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Ausgabe 47/2024
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Frieden liegt in Verantwortung jedes Einzelnen

Nach der Kranzniederlegung fand die zentrale Gedenkveranstaltung der Verbandsgemeinde Wissen aufgrund des schlechten Wetters in der katholischen Kirche "St. Marien" in Mittelhof statt. V. l. Katja Weidt, Christoph Becker, Berno Neuhoff,Wiktoria Bresser, Silvia Thomas, Dr. Peter Enders, Martin Kürten, Franz Cordes

Foto: Thorsten Stahl

Foto: Thorsten Stahl

Mehr denn je bietet sich der Volkstrauertag an, nicht nur rückblickend an die Opfer von Krieg und Gewalt zu erinnern, sondern auch aktuelle Entwicklungen aufzugreifen und das Gedenken mit Mahnen und einem Hinweis auf die eigene Verantwortung zu verbinden. So richtete Landrat Dr. Peter Enders am heutigen Tage den Fokus auf jene Nachrichten und Schlagzeilen, die in Deutschland bei immer mehr Menschen zu der Erkenntnis reifen, dass Frieden und Freiheit eben doch keine Selbstverständlichkeiten sind, „sondern Werte, für die wir aktiv eintreten müssen“.

Der Landrat sprach bei der zentralen Gedenkfeier der Stadt Wissen und der Ortsgemeinden Hövels, Katzwinkel und Mittelhof in der Pfarrkirche in Mittelhof. Zuvor hatte er gemeinsam mit Bürgermeister Berno Neuhoff und Ortsbürgermeister Franz Cordes am Ehrenmal Kränze niedergelegt.

Enders, der selbst vor einigen Monaten in der Ukraine war, erinnerte an das unermessliche Leid, das dort über viele Familien gekommen sei. Seine Forderung: „Wir dürfen nicht wegsehen. Wir müssen solidarisch sein mit den Opfern und denjenigen, die für Frieden und Freiheit kämpfen.“ Ebenso griff Enders die Situation im Nahen Osten auf. Hier müsse man sich für Dialog und Verständigung einsetzen, damit ein Frieden für alle Menschen in dieser Region in greifbare Nähe rücken.

Gerade vor dem Hintergrund einer wachsenden Zahl antisemitischer Ausschreitungen rief Enders eindringlich dazu auf, entschieden gegen jede Form von Hass und Gewalt einzutreten: „Das oft postulierte,Nie wieder‘ heißt nicht nur, sich an die Vergangenheit zu erinnern, sondern es bedeutet vielmehr, dem Hass heute entschlossener denn je entgegenzutreten.“ Es liegt letztlich an jedem Einzelnen, aktiv zu werden: durch Klarheit und Wahrheit, durch Bildung, durch Dialog und durch das Eintreten für Gerechtigkeit. „Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Schrecken des Krieges nie wieder zur Normalität werden“, so der Landrat.

Den Faden der persönlichen Verantwortung griff auch Pfarrer Martin Kürten auf, als er auf das Wunder während des sinnlosen Mordens und Abschlachtens im Ersten Weltkrieg erinnerte: den (kurzen) Weihnachtsfrieden 1914 auf dem Schlachtfeld in Flandern. „Das zeigt: Frieden ist möglich, wenn auch nur für einen Tag, es liegt in unserer Verantwortung.“

An der Gedenkfeier nahmen auch zwei Schülerinnen des Gymnasiums Wissen teil. Wiktoria Bresser und Silvia Thomas aus dem Deutsch-Leistungskurs der Jahrgangsstufe 12, waren mit Schulleiterin Katja Weidt nach Mittelhof gekommen - ein deutliches Zeichen dafür, dass die Intention des Volkstrauertags auch die jüngere Generation angeht. Die Gymnasiastinnen griffen das Schicksal von Georg Trakl auf. Der österreichische Dichter hatte sich im Ersten Weltkrieg das Leben genommen. Vorgelesen wurde sein Gedicht „Verfall“.

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier von der Stadt und Feuerwehrkapelle Wissen und dem MGV „Glück Auf“ Steckenstein.