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Mitteilungsblatt Hamm (Sieg)
Ausgabe 37/2025
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Neues „Kita meets Kita“ zu Kindeswohlgefährdung

Das junge Gesprächsformat für die sieben kommunalen Kindertagesstätten in der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) hatte dieses Mal den Fachberater für Kindertagesstätten der Kreisverwaltung Altenkirchen, Simon Patt, zu Gast. Patt referierte zum Umgang mit Verdachtsfällen von Kindeswohlgefährdung, Informationspflichten und die dadurch in Bewegung gesetzten Verwaltungsabläufe. Darüber hinaus gaben die Kita-Mitarbeiter:innen Themenwünsche für zukünftige Veranstaltungen von „Kita meets Kita“ ab.

Gerade junge Familien, die derzeit eine anstrengende Phase durchleben, haben beim Stichwort „Kind“ vermutlich als erste Assoziation „nervenaufreibend“ im Kopf. Aber ganz gleich, wie laut, weinerlich oder trotzig Kinder manchmal sein mögen und wie viel Kraft es kostet, sie zu bändigen - sie sind und bleiben eine vulnerable Gruppe, die insbesondere im frühen Heranwachsen eines ganz besonderen Schutzes bedarf: Manch jemand mag es kaum wahrhaben, aber ungeachtet unzähliger pädagogischer Ratgeber, gut gemeinter Ratschläge, Familienblogs und Anlaufstellen liegen die Zahlen der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland seit 2012 (Beginn der Zählung) im Aufwärtstrend, wie die Meldungen der Jugendämter an das Statistische Bundesamt zeigen.

Jeder Fall ist einer zu viel. Gleichzeitig hilft es beim Kinderschutz nicht, sich der Realität zu verwehren: Stattdessen gilt es, zu sensibilisieren, Aufklärung aus verschiedenen Perspektiven zu leisten und Fachkräfte zu schulen, um einen sicheren und zielführenden Umgang mit Verdachtsfällen zu gewährleisten. Einen wichtigen Schritt unternahm dahingehend die neue Veranstaltung des „Kita-meets-Kita“ Formats der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg), die am 28. August 2025 im KulturHaus Hamm mit über sechzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattfand.

„Kita meets Kita“ wurde erstmalig 2023 von der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) als Begegnungsformat ins Leben gerufen, um die Erzieher:innen und Kita-Leitungen aus allen Einrichtungen in der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) zu vernetzen. Das Ziel von Bürgermeister Dietmar Henrich war es, eine Austauschmöglichkeit für die Fachkräfte zu schaffen, um sich gegenseitig mit Erfahrungen, Konzepten und Anregungen bereichern zu können.

Dieses Mal hatte das Organisationsteam aus der Verwaltung - darunter die Sachbereichsbetreuenden Katja Weigel, Niko Langenbach und Kita-Sozialarbeiterin Katja Manz -mit Simon Patt (Pädagoge, ehemaliger Kita-Leiter und nun Fachberater) einen Referenten ins Haus geholt, der gleich aus mehreren Perspektiven aus eigener Erfahrung berichten konnte. In seinem Vortrag klärte er darüber auf, wie man als Kita-Personal oder Erzieher:in bei einem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung angemessen und zielführend reagiert, unter der Berücksichtigung der verwaltungstechnischen Abläufe und weiteren Zuständigkeiten, die hinter der Dokumentation bis zur Meldung und Bearbeitung eines Verdachtsfalls stecken.

Dabei lieferte Patt neben einer informativen Auffrischung des Erziehungs-Know-Hows sinnvolles Hintergrundwissen für die versammelten Fachkräfte, die auch als Grundlage für eine einrichtungsspezifische Nachbesprechung angedacht wurde. Die Einrichtungen starten dabei aber nicht bei Null: Der „Prozess“ Kindeswohlgefährdung wurde im Rahmen einer QM-Fortbildungsreihe der ehemaligen Kita-Leitung Gabi Sevenich-Kaiser mit den kommunalen Kita-Leitungen bereits spezifisch auf die Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) angepasst. Ebenfalls waren daran die Kita-Netzwerker mit Tanja Seelbach und der Träger (Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) mit Katja Weigel beteiligt. Daher haben die Leitungen schon Arbeitshilfen an der Hand.

