Alle jecken Jahre wieder war das Hammer Rathaus auch dieses Mal nicht gefeit vor einer karnevalistischen Verwandlung, die am Vorabend von Weiberfastnacht begann. Beim Dekorieren und Schmücken wurde nicht an Luftschlangen, Ballons und Lichterketten gespart. Der quirlige Kostümmix aus Retro-Trainingsanzügen, Hawaiioutfits und guten Feen sorgte am nächsten Morgen passend zum Motto „Bunte Party“ für ein buntes Treiben auf den Fluren des Rathauses. Nachdem die ersten Fotos geschossen und die letzten Vorbereitungen getroffen waren, riefen die eingestimmten Mitarbeiterinnen um 11.11 Uhr zur Stürmung des Bürgermeisterbüros.
Dietmar Henrich ahnte wohl, was ihm blühte und unterzog sich zusammen mit dem Büroleiter Ingo Schöler der „Zwangseinkleidung“ in Clownskostüme mit Schlapphüten, zu großen Schuhen, kastenartigen Westen und roten Nasen. Doch damit hatten die Frauen ihr Ziel natürlich noch nicht erreicht: Erst musste Dietmar Henrich den (symbolischen) Rathausschlüssel aushändigen.
Dem Heft des Handelns beraubt, ging es dem Bürgermeister an die Krawatte. Unter Jubel und ausgelassenem Lachen fiel auch diese Insignie der Ordnung einer Möhnenschere zum Opfer.
So war der Bann gebrochen und der Karneval erhielt endgültig Einzug in der Verbandsgemeindeverwaltung. Mit den 12 Uhr Glocken rückten dann noch die Fidele Jongen aus Pracht mit ihrer Kükenschar an, um die Möhnen zur Übernahme des Rathauses zu beglückwünschen. Nachdem die gutgelaunten Jecken mit einer A’capella Gesangseinlage eingestimmt waren, traten die Fidelen Küken in altägyptischen Gewändern zu „Walk like an Egyptian“ und einem Boss-Hoss-Remix auf.
Abschließend hieß der Bürgermeister die Gäste willkommen und gab noch einmal vor allen Versammelten in einer kurzen „Büttenrede“ seine Kapitulation bekannt. Man munkelte, mit der Macht in weiblicher Hand werde nun „endlich regiert mit Kopf und Verstand“, erklärte er unter Beifall. Bezugnehmend auf das Motto „Bunte Party“ fügte er hinzu:
„…hier werden Kostüme in allen Farben getragen. Doch nicht nur nach außen das Gewand, auch im Herzen ist die Gesinnung tolerant.“
Als der Bürgermeister schließlich damit beschäftigt war, seinen Clownshut vor ein- oder zwei Sturzflügen zu bewahren, stand den Rathausjecken nichts mehr im Wege, die fünfte Jahreszeit mit Speis, Trank und Musik zu begehen.