Ein Abend voller Mut, Menschlichkeit und Möglichkeiten
Montabaur - Es war ein Abend, der nicht nur informierte, sondern bewegte: Unter dem Titel „Lust auf Zukunft“ luden der Verein FAKT e. V. im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Pioniere des sozial-ökologischen Wandels“ Christiane und Christoph Bals, politischer Geschäftsführer von Germanwatch e. V., ins Kino Capitol Montabaur ein.
Die beiden Referenten spannten einen beeindruckenden Bogen: von globalen Machtinteressen über klimapolitische Wendepunkte bis hin zu mutmachenden Beispielen gelebter Demokratie in Ostdeutschland, Italien, Ungarn und Wien. Ein Jahr lang reisten Christiane und Christoph Bals durch Europa - auf der Suche nach Menschen, Initiativen und Orten, die bereits heute aktiv an einer zukunftsfähigen Gesellschaft arbeiten. Ihr Fazit: Es gibt sie - die Hoffnungszeichen.
Ob Menschen, die unter schwierigen Bedingungen wie in Florence, Italien eine Genossenschaft gründeten, um ihre Arbeitsplätze zu sichern, oder wie in Wien wo junge Menschen „Mila“ eine Mitmachgenossenschaft für gutes Essen, günstige Preise und nachhaltiges Miteinander gründeten. So wie bei dem 17-jährigen Abiturienten, den sie in Ungarn trafen, der sich erfolgreich für unzensierte Bildung an seiner Schule einsetzte, ist es immer wieder das Zusammenspiel vieler kleiner, mutiger Schritte gewesen, die große Wirkung zeigten, so Christoph Bals. Besonders ermutigend empfanden sie die Begegnung mit dem engagiertem Akteur Matteo Leonardi, Gründer des Klima-Thinktanks ECCO in Mailand, der betonte:
„Die reaktionäre Phase kann die Energierevolution verlangsamen, aber nicht mehr aufhalten.“ Denn bereits jetzt sind sogar mehr als 92% der weltweit neu zugebauten Stromkapazität durch erneuerbare Stromerzeugung, vor allem Solar und Wind. Christoph Bals verwies in diesem Zusammenhang auf den aktuellen IPCC-Bericht der von hunderten Wissenschaftlern erstellt wurde und zitierte daraus: „Das Zeitfenster in dem eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft gesichert werden kann schließt sich rapide.“ Die in diesem Zeitfenster getroffenen Maßnahmen und Entscheidungen werden sich jetzt und für tausende von Jahren auswirken.“ Christoph Bals beschrieb die zwei großen Triebkräfte der rechtsradikalen Dynamik. Zum einen nannte er das Fossiles Lager von Unternehmen und Staaten, die das fossile Geschäftsmodell mit Öl, Gas, Kohle unter allen Umständen verlängern wollen und einen regelrechten Kulturkampf gegen Elektrifizierung und erneuerbare Energien führten. Zum anderen die libertären Oligarchen deren Unternehmen weniger Steuern für die Reichen und weniger Unterstützung für die Armen fordern. Damit sich die Menschen aus dem Niedriglohnsektor nicht dagegen wehren, würden sie systematisch gegen die noch Schwächeren: Migrant:innen und Minderheiten aufgehetzt, so Bals.
Auch die Situation in Ostdeutschland wurde differenziert beleuchtet. Die sogenannte „Abwanderung der Zukunft“ - das Wegziehen junger, gut qualifizierter Menschen - schwächt vielerorts das gesellschaftliche Rückgrat und schafft Nährboden für rechte Narrative. Umso wichtiger sei es, diese Regionen gezielt zu stärken: durch Teilhabe, Bildung, Gemeinschaft und echte Perspektiven. Es gilt Hoffnung zu organisieren - gemeinsam mit den vielen Initiativen, die sich auf den Weg gemacht haben.
FAKT e. V., Veranstalter des Abends, setzt sich seit den 1990er Jahren für eine Kultur des Miteinanders ein - für psychische Gesundheit, Inklusion, Gleichwürdigkeit und Demokratie. „Wir glauben daran, dass Resilienz einer Gesellschaft dort entsteht, wo Menschen sich verbunden fühlen - mit sich, miteinander und mit dem Leben“, betonte Heike Schönborn von FAKT e. V..
„Lust auf Zukunft“ war mehr als ein Vortrag - es war eine Einladung, die eigene Wirksamkeit neu zu entdecken. Eine Erinnerung daran, dass Regeneration keine To-do-Liste ist, sondern eine Haltung: wie wir Krisen begegnen, wie wir zuhören, wie wir gemeinsam gestalten.
Der Abend endete mit langanhaltendem Applaus - und vielen Gesprächen der sichtlich berührten BesucherInnen. Die Atmosphäre war geprägt von einer spürbaren Sehnsucht, nicht im Zynismus zu verharren, sondern sich aufzumachen für eine gerechtere, ökologisch tragfähige und demokratische Zukunft. Der nächste Vortrag findet am 12. Mai mit Dr. Mathias Jung statt. Mehr Informationen unter
www.atelierkunstundtherapie.de