Karibu-Vorsitzende Kerstin Löbnitz-Steiger mit Kater Oskar.
Das Tierheim des „Karibu“-Tierschutzvereins bietet Tieren Zuflucht, die es anderswo schwer hatten und leistet in der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) wichtige Arbeit.
08. August 2025. Am Freitagmorgen, Anfang August, herrscht emsiger Betrieb im Breitscheidter Tierheim des Tierschutzvereins Karibu: Das vereinseigene Sommerfest am 24. August steht vor der Tür, während die Versorgung von über dreißig Tieren ohnehin auf Trab hält und nach fleißigen Händen verlangt.
Eine Frau im orangenen Vereinsshirt ist gerade ins Gespräch mit einer Familie vertieft, die einer jungen Katze ein Zuhause-für-Immer bieten möchte: Leiterin Kerstin Löbnitz-Steiger klärt sie über die notwendige Augenoperation auf, die zuvor noch in der Obhut von Karibu ansteht.
Der Name des Vereins – „Karibu“ – spielt nicht nur auf das gleichnamige Tier an, sondern bedeutet gleichzeitig „Herzlich Willkommen“ – auf Suaheli. Das dies für Mensch und Tier gilt, wird schon bei der warmen Begrüßung durch Löbnitz Steiger deutlich.
Die Namensgebung entsprang einem Zufall, der sich als äußerst treffend entpuppte: Immerhin verbirgt sich hinter der mehrsprachigen Namensgebung bereits eine schöne Symbolik und ein Hinweis darauf, dass insbesondere die Sprache der Tiere auf dem großräumigen Gelände des Vereins ein offenes Ohr findet.
Umsetzung einer Herzensangelegenheit
Mit „Karibu“ konnte Löbnitz-Steiger ein Herzensprojekt realisieren. Es ging ihr darum, pragmatische und schnelle Hilfe in Tiernotfällen leisten zu können. Nach ihrem vorherigen Engagement im Tierheim Bonn und im Tierschutzverein Altenkirchen, gründete die Tierschutzberaterin 2007 zusammen mit weiteren Mitstreiter:innen den Verein. 2013 konnte sie den Sitz und die Wirkungskraft des Vereins dann schließlich vergrößern: Nachdem die Verbandsgemeindeverwaltung Hamm (Sieg) grünes Licht gegeben hatte, rüstete Löbnitz Steiger und ihr Team das neu gekaufte Grundstück an der Durchfahrt zwischen Hamm und Breitscheidt zum Tierheim um.
Dank einer großflächigen Wandbemalung durch den Graffitikünstler Semor (kürzlich wieder in seiner Heimatkommune beim Graffitiprojekt in der Raiffeisenwoche aktiv) und der auffälligen orangen Farbe hat das Haus einen hohen Wiedererkennungswert. Wenn Löbnitz-Steiger bei Anfragen am Telefon eine Wegbeschreibung gibt, heißt es dann oft: „Ah ja, das kennen wir!“ Inzwischen wünscht sie sich aber immer wieder eine zentrale Sammel-Anlaufstelle im Kreis Altenkirchen, etwa in Form eines Tierheims mit mehreren Festangestellten.
Ebenfalls herzlich willkommen: Ehrenamtliche Helfer:innen
„Viele Ehrenamtler:innen sind bei uns in der Coronazeit weggefallen“, erklärt die Tierheimleiterin in einer ruhigen Minute. „Diejenigen, die nur ab und zu kamen, durften eine Zeit lang wegen der Ansteckungsgefahr gar nicht mehr kommen.“ So sei das Helfer:innenteam deutlich geschrumpft. Derzeit stemmt Löbnitz-Steiger zusammen mit zwei weiteren Angestellten und einer wechselnden Zahl von Sozialstundenleister:innen die Versorgung von 21 Katzen, 8 Hunden, Ziegen, Schafen und Kleintieren. Da die Schützlinge mitunter krank im Tierheim abgegeben werden und intensivere medizinische Versorgung benötigen, stößt das Team immer wieder an seine Belastungsgrenzen.
„Es wäre schön, wenn wir mehr zuverlässige Hilfe hätten“, meint Löbnitz-Steiger. „Man darf eben nur nicht mit der Vorstellung herkommen, man verbringe den größten Teil der Zeit mit Katzenkuscheln. Natürlich ist das auch mal drin, aber 90 Prozent der Arbeit sind eigentlich Reinigungs- und Versorgungsarbeiten. Diese Arbeiten sind mindestens genauso wichtig, damit es den Tieren gut geht.“
Neben der Vermittlung ebenfalls möglich: eine Patenschaft
Die Pflege der Tiere steht für Löbnitz-Steiger immer an erster Stelle. Denn die meisten der Tiere, die hier Zuflucht finden, wurden zuvor stark vernachlässigt, unter unwürdigen Bedingungen gehalten oder misshandelt – bis zu ihrer Aussetzung oder der Beschlagnahmung durch das Veterinäramt.
Vor eben diesem Hintergrund ist eine zuverlässige Versorgung von zentraler Bedeutung, damit die Tiere überhaupt eine Chance haben, wieder Vertrauen zum Menschen aufzubauen. Dass das trotzdem nicht immer funktioniert, zeigt das traurige Schicksal des Hunderüden Eddy, der angebunden im Wald gefunden wurde und zunächst niemanden an sich heranließ. Während er sich im Umgang mit anderen Art- und Tiergenossen freundlich und völlig unkompliziert zeigt, lässt er bis heute weniger als eine Handvoll Menschen in seine Nähe. – Eine traurige Symptomatik des schweren Traumas, das er bei seinen vorigen Halter:innen erlitten haben muss.
