Luftbildaufnahme von Wissen, 1954 (Archiv: Geschwister Krämer)
Es ist alles so, wie es geworden ist.
Diese Erkenntnis liegt der Tatsache zugrunde, dass sich gegenwärtige Verhältnisse durch Veränderung im Laufe der Geschichte zu dem entwickelt haben, was sie heute sind. Dies trifft auch auf die Gemeinde Wissen zu, die einst zweigeteilt war – in Wissen links der Sieg und Wissen rechts der Sieg. Am 1. Oktober 1952 wurden die bis dahin politisch eigenständigen Gemeinden zur neuen Gemeinde Wissen vereinigt.
Vorausgegangen waren Überlegungen und Vorschläge in Ratsausschuss – und Gemeinde- ratssitzungen in beiden durch die Sieg getrennten Gemeinden, die beiden Kommunen zusammenzulegen. Im August 1950 befasste sich der Gemeinderat von Wissen rechts der Sieg im Gasthof Stricker, Mühlental, u.a. mit der Auflösung seiner Gesamtgemeinde, da sie organisch ein ungesundes Gemeindegebilde darstellte. Zu dieser Großgemeinde Wissen re. d. Sieg gehörten die „Bezirksgemeinden“ Nochen, Birken, Bruchen, Holschbach und die „Spezialgemeinde“ Hövels mit den Ortsteilen Siegenthal, Brückhöfe, Alserberg, Pirzenthal und weitere Weiler und Gehöfte.
Unter Vorsitz des Bürgermeisters Heinrich Stahl und in Anwesenheit des Amtsbürgermeisters Josef Küppenbender beschloss der Gemeinderat Wissen rechts der Sieg am 06.10.1950 die Auflösung ihrer 4700 Einwohner zählenden Gemeinde. Im Heimatblatt der Rhein-Zeitung hieß es am 07. März 1951:
„Ein historischer Beschluss wurde sanktioniert“ – „Großgemeinde löst sich auf, Bildung neuer Gemeinden“
Wissen rechts der Sieg hatte nach 150 Jahren seine Sonderstellung aufgegeben. Diese war auf die Reformen des Freiherrn Karl vom und zum Stein aus dem Jahre 1801 zurückzuführen.
Die Großgemeinde rechts der Sieg wurde wie folgt aufgeteilt.
a) Aus der bisherigen Bezirksgemeinde Nochen wurde eine selbstständige Gemeinde Nochen gebildet. Aus der Gemeinde Hövels wurde ein Teil, an die Gemeinde Nochen angrenzend,
verlaufend zwischen Kalteich und Dasberg beginnend und bis zum Portshardts-Kreuz an der Alten Poststraße, der Gemeinde Nochen angegliedert.
Das Gelände von Mühlental südöstlich zur Grenze der Gemeinde Hövels verlaufend bis zur Bezirksgemeinde Nochen gehörig, wurde der Gemeinde Hövels angegliedert.
b) Die bisherigen Bezirksgemeinden Birken und Bruchen wurden zusammengeschlagen und aus ihnen eine selbstständige Gemeinde Birken-Bruchen gebildet.
c) Die neugebildete, selbstständige Gemeinde Hövels behielt östlich und südlich ihre bisherigen Grenzen. Die nördliche Grenze, verlaufend zwischen Kalteich und Dasberg beginnend und am Portshardts-Kreuz an der Alten Poststraße endigend, wurde durch eine Kommission begangen und festgelegt.
Die westliche Grenze sollte wie folgt verlaufen:
Von der südöstlichen Spitze der bisherigen Katastergemeinde Nochen an der Alten Poststraße bis zur Höhe 266 am Kreuzungspunkt mit einen Holzfuhrweg verlaufend, diesem dann weiter folgend nach Süden bis zur Gemarkungsgrenze Schönstein.
d) Der restliche Teil der Gemeinde Hövels und die gesamte Bezirksgemeinde Holschbach werden in die Gemeinden links der Sieg eingemeindet.
