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Mitteilungsblatt Hamm Sieg
Ausgabe 51/2022
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Weihnachtsgrußwort des Bürgermeisters

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

da ist es fast schon wieder soweit, das Jahr 2022 ist Geschichte. Und es wird vielen von uns in besonderer Erinnerung bleiben. Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine am 24.02.22 endete eine lange Friedensphase in Europa. Zusammen mit Inflation, Energiekrise und Klimawandel erleben wir die vielzitierte „Zeitenwende“ am eigenen Leib.

Es ist eine Realität, mit der zumindest die etwas jüngere Generation kaum umzugehen weiß. Sehr bequem war es all die Jahre, alles immer da, alles gut! Doch plötzlich erfährt dieser Komfort deutliche Risse, unser Lebensstandard ist in ernster Gefahr.

Der Staat hat auf diese herausfordernde Situation mit umfangreichen Unterstützungs- und Entlastungspaketen reagiert, doch auch diesen Leistungen sind Grenzen gesetzt. Wir müssen nun akzeptieren, dass sich unsere Welt geändert hat und der Staat uns nicht alles abnehmen kann.

Bezogen auf die Kommunen, die ja maßgeblich die Daseinsvorsorge gestalten, sehe ich ebenfalls große Herausforderungen. Steigende Flüchtlingszahlen, knapper und teurer werdender Wohnraum, hohe Standards im Kindertagesstätten- und Schulbau, Fachkräftemangel (insbesondere im Handwerk und in der Gastronomie bekommen wir diesen hautnah zu spüren) und nicht zuletzt eine mitunter lähmende Bürokratie bereiten mir Sorgen.

Ich bin mir daher sehr sicher, dass es zukünftig deutlich mehr auf unsere Eigenverantwortung ankommen wird.

Aber wir leben im Raiffeisenland und haben den Begriff „gemeinsam“ quasi in unserer DNA. Auch engagieren sich nach wie vor viele Menschen ehrenamtlich, sodass uns die Umstellung vielleicht nicht so schwerfallen wird.

Etwas schwer tun wir uns dagegen noch im Umgang mit dem eigenwirtschaftlichen Ausbauangebot der Deutschen Glasfaser. Das Unternehmen beabsichtigt, diese außerordentlich wichtige Infrastruktur in neun unserer zwölf Ortsgemeinden zu bringen. Entgegen dem ersten Ausbauschritt vor einigen Jahren (Glasfaser bis in die Kabelverzweiger), den die Ortsgemeinden mit sehr hohen Zuwendungen aus Steuermitteln subventioniert haben, erfolgt der Ausbau nunmehr auf Kosten des Unternehmens.

Hier funktioniert das, was wir damals alle lautstark kritisiert und vermisst haben, nämlich der Markt. Verständlicherweise benötigt das Telekommunikationsunternehmen für eine solch gigantische Investition eine Mindestzahl an Kunden, weshalb zuvor eine entsprechende Anzahl an Kundenverträgen abgeschlossen werden muss.

Nach der Fristverlängerung läuft diese sog. Nachfragebündelung der Deutschen Glasfaser noch bis zum Ende des Jahres. In vielen Informationsschreiben und -veranstaltungen habe ich stets auf die hohe Bedeutung der Maßnahme verwiesen. Diese ist nicht nur aus meiner Sicht das bedeutendste Infrastrukturprojekt der letzten Jahre in unserem Landkreis. Bei den explodierenden Baukosten kann ich mir nicht vorstellen, dass es uns ein weiteres Mal gelingen wird, die notwendigen Kosten für ein Förderprogramm (dessen Einzelheiten zudem noch völlig unklar sind) aus den kommunalen Haushalten aufzubringen.

Ebenso deutlich möchte ich aber klarstellen, dass ich nicht der Werbebotschafter der Deutschen Glasfaser bin. Entscheidend ist aber, die Maßnahme trotz ihrer Komplexität in ihrer Bedeutung und Auswirkung einordnen zu können und dann für sich eine Entscheidung zu treffen. Es wäre schlimm, später einmal sagen zu müssen: Wenn ich das nur gewusst hätte! Daher meine Bitte: Wenden Sie sich bei Fragen gerne an unsere Verwaltung.

Ich hatte eingangs den Krieg in der Ukraine erwähnt. Viele Menschen sind seither nach Deutschland und auch in die Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) geflohen. Deutlich über 300 Flüchtlinge, vorwiegend Frauen und Kinder, haben hier bei uns Sicherheit gefunden. Damit gehören wir landesweit zu Kommunen, die - in Relation zur Einwohnerzahl - die meisten Kriegsflüchtlinge aufgenommen haben. Ich bin sehr stolz darauf.

Ja, das Miteinander, die Hilfsbereitschaft, die Solidarität sind bei uns so vorbildlich ausgeprägt, dass es mich als Bürgermeister, aber auch als Mitbürger mit Stolz erfüllt.

Und es sind genau solche Signale, die uns beim Blick in die Zukunft Mut machen sollten. Bekanntlich steckt ja in jeder Krise eine Chance. Darum sollten wir trotz aller Schwierigkeiten zuversichtlich sein.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein schönes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr.

Bleiben Sie gesund und guten Mutes!

Ihr

Dietmar Henrich