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Kannenbäcker-Bote der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach
Ausgabe 30/2025
Mitteilungen der Bildungseinrichtungen
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Ransbach-Baumbach - Erich Kästner Realschule plus

Bildungsreise in die Normandie ein voller Erfolg -

Ein Reisebericht in die deutsche Geschichte

Nach langer Zeit der Vorbereitung war es uns eine große Freude, mit den 36 Teilnehmern der Erich-Kästner Realschule Plus Ransbach-Baumbach und sieben pädagogischen Fachkräften unserer Bildungsreise „Aufklärung zum Frieden – Gegen das Vergessen“ voller Vorfreude und Neugier los zu starten Richtung Normandie!

Nach einer -durchaus ereignisreichen- Busfahrt angekommen in Le Havre erkundeten wir die Zimmer des People Hostel sowie die nähere Umgebung, bevor nach dem ersten Abendessen das Einstimmen auf den ersten Programmpunkt, den Besuch der Soldatenfriedhöfe La Cambe und Colleville-sur-Mer durch eine kleine Ansprache eingeläutet wurde.

So fuhren wir am nächsten Morgen sehr früh zuerst nach Caen, wo wir unsere Guide abholten und anschließend auf den –an einer Schnellstraße gelegenen- deutschen Soldatenfriedhof La Cambe. Es wurde deutlich stiller in unserer Gruppe, als wir gemeinsam respektvoll die letzte Ruhestätte der über 21.000 deutschen Soldaten betraten und vorsichtig erkundeten; ein sehr bewegender Moment!

Wir erfuhren viele Fakten über die Hintergründe des Friedhofs, so auch beispielsweise den Grund des Anlegens dieses Friedhofs an ebenjener Straße. Das Alter der Gefallenen war oftmals erschreckend jung, der jüngste dort Begrabene war gerade einmal 14 Jahre alt. Viele weitere Dinge dort stimmten uns nachdenklich: Die Doppelbelegung der Gräber, die Beschriftung unidentifizierbarer Gefallener als „Ein deutscher Soldat“ auf den Grabplatten, aber auch die Achtung, die die Franzosen den gefallenen Besatzern entgegenbrachten; denn es waren Franzosen, die die Gefallenen in La Cambe begruben.

Die schlichten Grabplatten der Soldaten waren aus günstigen Materialien gefertigt worden und standen deshalb in einem besonders deutlichen Gegensatz zu der Grabstätte der Amerikaner, die wir als nächstes besuchten. Die Bilder, die unter anderem aus Filmen bekannt sind, selbst dort vor Ort zu sehen und –begleitet von unserer Guide- erklärt zu bekommen, empfanden wir in der Gruppe ebenso als sehr bewegende Erfahrung; direkt oberhalb der Landungszone, die als Omaha Beach traurige Bekanntheit erlangt hat, zu stehen und von dort auf den Schauplatz des vor vielen Jahrzehnten Geschehenen erinnert zu werden…dies hat viel in unseren Teilnehmern bewegt.

Abends hielten wir nach dem Abendessen den ersten Workshop zur Vertiefung ab. Die Äußerungen der Teilnehmer spiegelten sehr unterschiedliche Eindrücke, die jeder für sich auch anders mit den Materialien gedanklich nachbereiten konnte. Da für die Workshops immer nur ein überschaubarer Zeitraum angesetzt war, blieb so auch noch Zeit für den einen oder anderen Bummel durch die Umgebung.

Im Memorial Caen, welches wir als ein beeindruckendes Museum kennenlernen durften, machten wir am nächsten Tag eine außergewöhnlich gut aufbereitete Zeitreise vom Beginn des Nationalsozialismus bis in den Krieg hinein mit, welche am Ende der Tour mit einem kurzen Film im Museums-Kino auch wieder aus diesem Krieg herausführte. Die Exponate sind weitgehend Originale und unser Staunen war enorm! Hier fand wirklich jeder der Teilnehmer etwas, was ihn beeindruckte; Teile der langen Tour allerdings waren auch sehr beklemmend und führten in die Tiefen der schrecklichen Gräuel, die den Menschen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern angetan worden waren. Aber die Tour führte uns schließlich auch an die Orte, an denen der Schrecken der Nazis letztlich ein Ende fand. Und dass man sich hier gleichzeitig zudem persönlich an ebendiesen Orten zum Jahrestag der Invasion befand, vermittelte ein seltsames Gefühl der Authentizität, welche unsere Jugendlichen aus dem Westerwald richtiggehend einfing.

