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Wochenblatt der Verbandsgemeinde Montabaur
Ausgabe 43/2022
Die Verwaltung informiert
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Jugend macht Zukunft: Projektleiterin sammelte mit einer 10. Klasse erste Erfahrungen zur kommunalpolitischen Teilhabe

Es war eine Premiere für alle Beteiligten: Larissa Metz, Leiterin des Projekts „Jugend macht Zukunft“, besuchte zum ersten Mal eine Schulklasse, um junge Menschen für kommunalpolitische Teilhabe zu begeistern. Denn genau darum geht es bei JumaZu.

Ort des Geschehens war die Anne-Frank-Realschule plus Montabaur, genauer gesagt das Klassenzimmer der 10d. Auf dem Stundenplan stand Sozialkunde, und das passte super ins Konzept. Auch Schulleiter Ernst-G. Carstensen findet es wichtig, die (noch) nicht wahlberechtigten Mitglieder der Verbandsgemeinde Montabaur in die lokale Politik einzubeziehen.

In der „Unterrichtseinheit JumaZu“ kam zur Sprache, wie die Verbandsgemeinde, die Stadt Montabaur und die einzelnen Ortsgemeinden aufgebaut sind, wie Entscheidungen getroffen werden und welche Beteiligungsmöglichkeiten es gibt. Für minderjährige Bürger sieht dies eher bescheiden aus. Rheinland-Pfalz ist eines der wenigen Bundesländer, die immer noch auf einem allgemeinen Wahlalter von 18 Jahren beharren. So sind die Einwohnerfragestunden bei den Ratssitzungen für junge Menschen bislang die einzige Gelegenheit, ihre Anliegen und Wünsche anzusprechen.

Exakt das möchte JumaZu ändern. Über die Plattform, von der VG Montabaur ins Leben gerufen und über das Haus der Jugend Montabaur organisiert, können Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene eigene Projekte starten – egal, ob es um einen Skateplatz im eigenen Dorf oder die Überdachung einer Bushaltestelle geht.

Dass die 10d ihre Interessen ohne Scheu äußerte, lag auch an der Methode. Über ein digitales Tool durften die Mädchen und Jungen über schuleigene iPads eingeben, was ihnen am Herzen liegt. Anonym! Dieser Brainstorm wurde für die ganze Klasse sichtbar auf ein Whiteboard übertragen. „Alles ist wichtig, und alle sollen sich ungefiltert einbringen können“, sagt Larissa Metz. „Nur so entsteht ein authentisches Bild.“ Dieses Bild war sehr bunt. So möchten die Jugendlichen mehr Bänke und Plätze zum Chillen, einen Basketball Court und mehr Läden zum Shoppen. Für ihre Schule wünschen sie sich niedrigere Kioskpreise, Kaugummi im Verkauf - und on top einen Red Bull Automaten.

Der ÖPNV spielt in der Lebenswelt der Schüler*innen eine besonders große Rolle. Wenn er funktioniert, bedeutet das Unabhängigkeit vom Taxi Mama oder Papa. Denn was ist schon uncooler, als von den Eltern zum Date gebracht zu werden? So ging ein zustimmendes Raunen durch die Runde, als auf dem Whiteboard erschien: Mehr Bus- und Zugverbindungen. Besserer ÖPNV. 9 Euro Ticket. Und schnell kamen Lösungen an die Wand: E-Scooter in der Stadt! Ein Schokoticket, mit dem Kids für wenig Geld Busse und Bahnen in der Region nutzen können. So etwas gibt es z.B. in Nordrhein-Westfalen. Erstaunlich, wie schnell der Knoten platzte und wie viele Ideen in weniger als zwei Minuten geboren wurden.

An sie möchte JumaZu nun mit BarCamps anknüpfen. Wie das funktioniert? In Kleingruppen diskutiert man über mitgebrachte Themen oder Fragen; eine Session dauert ca. 30 Minuten. Dann treffen sich alle Beteiligten zum allgemeinen Austausch, und im Anschluss geht´s nach kurzer Pause in neue Gruppen mit neuen Themen. Jeder und jede bringt sich ein, nimmt also nicht nur mit, sondern steuert auch Erfahrungen und Ideen bei. So profitieren alle im kreativen Miteinander.

Wir werden ernst genommen. Und wir können etwas verändern in unserem Umfeld: Diese Erkenntnisse haben den Zehntklässlern Mut gemacht. Larissa Metz wiederum hat erstmals live erfahren, wo bei den Jugendlichen der Schuh drückt und demnächst Projekte starten könnten.

JumaZu kommt gerne in die Stadt, die Orte und Vereine der Verbandsgemeinde Montabaur, um über die Teilhabe-Chancen junger Menschen zu sprechen oder ein BarCamp zu veranstalten. E-Mail: hallo@jumazu.de // Website: jumazu.de // Telefon: 0171 9136153.

Was ist JumaZu?

Jugend macht Zukunft, abgekürzt JumaZu.

Der Name ist Programm bei dieser Plattform der Verbandsgemeinde Montabaur. Über niedrigschwellige Angebote können Jugendliche ihre Themen, Fragen und Ideen diskutieren und in die lokale Politik einbringen.

Das Konzept ruht auf drei Säulen: Die erste und zugleich das Herzstück ist die Interaktion über Social Media, die von Larissa Metz moderiert wird. Die Kulturpädagogin wurde in Vollzeit eigens für das Pilotprojekt eingestellt. Über die verschiedenen Kanäle haben die jungen Leute die Möglichkeit, ihre Wünsche zu äußern; zudem finden sie hier viele Informationen zu den politischen Strukturen im kommunalen Bereich. Die zweite Säule bilden die BarCamps. Das sind Gesprächsrunden, in denen die Jugendlichen sich treffen und nach bestimmten Regeln ihre Themen vorstellen, diskutieren und gemeinsam Wege zur Umsetzung entwickeln. Im dritten Schritt sollen alle gesammelten Impulse in die politischen Prozesse der VG Montabaur einfließen.

Der Verbandsgemeinderat zeigt, wie wichtig ihm die Anliegen der noch nicht wahlberechtigten Generation sind: Er hat festgelegt, sich einmal im Jahr damit auseinanderzusetzen, sofern sie die Kommune betreffen. Dafür hinaus verpflichtet sich der Bürgermeister, Sorge zu tragen, dass die Themen, die über die lokale Ebene hinausgehen, an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden.

JumaZu ist auf zunächst auf drei Jahre befristet und läuft über Haus der Jugend. Für die Plattform hat der Verbandsgemeinderat insgesamt 250.000 Euro zur Verfügung gestellt.