danijel Wetter

Jaspar-Libuda-Trio und „open your wings” auf der Open-Air-Bühne in Forst

Unter dem Motto „Begegnung über Grenzen“ fanden in der vergangenen Woche insgesamt drei Bands und zwei Singer/Songwriter in zwei Konzerten je für sich ein begeistertes Publikum im Kunsthaus Wäldchen vor.

Jaspar Libuda, ein Kontrabassist mit speziell angefertigtem 5-saitigem Kontrabass aus Berlin, zauberte am Mittwoch, 12. Juli, mit seinem Trio die Zuhörer bei goldener Abendstimmung mit Stücken aus dem Album „Jahrtausendgänger“ in eine melodiöse Bilderwelt. Mal mit hohen gestrichenen Flageolett-Tönen, mal mit bassigen Groves, mal still und schwebend, mal tanzend und jazzig.

Die Akustik-Gitarre von Florian Segelke erinnert mit seinen Loops und Riffs samt Hall an Yes-Songs und an das Spiel des verstorbenen Rock-Gitarristen Steve-Howe. Aber auch sein feines Oberton-Tanzen, pulsierend auf zwei Saiten, und die feinen Melodien faszinierten genauso wie die raffinierten Spieltechniken des Schlagzeugers Sven Tappert mit Glockenklängen sowie diversen Wisch- und Schlagmomenten.

Eine Klangreise im Grenzbereich der Stile und der Stille. Nach 90 Minuten und einer weiteren Zugabe dankten es die Zuschauer mit langanhaltendem Beifall.

Beim Abend „open your wings“ am 15. Juli präsentierten sich zum dritten Mal seit 2021 junge, aufsteigende Bands und Singer/Songwriterinnen auf der Open-Air-Bühne des Kunsthauses. In diesem Jahr geschah das auf hohem Niveau. Den langen Abend, der am Ende mit einer Filmnacht abschloss, eröffnete der Sänger und Songschreiber Luis Schwamm aus Köln, der sich aus einem Musikkassetten-Player mit selbst präparierten Kassetten Loops zur Begleitung gebastelt hat. Seine lyrischen Texte, teils absurd und tiefgehend, zogen das Publikum in den Bann.

Dann folgte die Kölner Rockband WAYKOBA um den Bandleader Jakob Wüllner, die mit differenzierten Arrangements und harten Rhythmen begeisterte.

„Einfach Amelie“ war ebenfalls zum dritten Mal im Kunsthaus zu hören. Amelie Klug bringt mit ihrem erfrischenden Humor, ihrer Direktheit und schönen Refrains ihr Auditorium immer in gute Laune. Das gelang auch diesmal.

Als Highlight des Abends spielte Lunatic Loop aus Freiburg/Forst und euphorisierte nicht zuletzt mit ihrer Coverfassung von „Signal to Noise“ von Peter Gabriel. Der Song stellte eine Verbindung zum Dauer-Installations-Projekt „open ears“ wie auch zum die Veranstaltung schließenden Nacht-Film „long walk home“ her, der über ein wahres Aborigine-Drama erzählt. Die Musik zu diesem Film mit großartigen Bilder der australischen Steppen und Wüsten hat ebenfalls Peter Gabriel geschrieben.

Mit dem Konzept „open your wings“ haben die Festivalleiter Dorothé Ruth Marzinzik und Daniel Diestelkamp ein erfolgreiches Setup für musikalische Newcomer geschaffen, das Raum für Entfaltung ebenso wie für Begegnung und Inspiration in musikalischen Grenzbereichen schafft. Vor allem setzt die Veranstaltung sichtbar gelungen Impulse für Mut und Perspektive.

Nächste Veranstaltung bei „open arts“: Mariana Sadovska mit „VESNA“ am 22. September 2023. Ein ukrainisch-jüdischer Konzertabend.