Wieder einmal nähert sich das Jahr dem Ende, Weihnachten steht vor der Tür. Man kommt zur Ruhe, kehrt in sich und verbringt eine besinnliche Zeit - soweit die Theorie. Im wirklichen Leben aber ist es den meisten Menschen nicht möglich, die Hektik des Alltags abzustreifen, schlechte Nachrichten nicht zur Kenntnis zu nehmen und Zukunftsängste zum Schweigen zu bringen.
Einfach ein paar ruhige Tage verbringen - wie soll das gehen? Das fragt sich mancher angesichts der derzeitigen Nachrichtenlage. Überall Kriege und Konflikte, Krisen und Katastrophen. „Früher hat’s das in diesem Maße nicht gegeben!“, davon sind viele Menschen überzeugt.
Ja, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, es gibt eine Klimakrise, es wird in vielen Ländern der Welt gekämpft, es gibt Hass im Internet und vor Ort, es werden Rettungskräfte angegriffen und die schlimmsten Unfälle abgefilmt. Wir wissen manchmal nicht mehr, was wir von unseren Mitmenschen halten sollen. Und erst recht sind wir verunsichert, wenn es um unsere Heizungen geht.
Das alles ist wahr, aber wer seine eigenen Umstände einmal neutral betrachtet, wird sich vielleicht fragen: Geht es mir wirklich sooo schlecht? Natürlich wissen wir alle nicht, ob irgendwann ein Krieg auch über Deutschland hereinbricht und was der Klimawandel noch alles anrichtet. Allerdings: Die „gute alte Zeit“ ist ganz bestimmt keine Lösung!
Warum schreibe ich das? - Weil sich unser Leben in den meisten Belangen zum Besseren und nicht zum Schlechteren gewendet hat. Ein paar Beispiele:
| - | Vor 30 Jahren lebten 47 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut. Aktuell sind es 9 Prozent. |
| - | Vor 30 Jahren waren weltweit 63 kriegerische Konflikte bekannt. Aktuell sind es 29. |
| - | Vor 30 Jahren waren 32 Prozent der Weltbevölkerung Analphabeten. Heute sind es 9 Prozent. |
| - | Vor 30 Jahren lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland bei 72,6 (Männer) und 79 Jahren (Frauen). Heute sind es 78,3 und 83,2. Wer die „gute alte Zeit“ noch weiter entfernt vermutet: 1960 wurden Männer im Schnitt nur knappe 67 und Frauen 72,4 Jahre alt. |
| - | Die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle ist von 6977 auf 2776 gesunken. In der „guten alten Zeit“ des Jahres 1970 starben übrigens 19.193 Menschen im Straßenverkehr. |
Ich will damit nicht sagen, dass alles gut ist und jede Sorge überflüssig. Man sollte sich nur bewusst sein, dass der Eindruck, es werde alles schlimmer, oft nicht den Tatsachen entspricht. Die wertvollste Währung der heutigen Medienwelt ist Aufmerksamkeit. Sogar wenn sich Krisen, Wirtschaftsprobleme und persönliche Tragödien auf der anderen Seite des Erdballs abspielen, generieren sie mehr Aufmerksamkeit als positive Nachrichten. Und das Positive ist oftmals auch keine Neuigkeit, sondern besteht seit Jahren und Jahrzehnten.
Ja, es gibt furchtbare Dinge auf dieser Welt, aber es gibt auch das Gute, das unauffällige Positive, das ganz normale Leben vor unserer Haustür.
So weiß ich nicht, ob auch Sie die Gelegenheit genutzt und sich nach Corona-bedingter Unterbrechung die Aufführung der Theatergruppe Lampenfieber angeschaut haben. Lange ist es her, dass ich so herzhaft gelacht habe.
Oder die zahlreichen Feste und Veranstaltungen - die meisten durch großes ehrenamtliches Engagement organisiert und umgesetzt - haben die Menschen in unserer Verbandsgemeinde zusammengebracht, den Austausch miteinander gefördert und uns unbeschwerte Momente erleben lassen.
Für die jüngsten Besucher unseres Waldschwimmbads haben wir neue Spielgeräte im Nichtschwimmerbereich aufgestellt und damit das Angebot für Familien attraktiver gemacht.
Gleiches gilt für die Kindertagesstätte in Breitscheidt, die durch schöne neue Räume nun 25 weitere Kinder besuchen können.
Die Raiffeisenwoche im Sommer bot an acht Tagen eine Auswahl an Kultur und Geselligkeit, an Sport und Information.
Nicht zu vergessen ist außerdem der so wichtige Glasfaserausbau, mit dem vor einigen Wochen in unserer Verbandsgemeinde begonnen wurde.
Und es gäbe wohl noch mehr Positives aufzuzählen, seien es Dinge in unserem unmittelbaren Lebensumfeld oder darüber hinaus.
Sie können an den Weihnachtstagen versuchen, an dieses ganz alltägliche Gute auf der Welt zu denken. Schalten Sie ab, indem Sie schlechte Nachrichten, aufgebauschte News und übertriebene Empörung nicht an sich heranlassen.
Denken Sie stattdessen daran, was alles gutgegangen ist im zurückliegenden Jahr, in Ihrem Leben und dem Ihrer Freunde und Verwandten. Und retten Sie diese Sicht der Dinge nach Möglichkeit ins neue Jahr!
Denn wie sagte schon Marc Aurel: „Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen geruhsame Festtage und ein gutes neues Jahr!
Ihr