Zum Vortrag von der im Keramikmuseum arbeitenden Archäologin Annette Zeischka-Kenzler über die Wanderhandwerker „Rastelbinder“ kamen am Donnerstagabend, 11.07.24 mehr als 20 Interessierte ins Museum am Alten Kannenofen.
Anhand von Texten, Fotos und zwei reparierten Keramiken erfuhren wir vom Vorgehen der Handwerker, die häufig aus Slowenien stammten, einzeln unterwegs, ihr Werkzeug stets bei sich trugen. Dies waren Metalldrähte- und Klammern sowie Zangen und anderes Werkzeug für die Metallbearbeitung. Klebstoffe zum Abdichten waren z.T. nur ein Gemenge aus Mehl und Wasser, alles aus der Natur, was sich zu Klebemitteln verarbeiten ließ wie u.a. Birkenpech, wurde benutzt. Es bedurfte spezieller Kenntnisse und Erfahrungen, die in der Regel vom Vater auf den Sohn weitergegeben, also nicht in einer schulischen Ausbildung vermittelt wurden.
Wichtig dabei ist auch die Bedeutung des Steinzeugs, das nur in besonderen Gegenden wie z.B. dem Kannenbäckerland hergestellt wurde. Die Besitzer waren dran interessiert, dass die Gebrauchsgegenstände nutzbar blieben, waren sie doch mit glatter Oberfläche wasserdicht und säurefest somit als Gefäße für die Vorratshaltung unverzichtbar und damit wertvoll.
Die zeitgleich tätigen „Kesselflicker“, häufig aus Rumänien kommend und einer Gruppe der Sinti und Roma zugehörig, brauchten Wagen für den Transport ihrer Werkzeuge. Fast immer richteten sie eine Feuerstelle ein, um durch Bearbeitung unter Hitze Reparaturen durchzuführen. Meist zogen sie im Familienverbund durch die Lande; Frauen und Kinder gingen von Haus zu Haus, sammelten defekte Gegenstände ein und brachten diese nach der Reparatur zurück. Anschließend wurde meistens in Naturalien bezahlt. Ein drittes Handwerk, die Scherenschleifer, gibt es vereinzelt heute noch, die beiden anderen Handwerke sind im Zuge von Modernisierungen und wegen anderer Materialien ausgestorben.
Wenn diese Handwerker in den Dörfern auftraten, war es für die Bevölkerung immer eine Abwechslung zum Alltag. Es kamen Neuigkeiten ins Land, durch gute Beziehungen zu anderen Dörflern wurden die Handwerker oft als Vermittler oder gar Heiratsvermittler eingesetzt.
Archäologische Funde von den frühen Hochkulturen und auch dem Römischen Reich verdeutlichen, dass es das Handwerk der „Rastelbinder“ bereits vor mehreren tausend Jahren gab.
Nach dem ca. 45-minütigen Vortrag und einer Fragerunde wurden zwei kurze Filme zum Thema „Tonförderung“ und dem „Brand in einem Kannenofen“ gezeigt. Anschließend bestand die Möglichkeit, den hiesigen Kannenofen zu besichtigen und bei einem Getränk ins Gespräch zu kommen, was die meisten Besucher taten.