Hunde wie Eddy sind aufgrund ihres Gefährdungspotentials leider nicht mehr vermittelbar. In diesem Fall gibt es bei Karibu allerdings die Möglichkeit, eine Patenschaft für den Vierbeiner zu übernehmen. Diese kann entweder in Form von Geld- oder Sachspenden und zum Beispiel auch zusammen (mit mehreren Pat:innen) abgeschlossen werden.
Haustier: ein Lebewesen, kein Accessoire
Da sie tagtäglich die Auswirkungen von nicht fachgerechter Haltung mitbekommt, befürwortet die Karibu-Leitung auch einen Führerschein für Hundeanfänger, um die Aufklärung in Sachen Tierhaltung zu fördern und ein Bewusstsein für die Verantwortung zu schaffen, die damit einhergeht: bei einer Anschaffung sollte mehr als das „süße“ Aussehen im Mittelpunkt stehen.
Löbnitz-Steiger macht auch darauf aufmerksam, dass es rassespezifische Bedürfnisse geben kann, die berücksichtigt und mit dem Lebensumfeld, in das der Hund oder auch die Katze eingegliedert werden soll, abgeglichen werden muss. „Vor einigen Jahren waren mal Border Collies im Trend“, erinnert sie sich. „Es dauerte kein halbes Jahr, da landeten die ersten von vielen Hunden bei uns.“ Das Problem: Die Besitzer:innen konnten die Tiere nicht auslasten und den angezüchteten Herdenschutztrieb der Rasse nicht bedienen. Wer sich dazu entscheidet, ein Tier zu halten, muss sich neben den schönen Momenten eben auch auf eine zeitintensive Eingewöhnung, konsequente Erziehung und nicht zuletzt hohe (Tierarzt)-Kosten einstellen.
Allgemein beobachtet die Tierschutzberaterin den Trend zur unüberlegten Entscheidung, ein Tier zu anzuschaffen und anschließender Überforderung. „Früher gab es vielleicht ein bis zwei Beschlagnahmungen pro Jahr“, berichtet Löbnitz-Steiger. „Heute sind es manchmal ein bis zwei Beschlagnahmungen innerhalb von vierzehn Tagen. – Erst vor kurzem musste innerhalb kürzester Zeit eine Unterbringung gefunden werden, einmal für 28 und das andere Mal für 29 Katzen, die jeweils aus einem Haushalt stammten.“
Karibu arbeitet dabei mit den Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld und Hamm (Sieg) zusammen, stößt jedoch an seine Kapazitätsgrenzen. Deshalb leistet der Verein auch Präventionsarbeit.
Präventivangebote: Vergünstigte Katzen-Kastrationen für Halter:innen
Das ganze Jahr über bietet Karibu vergünstigte Kastrationen für Katzen an. Dabei sei es zweitrangig, ob man als Halter:in nun aus den beiden Kooperations-Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld und Hamm (Sieg) oder beispielsweise auch aus Windeck oder Wissen käme. „Vor zwei, drei Jahren, sind die Tierarztkosten explodiert. Da macht es schon einen Unterschied, ob man für eine Kastration 100 Euro weniger zahlt.“ Mit der Kastration wird sichergestellt, dass Katzen nicht ungewollt schwanger werden und sich unkontrolliert vermehren.
Im Frühjahr 2025 gab es sogar eine Aktion, innerhalb derer Katzen den ganzen Februar über kostenlos im Kreis Altenkirchen kastriert wurden. Angesichts der wenigen Funde von Katzenjungen im Verlaufe dieses Jahres hofft Löbnitz-Steiger, dass das Angebot schon eine positive Wirkung auf die Fundtier-Situation entfaltet hat.
Karibu freut sich auf zahlreiche Gäste beim Sommerfest
Für das bevorstehende Sommerfest hat der Tierschutzverein bereits zahlreiche Sachspenden für den Flohmarkt und die geplante Tombola gesammelt. „Wir wollen bis dahin noch den Außenbereich etwas aufhübschen und beginnen ein paar Tage vorher mit dem Aufbau“, erklärt Löbnitz-Steiger. „Die Planung des Festes beginnt immer ein paar Monate Vorlauf und leider sind wir gerade krankheitsbedingt in besonders schmaler Besetzung. – Es gibt also mehr als genug zu tun!“
Trotzdem ist die Leiterin guter Dinge, dass alle Helfer:innen tatkräftig mit anpacken und freut sich schon auf zahlreiche Besucherinnen und Besucher, wenn das Tierheim am 24. August seine Pforten für das diesjährige Sommerfest öffnet. (jr)
Patenschaft gesucht
Dieser zutrauliche Melancholiker heißt Gustav. Vor sechs Wochen kam der Kater als stark abgemagertes Fundtier zu Karibu. Es dauerte eine Weile, bis endlich die Ursache dafür gefunden werden konnte: Der Kater leidet an einer Schilddrüsenüberfunktion. Im Zuge der Diagnose kann Gustav allmählich wieder Gewicht aufbauen: Dank des Spezialfutters und der Medikamente, auf die er nun sein Leben lang angewiesen ist. Gustavs Versorgung bedarf also etwas höherer Ressourcen. Daher würde sich Karibu sehr über eine Patenschaft für den sanftmütigen Kater freuen.
Kontakt zum Tierheim: Karibu – Hoffnung für Tiere e.V. | Pfannenschoppen 7 | 57539 Breitscheidt
Kerstin Löbnitz-Steiger | kerstinloebnitz@web.de
Social Media – Name der öffentlichen Facebookgruppe: Karibu Hoffnung für Tiere e.V.