Ein Sohn des Komponisten Robert Schumann lebte in Wissen
Ludwig Schumann, ein Sohn des Komponisten Robert Schumann und seiner Frau Clara, eine große Konzertpianistin und auch Komponistin, lebte fast zwei Jahre in Wissen.
Kurzbiografie eines tragischen Lebens:
Ludwig Schumann wurde am 20.11. im Revolutionsjahr 1848 in Dresden geboren und starb am 09.01.1899 in der Nervenheilanstalt von Schloss Colditz, Landkreis Leipzig. Er war das fünfte Kind von insgesamt acht Kindern. 1846 und 1852 hatte Clara außerdem noch zwei Fehlgeburten. Ludwig besuchte Schulen in Düsseldorf, Jena, Bonn (Internat) und dann Berlin. Von dort kam er 1861 nach Wissen und wohnte bis Mitte 1863 beim Pfarr- und Schulvikar Karl Altgeld.
Brief Clara Schumanns an ihren Sohn Ludwig 6.10.1861
Robert-Schumann-Haus Zwickau 10467,2–A2
Clara Schumann schrieb ihrem Sohn, der von 1861 bis 1863 bei dem Pfarr- und Schulvikar Karl Altgelt in Wissen an der Sieg erzogen wurde: „Wie geht es Dir? bist Du ganz wohl und gehst Du auch fleißig spazieren? Ihr habt wohl auch jetzt erst schönes Wetter? Da kannst Du die schöne Gegend noch recht genießen. Herr Pastor schrieb uns endlich, daß er Dir Manches aufgegeben, was Du sehr gut gelernt habest, überhaupt, hoffe er, würdest Du recht viel lernen, da Du gar nicht so schwer lernest, wie Du selbst glaubest. Man muß nur zu Allem Muth und Vertrauen mitbringen, niemals denken, ‚das kann ich nicht‘, sondern immer im Gegentheil ‚das muß ich können, und ist es schwer, dann will ich mir doppelte Mühe geben – was andere lernen, muß ich auch lernen können.“
Von Wissen ging es nach Karlsruhe und er besuchte dort die höhere Bürgerschule. Seine Mutter wohnte in Lichtenthal bei Baden-Baden. Sein Vater Robert war schon 1856 in der Nervenheilanstalt Bonn-Endenich gestorben. Ludwig begann in Karlsruhe eine Lehre als Buchhändler, die er aber 1867 kündigte. Auf Vermittlung seiner Mutter trat er nach einiger Zeit eine neue Lehrstelle als Musikalienhändler an, wo er schon bald entlassen wurde. Sein neuer Berufswunsch war Musiklehrer zu werden. Clara erteilte ihm Klavierunterricht und er versuchte zu komponieren. Von August bis Oktober 1869 wurde Ludwig erstmals in einem psychischen Sanatorium in Egelshofen am Bodensee (heute Kreutzlingen) behandelt. Im Mai 1870 kam er in eine private Heilanstalt nach Pirna, dann im Dezember 1871 dauerhaft in die Versorgungsanstalt für Geisteskranke nach Schloss Colditz. Dort starb er zum Schluss erblindet 1899 mit 51 Jahren. Von Geburt an hatte er immer schon Probleme mit seinen Augen gehabt.
Das ist ein kleiner Einblick in die Großfamilie von Robert und Clara Schumann, wo Krankheiten und frühe Todesfälle anderer Kinder das Leben maßgeblich mitbestimmte. Clara überlebte ihren Mann um vier Jahrzehnte, auch vier der Kinder starben vor ihr. Mit fast 77 Jahren starb die europaweit bekannte und gefragte Pianistin nach zwei Schlaganfällen in Frankfurt am Main.