Auf dem Rückweg machten wir einen längeren Halt am Strand und verbrachten dort einen schönen Nachmittag, der auch dringend nötig war, um gedanklich etwas abschalten zu können. Gerüchten zufolge sollen sogar Einige den Weg ins Meer gefunden haben und plantschten dort bei nicht eben sommerlichen Temperaturen. Ebenso kam es zum Austausch mit Einheimischen, die sich neugierig unseren Teilnehmern zuwandten.

Ein weiterer Workshop am Abend, zu dem wir die aufgezeichneten Grußworte des Landrats Schwickert sowie Beiträge vieler Bürgermeister der VG Ransbach-Baumbach präsentieren konnten, zeigte dann auch tiefe Nachdenklichkeit über das Vorgetragene: Die Jugendlichen nahmen die Statements, besonders das der Bürgermeisterin der Ortgemeinde Alsbach, Frau Christmann, tief in sich auf und hatten –auch nach dem ausgiebigen Besuch des Memorial- durchaus Fragen und Redebedarf, der in den Kleingruppen ganz unterschiedlich ausfiel und verschiedenste Schwerpunkte hatte.

Den bewegenden Höhepunkt unserer Bildungsreise erreichten wir am letzten Tag mit dem Besuch der Jubiläums-Feierlichkeiten am Juno Beach, der Landungszone der Kanadier. Vor der Kulisse des Strandabschnitts waren viele historische Fahrzeuge zu bestaunen und ebenso viele Angehörige des kanadischen wie des französischen Militärs. Bei einem Spaziergang am Strand entdeckten wir niedergelegte Blumen und Helme, die zum Andenken an die Gefallenen hinterlegt worden waren.

Die –vor dem Centré Juno Beach abgehaltene – Zeremonie, die mit vorwiegend in französischer Sprache vorgetragenen Reden verschiedener Honoratioren eröffnet wurde, bevor musikalisch begleitet feierlich die Kränze am Mahnmal niedergelegt wurden, war wirklich bewegend und ein auch für uns feierlicher Abschluss unserer Bildungsreise „Aufklärung zum Frieden – Gegen das Vergessen“!

So fuhren wir alle mit unglaublich vielen Eindrücken und dem einen oder anderen Souvenir im Gepäck zurück ins Kannenbäckerland, wo es viel Schlaf nachzuholen galt…und theoretisch könnte der Bericht hier auch enden.

Aber tatsächlich würde es hier gar keinen Bericht geben, wenn uns bei dieser Bildungsreise nicht einige Firmen, Privatpersonen und -mit der größten Einzelspende- ganz besonders der Verein „Die Volksverpetzer e.V.“ finanziell unterstützt hätten! So gilt unser Dank den Firmen WEPA, Jungbluth, Spang Blumentopf Fabrik, MK Haustechnik und der Westerwaldbank. Ganz besonders danken möchten wir allerdings auch zwei Quellen, die nicht namentlich genannt werden möchten, denen es allerdings ein ganz besonderes Anliegen war, dass diese Fahrt in geplanter Weise stattfinden konnte. Ein ganz, ganz großes Dankeschön Ihnen allen!

Großer Dank gebührt auch der Schulleitung der Erich-Kästner Realschule Plus Ransbach-Baumbach, die unserer Bildungsreise „Aufklärung zum Frieden – Gegen das Vergessen“ von Beginn an aufgeschlossen gegenüberstand. Wir danken den Lehrern Bernd Blasius, Martin Schilk und Alexander Barth sowie der Schulsozialarbeiterin Charlin Kuch und Enis Sengül (Jugendzentrum der VG Ransbach-Baumbach) für Ihre Unterstützung im Vorfeld wie auch bei Durchführung unserer Reise in die deutsche Vergangenheit. Man hätte sich kein besseres Team dafür wünschen können!

Und so verspüren wir vor allem Freude und Dankbarkeit über das Erreichen unserer Ziele und besonders über die Nachdenklichkeit, die wir gelegentlich in den Augen der Teilnehmer sehen durften.

Andreas Büchting, Realschullehrer (im Sabbathjahr)
Claudia Büchting, Jugendzentrum der VG Ransbach-Baumbach