Sevenich-Kaiser, die nach wie vor im pädagogischen Bereich tätig ist, war ebenfalls zu Gast bei der Fortbildung und sprach bei deren am Ende noch einmal über die Wichtigkeit des Kinderschutzes. In diesem Zusammenhang warb sie für die Erarbeitung eines einheitlichen Kinderschutzkonzepts für alle kommunalen Kitas, da zwar in jeder Kita-Konzeption für sich der Kinderschutz enthalten ist, es aber noch kein einheitliches Konzept für alle gibt.

Für die nächsten Treffen wurden aus den Reihen der Erzieherinnen und Erzieher insbesondere Themen wie erhöhter Betreuungsbedarf bei Kindern mit herausforderndem Verhalten sowie konfliktbeladene Gesprächsführung mit Eltern und Familie genannt. Die von der Verwaltung verteilten Resümee-Fragenbögen sollen helfen, die Wünsche im Rahmen der nächsten „Kita meets Kita“-Veranstaltungen miteinfließen zu lassen. Daher freuten sich die Initiatorinnen und Initiatoren besonders über den fast vollständigen Rücklauf und sehen bereits dem nächsten Zusammenkommen der Erzieherinnen und Erzieher entgegen. Dieses soll weiterhin alle zwei Jahre stattfinden.


…die Kita-Sozialarbeit informiert: Kindeswohlgefährdung und Sensibilisierung für Verdachtsfälle

Kindeswohlgefährdung bedeutet, dass das körperliche, geistige oder seelische Wohl eines Kindes oder Jugendlichen ernsthaft gefährdet ist. Der Begriff ist im deutschen Recht (insbesondere in §1666 BGB und §8a SGB VIII) verankert und beschreibt Situationen, in denen das Kind durch Vernachlässigung, Misshandlung oder andere Umstände Schaden nimmt oder in ernster Gefahr ist, Schaden zu nehmen.

Wahrnehmbare Anzeichen - auch für Laien und als außenstehende Person - können bspw. körperliche Anzeichen (häufige, unerklärliche Verletzungen; Ungepflegtheit), Verhaltensauffälligkeiten (aggressives Verhalten oder extreme Anhänglichkeit), emotionale Anzeichen (wie Apathie oder übermäßiges Verantwortungsgefühl) sowie Auffälligkeiten im Verhalten der Eltern (Verharmlosung von Beschwerden, stark kontrollierendes oder abweisendes Verhalten sowie offensichtliche Überforderung) sein.

Bei Verdacht können bspw. (anonyme) Beratungsstellen zur besseren Einschätzung und Handlungsempfehlung konsultiert werden. In der Region des Kreis Altenkirchen gibt es zum Beispiel:

Jugendamt Kreis Altenkirchen (Allgemeiner Sozialer Dienst - ASD)

Kinderschutzdienst Kirchen| hilfe@kinderschutzdienst.de

Lebensberatung Betzdorf| Fachberatung nach § 8a SGB VIII, u. a. Vorbereitung und Gefährdungseinschätzung; klarer, professioneller Rahmen, unterstützt ohne Kosten

Elterntelefon| Tel. 0800 111 0550 (Mo-Fr 9-11 Uhr, Di & Do 17-19 Uhr)

Telefon-Beratung für Kinder und Jugendliche| z. B. Nummer gegen Kummer: 116 111 oder 0800 111 0333 (Mo-Sa 14-20 Uhr)

Eine wichtige Rolle spielt im weiteren Verlauf immer die Dokumentation der Beobachtungen.


Quellen / für weitere Recherchen:

Tagesschau (Juli 2025):

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/kinderschutz-jugendamt-statistik-100.html

Betzhold-Blog - Gemeinsam für Bildung (Bettina Kroker, Januar 2025):

https://www.betzold.de/blog/kindeswohlgefaehrdung/?srsltid=AfmBOooOkHStTfqpmNZkqLUTHA7t-JwfFOpJiISBR3DOznjL-qS2_nq_

Tagesschau (August 2023):

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/kindeswohl-gefaehrdung-100.html?utm_source=chatgpt.com

Statistisches Bundesamt (August 2022):

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_340_225.html?utm_source=chatgpt.com

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz, online, Kita ABC: https://www.gew-rlp.de/kita-abc/kindeswohlgefaehrdung