Der verdienstvolle Mitbürger starb sechs Wochen vor seinem 101. Geburtstag
Kurt Salterberg ist tot. Der überregional wohl bekannteste Einwohner der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) starb wenige Wochen vor seinem 101. Geburtstag.
Noch im Oktober trat er öffentlich auf: Bei den Naturtagen im buddhistischen Kloster Hassel hielt er einen Vortrag über das Dorf Hassel und wurde im Anschluss hoch gelobt für seine interessanten Ausführungen und humorvollen Anekdoten aus dem Dorfleben.
In der Tat war Kurt Salterberg auch mit 100 Jahren noch geistig wie körperlich beweglich. Am 8. Januar hatte er im Marienthaler Hof eine große Feier zu seinem 100. Geburtstag ausgerichtet, zu der er per Zeitungsinserat einlud und zufällig genau 100 Gäste begrüßte.
An diesem Tag sammelte er einen Betrag von mehr als 3000 Euro ein, den er der Adele-Pleines-Stiftung spendete. Bei Weitem war das nicht sein einziger Beitrag zum Wohl der Gesellschaft. Vielmehr sind seine Verdienste so vielfältig, dass man bei der Aufzählung leicht etwas vergisst.
Kurt Salterberg war beispielsweise Kommunalpolitiker. Er war fast 30 Jahre Mitglied des Ortsgemeinderats in seinem Heimatort Pracht und 18 Jahre Ortsbürgermeister. In Würdigung dieser Tätigkeiten wurde er bereits 1979 mit dem Wappenteller und 1984 mit dem Ehrenbecher der Verbandsgemeinde bzw. der Ortsgemeinde Pracht geehrt.
Neben seinem kommunalpolitischen Einsatz machte er sich um den Erhalt der Heimatgeschichte verdient. Er war Mitbegründer der Heimatfreunde im Hammer Land, 20 Jahre deren Vorsitzender und seit 2009 auch Ehrenvorsitzender. Er war maßgeblich am Aufbau des Raiffeisenmuseums, des „Hauses der Heimatfreunde“ und des Puppenstubenmuseums in Hamm (Sieg) beteiligt.
Kurt Salterberg spürte jahrzehntelang akribisch Zeugnisse der Heimatgeschichte und Exponate für die drei Museen sowie für die zahlreichen Themenausstellungen der Heimatfreunde auf und scheute keine noch so weite Fahrt, um sie einzusammeln und sie in Hamm der Öffentlichkeit zu zeigen.
Im Jahr 2000 nahm er stellvertretend für die Heimatfreunde den Raiffeisenpreis der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) entgegen. Die Auszeichnung, die mit einem Exponat eines Edelstein-Designers dotiert ist, wurde bis heute erst dreimal verliehen.
Mitbegründer war der Verstorbene auch, als 2012 die Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft ins Leben gerufen wurde. Die Gründungsversammlung teilte ihm die Ehre der Mitgliedsnummer 1 zu.
In Anerkennung seines langjährigen Einsatzes für den Erhalt des historischen Erbes seiner Heimat wurde ihm 2015 die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz verliehen.
Auch an der Anerkennung des Genossenschaftswesens als immaterielles Weltkulturerbe hatte er einen Anteil, ebenso wie an der Gründung der Biergenossenschaft Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Vereine haben ihm Unterstützung zu verdanken, sodass er mehrfach Ehrenmitglied und sogar Ehrenvorsitzender war.
Bundesweit bekannt war der Hochbetagte allerdings für ein Ereignis in seiner Jugend: Als 20-jähriger Wachsoldat in der „Wolfsschanze“ ließ er 1940 den Hitler-Attentäter Claus Graf Schenk von Stauffenberg zum „Führer“ vor. Seit 1984 hielt er Vorträge dazu, in Schulen, der Erwachsenenbildung, bei Gedenkstätten…
Weil er es verstand, dieses Stück Zeitgeschichte einerseits sachlich, andererseits spannend zu erzählen und die eigene Rolle - er hatte sich mit 17 Jahren freiwillig zur Wehrmacht gemeldet - weder schönzureden noch sich als Opfer darzustellen, wurde er von Zeitungen in ganz Deutschland interviewt, schilderte seine Erlebnisse im Radio und im Fernsehen, schrieb schließlich ein Buch. Trotz alledem blieb er immer bescheiden, und nie vergaß er, eine Mahnung an die Jugend auszusprechen: Wir waren damals dumm, lasst ihr es nicht soweit kommen!
Kurt Salterberg war ein besonderer Mensch. Man wird ihn noch häufig vermissen. (spa)