so manch einer mag mit Blick auf den Kalender sagen: „Herrje, ist es denn schon wieder so weit?!“ – doch auch, wenn die Zeit verflogen scheint: mit näherer Betrachtung hat sich -zumindest in Bezug auf unsere Verbandsgemeinde- wieder viel getan und wir haben keinen Anlass zu verzagen, liebe Bürgerinnen und Bürger.
Wir nähern uns dem Ende eines Jahres, das von neuen und anhaltenden Herausforderungen geprägt wurde: umso mehr freue ich mich darüber, dass Sie mir 2025 ein weiteres Mal das Vertrauen geschenkt haben, Ihre Verbandsgemeinde für die nächsten 8 Jahre als Bürgermeister zu leiten und zu repräsentieren. Dieses Vertrauen hat sich in einem Wahlergebnis ausgedrückt, dass mich sehr bewegt hat und zugegebenermaßen durchaus stolz macht: Wer neu anfängt, kann sich anhand seiner zukünftigen Erfolge beweisen, wer hingegen wiedergewählt wird, der muss sich auch an vergangenen Leistungen messen lassen. Ihre Wahl mit einem so hohen Zustimmungswert signalisiert Geschlossenheit und gibt mir Rückhalt:
Die Kommunen stehen seit Jahren unter wachsendem finanziellem Druck. Dies gilt auch für unsere Verbandsgemeinde, auch wenn sich unsere Haushaltslage durch konsequentes Sparen deutlich verbessert hat. Während mittlerweile über 25% der staatlichen Aufgaben in ihre Zuständigkeiten fallen, erhalten sie nur rund 14% der Steuergelder. Damit sind unsere Gestaltungsmöglichkeiten eingeschränkter als sie sein sollten und unsere Abhängigkeiten von Fördergeldern dahingehend umfassender als sie sein dürften.
Während die Bundespolitik das Auseinanderdriften der politischen Lager bislang eher beschleunigt, statt die demokratischen Kräfte zusammenzuschweißen und an innovativen Lösungen zu arbeiten, stranden bei uns die Folgen vieler bestehender struktureller Missstände. Doch auch wenn wir auf der kommunalen Ebene nicht die Verursacher vieler Probleme sind: wir sind verantwortlich dafür, wie wir ihnen begegnen und mit ihnen umgehen. Unmut, Resignation, Engstirnigkeit und Parolen bringen uns hier in der Verwaltung genauso wenig weiter wie am Stammtisch.
Um bei diesem Bild zu bleiben, brauchen wir in Hamm (Sieg) nur einen Blick auf unser genossenschaftlich betriebenes Wirtshaus „Zum Raiffeisen“ zu werfen, welches nach wie vor einen Raum für gemütliche Zusammenkünfte bietet: Wenn wir genauer darüber nachdenken, kommen und bleiben wir am längsten zusammen der Geselligkeit und Gemeinsamkeiten wegen – nicht, um den Streit untereinander zu suchen oder um die Faust gegen andere zu schütteln.
Orte und Anlässe, um das Persönliche zu pflegen oder an einem gemeinsamen Werk zu arbeiten, sind in unserer zunehmend individualistisch geprägten Gesellschaft wichtiger denn je: Einsamkeit macht vor keiner Altersgruppe Halt. Neben den älteren fühlen sich auch immer mehr junge Menschen von Einsamkeit belastet. – Einsamkeit hat verschiedene Ursachen, wobei eine längere Belastung durch sie meist schwerwiegende Folgen für die Bestreitung des eigenen Lebens hat.
Während in der Stadt aufgrund der Vielzahl an Menschen die Anonymität zum Verhängnis werden kann, ist es im ländlichen Bereich aufgrund der geringeren Veranstaltungsdichte und weniger öffentlicher Verkehrsmittel mitunter schwierig, überhaupt „unter Menschen“ zu kommen. Aber es gibt Mittel und Wege, Einsamkeit zu bekämpfen und gleichzeitig im gemeinsamen Tun Identifikation mit einer Gemeinschaft aufzubauen, die einem Halt gibt. Ich bin sehr froh darüber, dass eine Reihe ehrenamtlich engagierter Menschen unter der Initiative „Ich bin dabei“ regelmäßig den Seniorentreff organisieren und so für Begegnungen, Gemeinschaft und soziale Kontakte sorgen. Ein weiteres wichtiges Angebot ermöglicht die Gemeindeschwester Plus, die wir seit Jahresbeginn mit einem geringen Stundenumfang beschäftigen.
Weitere Beispiele mit großer Tragweite finde ich in der Rückschau auch bei uns in der Kommune: Dieses Jahr wurde bei uns ein weiteres Mal unter Beweis gestellt, dass Not erfinderisch macht und den versteckten Zusammenhalt aufzeigen kann, der in unserer Verbandsgemeinde schlummert.
