Eine würdige Gedenkfeier hat die Ortsgemeinde Hamm (Sieg) erneut zur Erinnerung an die Pogromnacht von 1938 ausgerichtet. Wie überall in Deutschland hatten vor 85 Jahren Judenhasser und -verächter ihren von den Nazis entfachten Zorn auch in Hamm (Sieg) gegen ihre Mitbürger gerichtet.
Das einst blühende jüdische Leben an der Sieg wurde in den Jahren der Nazi-Herrschaft systematisch ausgelöscht, die große Hämmscher Synagoge in jeder Nacht abgefackelt, die einst angesehenen Nachbarn verschleppt und zu einem großen Teil in KZ’s ermordet.
Horst Moog, Hammer Mitbürger und ausgewiesener Kenner des einstigen jüdischen Lebens, musste in seinem Vortrag, der der Feierstunde auf dem Synagogenplatz folgte, die Parallelen zur heutigen Zeit nicht eigens erwähnen. Anhand von Zeitungsberichten aus den 30er-Jahren konnte er durch bloßen Vorlesen nachweisen, wie die Verachtung langsam wuchs und geschürt wurde.
Schon Mitte der 1930er Jahre wurde Menschen jüdischen Glaubens in Bausch und Bogen jegliche Redlichkeit aberkannt. Dreckig, verlogen, ohne jede Ehre, dumm... Die genaue Wortwahl der damaligen reichstreuen Zeitungsleute ließ die Zuhörer im Kulturhaus zwischen ungläubigem Lächeln und schierem Entsetzen zurück.
Auch mit der Geschichte des Staates Israel hatte der hochbetagte Moog sich angesichts der derzeitigen Lage im Nahen Osten noch einmal wissensdurstig auseinandergesetzt.
Doch so sehr sich die Anzeichen auch mehren: Frieden und Vergebung sind möglich. So konnte Horst Moog von einem Telefonat am Vorabend berichten, Marc David, US-Amerikaner und Nachfahre jener Juden, in deren Wohnhaus sich heute die „gute Stube“ der Ortsgemeinde befindet, hatte ihn angerufen und der Veranstaltung einen guten Verlauf gewünscht. „Er grüßt uns alle herzlich!“
Zum Gedenken auf dem Synagogenplatz hatten zuvor Schüler der IGS Hamm (Sieg), die Kreismusikschule, die beiden Kirchengemeinden, Isabel Christmann als Moderatorin und zahlreiche Besucher beigetragen. Wie jedes Jahr wurden die Namen der ermordeten Mitmenschen verlesen.
Monika Jaschek in Vertretung des erkrankten Ortsbürgermeisters brachte es auf den Punkt: „Wir wollen uns verneigen vor den Toten und Ermordeten.“ (spa)