Das gesamte Vermögen der Gemeinde Wissen rechts der Sieg, ging an die neu gebildetenGemeinden bzw. die Gemeinde Wissen links der Sieg. Die Aufteilung der Gemeinde Wissen rechts der Sieg sollte am 1.April 1951 wirksam werden.
In einer Sitzung des Gemeinderates Wissen links der Sieg unter dem Vorsitz von Bürgermeister Paul Schmitz wurde am 8. März 1951 einstimmig beschlossen, dass die Ortsteile Brückhöfe, Alserberg, Pirzenthal und die bisherige Bezirksgemeinde Holschbach eingemeindet werden. Dies geschah auch auf dem Hintergrund der Tatsache, dass Brückhöfe und Alserberg seit Jahrzehnten mit Wasser, Gas und Strom von Wissen rechts der Sieg versorgt wurden und die Kinder dort eingeschult wurden.
Die Bürgermeister von Wissen rechts und links der Sieg ab 1946 bzw. 1949:
Ab 1.10.1946 Bgm. Heinrich Stahl, der letzte von Wissen re.d. Sieg
Ab 1949 Bgm. Paul Schmitz
von Wissen li. d. Sieg
Im Heimatblatt der Rhein-Zeitung vom 01.10.1952 war zu lesen:
Historischer 1. Oktober
Gemeinde Wissen links der Sieg besteht nicht mehr
Der Gemeinderat nahm Abschied / Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters
WISSEN. Der 1. Oktober 1952 wird in die Geschichte des Amtes Wissen als historischer Tag eingehen, weil von diesem Zeitpunkt ab die vom Landtag beschlossene Neugliederung im gesamten Raum Wissen rechtswirksam wird. Im Zeichen der Neuordnung stand auch die letzte Sitzung des Gemeinderates von Wissen links der Sieg am Montagnachmittag in der „Altstadt“, da auch diese Gemeinde mit Wirkung vom 1. Oktober an nicht mehr existiert und in Zukunft die Bezeichnung „Gemeinde Wissen“ führt. An der Sitzung, die unter dem Vorsitz von Bürgermeister Schmitz gehalten wurde, nahm auch Amtsbürgermeister Küppenbender teil.
Ein Wappen, das am 20. April 1961 vom Innenministerium des Landes Rheinland-Pfalz genehmigt wurde, nimmt Bezug auf die geschichtliche Entwicklung der Gemeinde Wissen.
Wappenbeschreibung: In Silber ein blauer schräglinker Wellenbalken, darüber ein schwarzes Andreaskreuz, darunter 3 rote Rosen mit goldenen Butzen. Auszugehen ist von der am 1. Okt. 1952 erfolgten Zusammenlegung von Teilen der selbständigen politischen Gemeinden Wissen rechts der Sieg und Wissen links der Sieg. Ihre Trennung durch die Sieg deutet der Wellenbalken an. Wissen li.d. Sieg gehörte einst zu Kurköln; Dies ist durch die Farbgebung silber- schwarz im oberen Feld gekennzeichnet. Wissen re. d. Sieg gehörte zur Herrschaft der Herren von Wildenburg, was durch die Wappen - Embleme (3 rote Rosen) ausgedrückt wird.
Seit 1967 wurde das Wappen mit dem Ziel geändert, nur noch das historische Siegel der Schöffen von Wissen, das sogenannte Andreaskreuz mit der Jahreszahl 1539, als Gemeindewappen zu führen.
Der 19. April 1969 war der Tag der Stadtwerdung der Gemeinde Wissen. Sie vergrößerte sich durch die Eingemeindung von Elbergrund (freiwillig), Köttingen und Schönstein um rund 2200 auf 9450 Einwohner. Die Auflösung der genannten Kommunen und ihre Eingliederung wurde durch das „Vierte Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung im Lande Rheinland-Pfalz“ vom 17. Dezember 1968 bestimmt.