Da wäre etwa die Ausnahmesituation an unserem Waldschwimmbad in diesem Sommer: Nachdem die planmäßige Eröffnung aufgrund eines Lecks nicht stattfinden konnte, wurden dem Schock zum Trotz nicht nur in der Verwaltung alle Hebel in Bewegung gesetzt und Möglichkeiten ausgeschöpft – auch aus der Bevölkerung und Umgebung wurde sofort eigeninitiativ verschiedene Hilfen und Unterstützung angeboten.
Das Verständnis und die Anteilnahme für die Situation waren groß und trugen ihren Teil dazu bei, dass nicht von allen Seiten entmutigt das Handtuch geworfen wurde: So wurde nicht nur eigens für die Saison ein abgetrennter Nichtschwimmbereich geschaffen, der separat mit Wasser befüllt wurde, sondern weitere Sicherungsmaßnahmen durchgeführt, um schließlich einen Teilbereich des Schwimmbads wieder freigeben zu können. Selbst der neue Kiosk am Spielschiff konnte für die übrige Saison noch genutzt werden.
Mittlerweile sind die Reparaturarbeiten am Schwimmbad im vollen Gange, sodass wir voraussichtlich wieder ungehindert in die Badesaison 2026 starten können.
Ein weiterer Beleg dafür, dass wir immer noch zusammenrücken und anpacken können, ist die Eröffnung unseres neuen Co-Working-Spaces, das im Hauruck-Verfahren und mit vielen helfenden, tatkräftigen Händen vorangetrieben und zur planmäßigen Eröffnung Anfang Dezember binnen weniger als eines halben Jahres vollständig saniert und möbliert fertiggestellt werden konnte.
Dem raiffeisischen Grundsatz nach: „Was einer nicht schafft, vermögen viele“, gilt es zu teilen und zu beteiligen, um insgesamt den größeren und faireren Gewinn erzielen zu können. Diesem Grundsatz wollten wir auch im Rahmen des umfangreichen Förderprogramms des Landes Rheinland-Pfalz „regional.zukunft.nachhaltig“ (RZN) folgen, für welches unsere Verbandsgemeinde ausgewählt wurde. Also haben wir die Verwendung der Fördergelder in der Antragstellung neben einigen Anliegen der Verbandsgemeinde (wie die weitere Sanierung der Mehrzweck- und Großsporthalle Hamm (Sieg) und die Anschaffung eines Bürgerbusses) auf die verschiedenen Wünsche und Projektentwürfe unserer Ortsgemeinden aufgeteilt.
Das Ergebnis ist ein ganzes Sammelsurium an besonderen Projekten mit Mehrwert für die Dorfgemeinschaften und Aufwertungen für verschiedene Orte der Begegnungen, die mit den bewilligten 2,1 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren umgesetzt werden können bzw. müssen. – Ein ebenso ambitionierter wie notwendiger Ausblick, der mich zuversichtlich stimmt und auf den Sie sich freuen dürfen! Ich bin daher sehr dankbar dafür, dass wir in den Genuss dieser Förderung kommen, von der nicht alle Verbandsgemeinden profitieren.
Neue Chancen wie für uns die Aufnahme in das RZN-Programm werden möglich, wenn man sich nicht in der Rückschau oder im Verdruss verliert, stattdessen nach vorne sieht und weitere Menschen hinzugewinnen kann, die sich für eine gemeinsame Sache engagieren. Die Resignation hat schlechte Karten, uns zu überwältigen, wenn wir uns aufraffen, aktiv bleiben und den Mut nicht verlieren.
Der Weg in eine generationengerechte, nachhaltige und krisenfeste Zukunft kann uns nur zusammen gelingen – und gerade die Weihnachtszeit lädt uns (abseits des Konsumwahns) dazu ein, uns auf das Wesentliche und unsere Nächsten zu besinnen und mit Kraft zu tanken für das nächste Stück des Weges.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen jeweils ein erinnerungswürdiges Weihnachts- und Neujahrsfest ohne Einsamkeit – dafür mit Menschen, bei denen Sie sich aufgehoben fühlen und mit denen Sie eine gute Zeit voller Zuversicht, Freude und „offener Augen“ verbringen können.
Lassen Sie uns zusammen mit neuem Elan und mehr Rücksicht ins kommende Jahr starten und unsere Mitmenschen bewusst häufiger einbeziehen. Miteinander reden statt übereinander ist das Gebot der Stunde, um Ausschluss und Missverständnissen vorzubeugen.
Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam weiter viel bewegen können in und für unsere schöne Verbandsgemeinde Hamm (Sieg). Aus dieser Überzeugung ziehe ich meine Kraft und meine Motivation!