Jugendvertretung für das Wisserland geplant, v. l. Jutta Böhmer (zuständige Sachbearbeiterin), Svenja Held (stellvertr.Büroleitung), Bürgermeister Neuhoff
Schülerinnen und Schüler aus den Schulen und jeder Ortsgemeinde sollen auf Ebene der Verbandsgemeinde Wissen frühzeitig in demokratische Prozesse eingebunden werden und ihr Lebensumfeld aktiv mitgestalten. Dazu soll ein Gremium gebildet werden.
Wie das Projekt letztlich heißen soll, das ist Berno Neuhoff erst mal nicht so wichtig. „Über den Namen sollen diejenigen selbst entscheiden, die das Ganze dann aufziehen. Wichtig ist mir nur, dass sie sich damit identifizieren können.“
Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde und Stadt Wissen setzt sich schon seit Jahren für etwas ein, das es in einigen Kommunen des Landes schon gibt: Da heißt es dann Jugendparlament, Jugendbeirat oder Jugendvertretung. Fakt ist, dass Neuhoff den Heranwachsenden mehr Einfluss auf die politischen Geschehnisse in der Kommune einräumen möchte. Die Perspektiven der jungen Generation stehen im Vordergrund. Im Wisserland will man keinen Schnelldurchlauf, sondern das erst einmal gründlich mit Schulen, Ortsgemeinden und im Verbandsgemeinderat besprechen. Dafür möchte man sich einen Zeitraum von einem Jahr geben, um einen strukturellen Rahmen zu schaffen, auf den man aufbauen kann. In dem Gremium könnte, wenn es optimal läuft, die gute Arbeit von Schulen und Vereinen aus den Orten gebündelt werden. Einen Antrag/Vorlage will Neuhoff dann in den VG-Rat in 2025 einbringen. Im Herbst sollen die Schulen zunächst zum Abstimmungsgespräch eingeladen werden.
„Mir ist es ein echtes Herzensanliegen, dass so ein Gremium an den Entscheidungen der Verbandsgemeinde beteiligt wird“, sagt Neuhoff. Dafür zuständig im Rathaus Wissen ist jetzt Jutta Böhmer als Kontaktperson zwischen Bürgermeister und Verwaltung auf der einen sowie den engagierten „Kids“ auf der anderen Seite.
Jutta Böhmer: „Es ist ja die eigene Zukunft der jungen Leute, an der sie mitgestalten können.“
Ein Ziel sei es, dass die Mitglieder der Jugendvertretung eigenständig diskutieren und entscheiden, aber auch regelmäßig im Verbandsgemeinderat zu Gast sind und ihre Anliegen dort vorstellen können. „Ein Mitspracherecht sollen sie nicht nur auf dem Papier haben“, betont Böhmer.
Wissen ist im Kreis ein wichtiger Schulstandort. Der Jugendvertretung sollen ein bis zwei Schülerinnen/Schüler im Alter zwischen 12 und 20 Jahren von Gymnasium, Realschule, möglichst auch Berufsschule und der Förderschulen angehören, ferner ein Mitglied aus jeder der fünf Ortsgemeinden der VG und einer aus der Stadt. Bei den Vorgesprächen werden das Haus der Offenen Tür/Jugendzentrum (OT) sowie der Arbeitskreis Jugend beteiligt. Das Gremium sollte 10 - 20 Mitglieder haben und nicht zu groß sein.
„Auf die Mischung kommt es an“, so die Verwaltung. „Das Gremium darf nicht zu groß sein und es ist noch längst nicht alles in trockenen Tüchern. Der Weg und die Arbeit im Gremium ist für uns als Verwaltung Neuland. Um auf Augenhöhe zu arbeiten, wird das eine anspruchsvolle Herausforderung, wie Beispiele aus anderen Kommunen und Bundesländern zeigen“, so die Erkenntnis in Wissen.
In 2022 gab es bereits Gespräche mit Jugendlichen der Schulen, der Ortsgemeinden sowie der Jugendvertretung Rheinland-Pfalz.
Die jungen Leute will Neuhoff an die Demokratie heranführen: „Die Jugendlichen sollen das Projekt in eigener Regie aufbauen. Die VG-Fraktionen bzw. Partein im Rat dann erst später eingebunden.“
Svenja Held begleitet das Projekt als stellvertretende Büroleiterin. Für sie, wie für die beiden anderen ist klar, dass das anvisierte Angebot für die Jugend im Wisserland eine Mischung aus „Fordern“ und „Fördern“ sein muss. „Die jungen Menschen müssen begreifen“, so Held, „dass es bei Projekten, die sie vielleicht mit dem Jugendbeirat anstoßen, auch mal lange Wege gibt und dass man für die Umsetzung so mancher Sachen einen langen Atem braucht.“
Für Berno Neuhoff, der selbst über die kath. Jugendarbeit seiner Heimatgemeinde und den Aufbau des Kulturwerks den Weg in die Gremien der VG Wissen fand, ist das anvisierte Jugendparlament - oder wie es letztlich auch heißen mag - als eine freiwillige Aufgabe der Verwaltung wichtiger als manch andere große Investition. „Die Wege sind heute andere. Wir haben nur eine Chance!“, so Neuhoff. Deshalb müsse das Ganze auch gut vorbereitet werden. Die Verwaltung hat sich dafür für eine Förderung bei der gemeinnützigen Hertie-Stiftung beworben. Weiter ist geplant, einen Leader-Antrag Westerwald-Sieg zu stellen, um das Projekt in der Startphase mit Budget und Personal optimal zu betreuen. Insofern ist auch administrativ noch einiges zu tun.
Formale Dinge sollen bei der Bildung im Hintergrund stehen. So ist es auch unwichtig, ob sich die jungen Leute für ihre Besprechungen in einem Raum im Rathaus, einer Schule oder im Café an der Ecke treffen. Ein Budget muss der VG-Rat bereitstellen.